PR 2682 – Schlacht an der Anomalie
Zählwerk ... es bewegte sich schneller und schneller, und es zeigte höchst einseitige Bewegungen. In diesen Lil, da Stille herrschte, wurde womöglich die Schlacht entschieden.
Das Reich der Harmonie verlor Schiff um Schiff. Ganze Verbände rasten in ihr Unglück, während QIN SHI seine Flottenkommandanten zu Höchstleistungen antrieb.
Die Zapfenraumer arbeiteten wie mit Seziermessern. Zerteilten den Raum. Kannten keinerlei Gnade und vernichteten alles rings um sie.
»Verschwindet!«, hörte sich Craton Yukk sagen. »Lasst uns gefälligst in Ruhe!«
Wurde QIN SHI des Zerstörens und Mordens denn nicht müde? Warum fuhren die Zapfenraumer in ihrem Werk fort? Sollten sie doch verschwinden und ins Reich der Harmonie eintauchen, um dort nach Opfern ihrer Wut zu suchen. Aber sie sollten endlich mit dem Töten aufhören! Dies waren seine Leute, seine Schutzbefohlenen, und er hatte ihnen schlechte Dienste erwiesen, nur weil er sich nicht gegen die Positronik hatte wehren können.
»Rückzug!«, sagte er. »Wir geben das Redondo-System auf.«
Der Rechenverbund reagierte nicht. Er ließ weitere Flottenteile gegen die Kristallkugeln anbranden, als meinte er, bloße Masse würde reichen, diesem unheimlichen Feind beizukommen.
»Wir müssen uns zurückziehen«, wiederholte Craton Yukk, lauter diesmal.
»Du hast keine Befugnisse mehr. Abgelehnt.«
»Aber siehst du denn nicht, was hier geschieht?« Er war fassungslos. »Wir werden vernichtend geschlagen, bis auf den letzten Mann abgeschlachtet!«
»Ich habe die Wahrscheinlichkeiten gegeneinander abgewogen. Wir erreichen mehr, wenn wir den Kampf bis zum Ende ausfechten, als wenn wir QIN SHIS Einheiten ins Innere des Reichs entkommen ließen. Außerdem sind wir verpflichtet, Escalian mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen. Das Reich der Harmonie verlangt und fordert die totale Selbstaufgabe.«
Das war völliger Wahnsinn! OHLT wägte zwei Möglichkeiten gegeneinander ab und entschied sich dafür, dem Feind so viel Schaden wie möglich zuzufügen, statt einen – halbwegs – geordneten Rückzug anzutreten, die gewonnenen Erkenntnisse im Kampf gegen QIN SHI auszuwerten, die Wunden zu lecken und neue Strategien zu entwickeln.
»Ich bitte dich: Wir müssen weg von hier und retten, was zu retten ist!«
»Das entspricht nicht meinen Handlungsroutinen und auch nicht den Befehlen, die du gegeben hast, bevor ich dich aus der Verantwortung nehmen musste. QIN SHI wird bekämpft; komme, was wolle.«
9.
Gardeleutnant Pridon betrachtete die Informationen. Er konnte kaum glauben, was er da sah. Die Unharmonischen planten Angriffe auf drei der Schlüsselwelten im Reich! Sie wollten Trasam, Nigualbac sowie Okendar vernichten, ohne Rücksicht auf eigene Verluste, und damit die intergalaktische Wirtschaft in einem schier unglaublichen Maß schwächen. Nicht nur das: Zwei der drei Welten waren wichtige Industrie- und Handelsstandorte, die insbesondere hochtechnisierte Halbfertigprodukte für den Raumschiffsbau sowie Waffensysteme lieferten.
Fielen die drei Welten dem Feind zum Opfer, würden nicht nur Abermilliarden an Harmonischen sterben, sondern auch die Rüstungswirtschaft geschwächt werden. Ganz abgesehen von den negativen Auswirkungen auf die Moral der Escalianer, die zu erwarten waren.
Pridon wollte die Konsequenzen dieser Angriffe gar nicht weiter durchdenken. Sie waren eine Begleiterscheinung zum eigentlichen Vorhaben QIN SHIS, über das bislang nur wenig bekannt war. Aber die Unharmonischen würden an einer bedeutsamen Nebenfront Schäden verursachen, wie sie Escalian seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt hatte.
Wie hatte es bloß so weit kommen können? Warum verfügten Carmydea Yukk und ihre Gefolgsleute über derart viele Mittel? Inwieweit war das Reich von Agenten des Feindes unterminiert? Warum hatten die Geheimdienste versagt und nichts von den Bemühungen QIN SHIS mitbekommen?
Das Reich hatte geschlafen, keine Frage. Es hatte die Gefahr, die von den Unharmonischen ausging, sträflich unterschätzt. Der Kanzler hätte mit wesentlich mehr Härte gegen sie vorgehen müssen, hätte statt Deportationen Massenhinrichtungen ansetzen sollen.
Gardeleutnant Pridon schüttelte den Kopf. Er musste an diesen Menschen denken, an Alaska Saedelaere. Er hatte seltsame Ansichten zu diesem Thema geäußert und sie »Humanismus« genannt. Pridon hatte seine Ansätze nie zur Gänze verstehen können und hatte die Meinungsverschiedenheiten darauf geschoben, dass der
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