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PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

Titel: PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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überrascht stehen. Sie rechnete mit ein paar Armaturen, einem Hirnwellendetektor und ein paar medizinischen Apparaten. Stattdessen wartete eine einzelne Person in einem weißen Kittel auf sie. Dem Körperbau nach handelte es sich um einen Lirbal. Er richtete sich langsam auf und drehte sich um.
    Carmydea sah in diese Maske, in dieses Rautenmuster aus abwechselnd orangenen und violetten Farbtönen. An den Seiten des Kopfes markierten buschige Federspiele die Ohren, und am Kinn der Maske prangte ein schneeweißer Spitzbart.
    »Pronk!«, rief Carmydea. »Pronk Trazyn!«
    Sie wunderte sich nicht, dass er an Bord war. Er gehörte zur Besatzung der SHEYAR und war der Psychologe für Fremdmentalitäten. Aber dass ausgerechnet er die Untersuchung durchführen sollte, brachte sie ein wenig aus der Fassung.
    »Guten Tag, Carmydea Yukk!«, sagte er mit sanft-melodischer Stimme. »Geht es dir gut?«
    Die Frage irritierte sie, deshalb zögerte sie mit der Antwort. Sah er es ihrer Maske nicht an?
    »Ich befinde mich zwischen Hoffen und Bangen«, erwiderte sie. »Was bezweckt Vedikk mit dieser Untersuchung?«
    »Ob Vedikk etwas damit zu tun hat, weiß ich nicht. Wir hingegen brauchen Gewissheit, bevor wir nach Jyrescabat zurückkehren.«
    »Von wem kommt die Anweisung?«
    »Es steht so in meinen Dienstvorschriften im Fall einer Entführung, eines Kidnappings und so weiter.«
    Die Mappen mit den Vorschriften gehörten zur Ausrüstung jedes Schiffes. Die Jyrescao hatten keine eigenen zusammengestellt. Die vorhandenen stammten aus dem Fundus der Harmonischen. Kein Jyresca hätte damit jemals ein Problem, die Escalianer schon.
    Was sind wir nur für ein merkwürdiges Volk!
    »Ich möchte mit Pridon beginnen«, sagte Pronk Trazyn. »Das ist dir doch recht, oder?«
    »Ja – ja natürlich!«
    »Dann bitte ich jetzt Galoben Keann dazu.«
    Carmydea kannte den Namen, mehr nicht. Keann war der Sicherheitschef der GARRAN. Ein Escalianer.
     
    *
     
    Pridon stand am Tisch. Pronk Trazyn saß ihm gegenüber, während Keann hinter dem Psychologen Aufstellung nahm.
    »Erzähl uns, was geschehen ist«, forderte der Psychologe den Rombina auf. »Am besten seit dem Zeitpunkt eurer Gefangennahme bei der Anomalie.«
    Pridon berichtete von ihrer Gefangennahme und dem aggressiven, überzogenen Verhalten Cratons gegenüber Carmydea, dem Transport zum Schauspielpalast sowie der Ankunft TANEDRARS. In einem Zustand höchster Verzückung hatte er die Zeit bis zum Gastmahl verbracht. TANEDRAR hatte Alaska Saedelaere einen Splitter verliehen und ihn damit zum Harmonischen gemacht.
    »Das Klima im Schauspielpalast hat sich dadurch grundlegend geändert«, sagte Pridon. »Plötzlich verschwand diese unterschwellig feindselige Stimmung gegenüber den Fremden, aber auch gegenüber den Unharmonischen. Der Kanzler redete sachlich und sogar freundlich mit Carmydea Yukk und bot ihr Verhandlungen an.«
    »Gut, das reicht erst einmal«, unterbrach ihn Pronk Trazyn. »Wir werden deine Aussage später mit denen von anderen Teilnehmern am Festmahl vergleichen.«
    Carmydea sah der Rautenmaske an, dass Pronk Trazyn nicht mit einer derart positiven Aussage des Harmonischen gerechnet hatte. Der Psychologe tuschelte kurz mit Keann, dessen Maske aus einem starren Material bestand. Ihm konnte man keine einzige Regung ansehen.
    »Ich frage den Adjutanten«, klang es dumpf und abgehackt aus der Mundöffnung. »Pridon, kannst du dir vorstellen, dass TANEDRAR eines Tages ihre Splitter zurückruft und wir alle zu Unharmonischen werden?«
    Pridon rechnete mit dieser Frage ebenso wenig wie Carmydea. Dennoch kam seine Antwort, ohne zu zögern.
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Und wieso?«
    »In der langen Zeit, die unser Palast und die Schutzflotte in der Anomalie gefangen waren, haben wir zahllose Universalmodelle durchgerechnet und in Dialogstücken durchgespielt. Wir hofften, dabei irgendwann auf eine Idee zu stoßen, wie wir uns aus der Anomalie befreien könnten. Dabei kam uns auch der Gedanke, was mit unseren Splittern passiert, wenn die Verbindung zu TANEDRAR abreißt. Wir versuchten in intensiven Gesprächen und Übungen über große Zeiträume hinweg, uns auf den Zeitpunkt vorzubereiten, an dem die Harmonie in uns erlischt.«
    »Tat sie es denn?«
    »Nein. Die Splitter und die Harmonie blieben erhalten. Es zeigte uns, dass auch in der Anomalie eine Verbindung zu TANEDRAR existierte. Wir riefen sie an, schickten gemeinsam Gedankenbotschaften. Bis die beiden Retter

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