PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen
Die Automatik schaltete Filter ein, während die Zahl der Kränze von Lil und Lil zunahm und die Oberfläche der Kröte in ein Meer aus leuchtenden Warzen verwandelte.
Die Kröte bewegte sich ruckartig. Aus den Lautsprechern drangen mehrere Warnrufe, dann das Schimpfen des Trägers der Spiegelmaske.
»Überstürzt nichts!«, mahnte Draupadi. »Aber bleibt dran.«
Die Kröte lag seit Anbeginn in diesem Krater, halb in den Boden eingegraben und immer wieder mit Staub überhäuft. Jetzt arbeiteten Hundertschaften Roboter daran, sie freizuschaufeln und für den Abtransport herzurichten. Absaugrohre, jedes einzelne mit dem Durchmesser eines Korridors, führten vom Körper bis an den Innenrand des Kraterwalls. Dort stiegen mal träge, mal vehement Fontänen auf. Der Staub verteilte sich mit der ihm eigenen Trägheit auf Himmelskörpern von niedriger Schwerkraft. Er bildete langsam rotierende Teppiche über dem Mond, die nach und nach zu Boden sanken.
»Drei Syr brauchen wir noch«, erhielt Draupadi zur Antwort.
Für die Jyrescao auf der Wachtwelt bedeutete es, dass sie warten mussten. Draupadi stoppte den Countdown für alle beweglichen Einheiten.
Immer mehr Details der Kröte traten zutage. Vertiefungen entstanden, wo kurz zuvor noch ein beulenübersäter Buckel gewesen war. Das geschlitzte Maul verwandelte sich in einen Hangar für Bodenfahrzeuge, dessen Ladeklappe einen Spaltbreit offen stand. Die Spinnenbeine endeten in einem tellerähnlichen Untersatz, in dem die Kröte ruhte.
Das Versteck im Krater eignete sich nicht gerade für eine schnelle Flucht. Aber das hatte von Anfang an niemand in Erwägung gezogen. Dazu war die Kröte zu gut versteckt. Der Staub verhinderte die Ortung. Da hätte schon ein Escalianer persönlich den Krater inspizieren müssen.
Merveres Draupadi richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die beweglichen Einheiten der Wachtwelt. Vereinzelt patrouillierten sie auf ihren gewohnten Strecken hoch über der Planetenoberfläche. Stunde für Stunde halbierte sich ihre Zahl. Ein Syr vor dem Sonnenuntergang zogen nur noch die zwei Dutzend Gleiter über der Äquatorzone ihre Bahn.
Draupadi kommunizierte nun pausenlos mit Koruban und Kons. Erste schwache Energieortungen aus dem Dschungel zeichneten sich auf den Bildschirmen ab. Nachdem die Habitate ihre letzten Gleiter eingeschleust hatten, aktivierten sie nach und nach die Energiesysteme ihrer Großanlagen.
Noch bestand keine Gefahr einer Ortung aus dem All. Das kritische Fenster begann ein Syr vor dem Ende des Countdowns und reichte bis zu dem Augenblick, wenn die Flotte in den Überraum wechselte. Tauchten in dieser Zeit Schiffe der Harmonie auf, würde sich die Jyrescaboro der Verfolgung nur schwer entziehen können. Von einem Angriff ganz zu schweigen.
Merveres Draupadi zog sich in seine Wohnung im 18. Habitat zurück. In Gedanken durchforstete er die Abläufe ihres Aufbruchs und die möglichen Konsequenzen, die sich daraus ergaben. Mit der Wachtwelt räumte die Jyrescaboro ihre wichtigste Bastion. Andere Stützpunkte der Organisation waren technisch besser ausgerüstet und nahmen es problemlos mit einer feindlichen Flotte auf. Bei Jyrescabat lag der Fall anders: Wenn sie diese Welt hinter sich ließen, verließen sie ihre Zuflucht, ihr geheimes Rückzugsgebiet. Wenn Jyrescao ihren Lebensraum verloren, nahm der Dschungel der Wachtwelt sie auf und bot ihnen Habitate zum Überleben. Viele waren in letzter Zeit nicht dazugekommen, aber es würden mehr, wenn erst die Schlachten um Escalian tobten und falls der unbekannte Feind die Oberhand gewann.
Ausgerechnet in diesen Tagen verlangte es die Vernunft, dass sie den Planeten aufgaben und sich vor den Harmonischen in Sicherheit brachten. Sosehr er sich auch das Gehirn zermarterte, Draupadi fand keine Erklärung, warum Carmydea Yukk so etwas riskiert hatte. Vielleicht steckte der Fremde dahinter, dieser Alaska Saedelaere?
Wieso – bei allen Universen – hatte er dieses Geschenk TANEDRARS erhalten, das ihn zu einem Harmonischen machte? Alaska Saedelaere trug einen »Splitter« der Superintelligenz in sich – etwas, das so vielen Kindern Escalians nicht vergönnt war.
Merveres Draupadi nahm sich vor, den Grund dafür herauszufinden. Ein Harmonischer war kein Feind, sondern ein Auserwählter. Ein Unharmonischer besaß eine natürliche Immunität gegen die Wohltaten TANEDRARS, und er hielt das für normal. Nicht einmal die Superintelligenz schien es zu stören.
Die Wurzel allen Übels waren die
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