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PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen

Titel: PR 2680 – Aufbruch der Unharmonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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unsere Welt erobern.«
    Sholoubwa reagierte nicht auf die Drohung. Carmydea gewann sogar den Eindruck, als würde der Roboter bewusst weghören.
    Sie verließen die Anlage. War es bisher überall zwischen den Aufbauten und Aggregaten totenstill gewesen, hörte Carmydea nun an vielen Stellen Geräusche. Roboter verließen ihre Abstellplätze und machten sich an den Verkleidungen von Maschinen zu schaffen. Unmittelbar vor den beiden Unharmonischen tauchte ein tentakelbewehrter Würfel auf und begann an den Abdeckplatten der Wand zu schrauben.
    Nicht nur Carmydea Yukk kam der Zeitpunkt dieser Aktivitäten seltsam vor – gerade so, als seien sie von ihrem Gespräch ausgelöst worden.
    Als sie wieder unten waren und den mechanischen Aufzug verließen, hielt Merveres Draupadi Carmydea zurück.
    »Ich sagte neulich, es gibt etwas, das du nicht weißt«, begann er. »Auch ich habe seit Kurzem Albträume. Und ich fürchte, wir beide sind nicht die Einzigen, die betroffen sind.«
     
    *
     
    Carmydea spürte Pronks Körper auf ihrer Haut und genoss jeden Quadratzentimeter. Seine Hand lag noch immer zwischen ihren Schenkeln, während sein Kopf abgerutscht war und unter ihrer Achsel ruhte. Pronk atmete gleichmäßig, aber sein Kopf zuckte ab und zu wie unter elektrischen Schlägen. Das war es, was sie geweckt hatte.
    Pronk Trazyn bewegte sich immer ungestümer. Carmydea streichelte ihn, um ihn zu beruhigen, aber da packte es auch sie.
    Pronk schien sich plötzlich vor ihren Augen aufzulösen, obwohl sein Körper noch da war. Stattdessen sah sie schemenhaft ein Gesicht an der Wand, das sich ihr entgegenreckte. Es war verzerrt, der Mund zu einem Schrei geöffnet. Nach einer Weile wurden die Konturen deutlicher und so scharf, dass ihre Augen schmerzten.
    Sie schrie unterdrückt auf. Das Gesicht gehörte nicht ihrem Bruder, es war ihr eigenes. Verzerrt, wie zerfetztes Papier kam es ihr vor, der Mund eine faserige Öffnung.
    Pronk erwachte von ihrem Schrei und tauchte aus der Versenkung auf. Er starrte an ihr vorbei auf die gegenüberliegende Wand.
    »Mich suchen sie inzwischen regelmäßig heim«, ächzte er.
    Mitten in seine Worte schrillte der Alarm. Carmydea sprang hastig aus dem Bett.
    Draupadis Stimme war zu hören. Jyrescabat hüllte sich in diesem Augenblick in seine Schirmfelder. Die Schleusenschotten fuhren zu, die Sicherheitsschotten zwischen den Ebenen des Palasts wurden geschlossen. Die Habitate schotteten sich ebenfalls ab.
    Draußen im Korridor erklang das Trampeln von Stiefeln. Die Kabinentür öffnete sich, bewaffnete Lirbal drangen ein.
    »Anziehen und mitkommen!«, sagte einer. »Befehl von Merveres Draupadi.«
    »Von wem sonst?«, meinte Pronk und kroch aus dem Bett.
    So schnell es ging, zogen sie sich an und folgten den Bewaffneten in die Kommandozentrale des Palastes. Merveres Draupadi wartete schon. Seine Maske sah irgendwie zerknüllt aus, als habe er sie sich abgerissen und sie hinterher unsachgemäß übergestreift.
    »Es ist mein Gesicht«, stellte er fest. »Ich sehe es mal sanft, mal verzerrt, mal makellos, mal verwüstet.«
    Er bemerkte Carmydeas Ankunft. »Ihr seid verhaftet. Reine Prophylaxe. Etwas geht vor, und ich weiß nicht, wo ich den Verursacher suchen soll.«
    »Bei den schraubenden Robotern?«, fragte Pronk Trazyn leise.
    »Ich denke an irgendeine mentale Waffe, die ihr eingeschleppt habt. Der Anschlag gilt dem Palast als dem Zentrum der Jyrescaboro.«
    Draupadi löste Großalarm für die Flotte aus. Immer mehr Rückmeldungen trafen ein. Die Unharmonischen sahen immer häufiger Gesichter – ihre eigenen Gesichter. Sie taten es schon seit einigen Voo, also bereits vor dem Zeitpunkt, als Carmydea Yukk nach Jyrescabat gekommen war.
    Die Vermutung mit der eingeschleppten Waffe oder Psi-Waffe ließ sich nicht länger aufrechterhalten.
    Über der Wachtwelt sammelten sich die ersten Verbände der Jyrescaboro-Flotte.
    Überall an den Wänden im Palast und in den Habitaten und Schiffen tauchten Gesichter auf.
     
    *
     
    Carmydea Yukk hetzte den Korridor entlang hinter Pronk Trazyn her.
    »Nicht hinsehen!« Sie keuchte. »Einfach nicht hinsehen!«
    Sie starrten krampfhaft nach unten auf den Boden, stießen mit entgegenkommenden Jyrescao zusammen. Endlich – die Tür zur Kabine.
    »Nicht hinsehen!«, sagte jetzt auch Pronk. »Im Spiegel ist nichts. Du kannst in den Spiegel sehen.«
    Carmydea unterließ selbst das. Sie sank auf einen Stuhl, schloss die Augen und wartete.
    »Es geht vorbei«, sagte sie.

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