Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

Titel: PR 2682 – Schlacht an der Anomalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
hatte, gab es von hier weg nur ganz wenige Abzweigungen. Er ahnte, wohin der andere ging.
    Gardeleutnant Pridon folgte ihm mit langen, raumgreifenden Schritten, und schon bald sah er den Unharmonischen unmittelbar vor sich. Er orientierte sich. Sichtete eine Vielzahl von Überwachungskameras und -sonden.
    »Warte! Ich habe da etwas gesehen!«, rief er dem Unharmonischen zu, sobald er meinte, den richtigen Ort ausfindig gemacht zu haben.
    »So?« Der Mann der Inneren Sicherheit blieb stehen, kam ihm dann entgegen. Seine Maske, ein einfaches und billiges Fabrikat, drückte mithilfe von Farbkombinationen Neugierde aus.
    Pridon trat an die rechte Seite des Ganges, sein Gegenüber folgte ihm instinktiv. Dies hier war ein toter Winkel, zumindest für eine Weile. Fix installierte Kameras erfassten diesen Bereich nicht. Eine mobile Einheit, die den Gang entlang der Decke rauf- und runterraste, würde erst in etwa einer Dun zurückkehren.
    Er packte den Lirbal, presste beide Daumen der Linken gegen seinen Nacken, am Maskenansatz. Dort, wo sich ein Nervenzentrum befand.
    Sein Gegenüber stieß ein Keuchen aus, wollte nach ihm greifen, fand aber nicht mehr die Kraft dazu. Er kippte haltlos vorwärts, auf ihn zu.
    Pridon packte den Mann und zog ihn mit sich, immer an der Wand entlang, hin zu einer der unzähligen Servicekabinen, öffnete die Tür und stieß den Bewusstlosen hinein, um gleich danach selbst in das winzige Kämmerchen zu schlüpfen.
    Er zählte die Lil, während er den Bewusstlosen abtastete, ihm die Kleider vom Leib zerrte, sie überzog, die Maske anlegte, Ausweise und Waffen an sich nahm.
    Pridon öffnete die Tür nach exakt 48 Lil, trat auf den Gang und setzte seinen Weg fort, nun in einer neuen Identität. Er imitierte den raschen Schritt des Lirbal, der fast ebenso groß wie er gewesen war.
    Die Bordpositronik würde das Verschwinden eines Mannes registrieren; doch sie hatte ihn, so hoffte er, als Mitglied der Reinigungsaufsicht identifiziert und würde es durchaus für möglich halten, dass er sich für eine Weile in dem kleinen Servicekämmerchen aufhielt. Ein wenig Zeit war alles, was Pridon brauchte.
    Er bog nach links ab, benutzte einen Antigrav, näherte sich über Umwege einem Hangar; diesem einen Ziel, das er auserkoren hatte.
    Drei Unharmonische starrten ihm entgegen. Sie gaben sich misstrauisch. Zwei Lirbal und ein ... ein Rombina, erkennbar an den Händen und am Gehabe.
    Ausgerechnet! Ein anderer Rombina, füllig und mit nervösem Gehabe, führte hier das Kommando.
    Kein Wunder. Wer könnte sich besser in meine Gedankenwelt versetzen als ein Mitglied meines eigenen Volkes?
    Pridon gab sich entspannt und dennoch selbstsicher. Nur das dritte Auge unter seiner schlecht sitzenden Maske pochte intensiv als Zeichen seiner Nervosität. Er musste improvisieren. Musste rasch und zielgerichtet handeln.
    »Ich wurde zugeteilt«, sagte er, sobald er bis auf einige Schritte heran war. »Gibt's was Neues von diesem Harmonischen?«
    »Niemand sagte uns, dass wir Verstärkung erhalten würden.« Der Landsmann wirkte verärgert.
    »Du weißt, wie chaotisch es derzeit zugeht. Und jetzt zeig mir deine Legitimationen.«
    »Wie bitte?«
    »Der Flüchtling ist ein Rombina. Und du bist ebenfalls einer. Es liegt nahe, dass er die Identität eines anderen Angehörigen seines Volks annimmt. Also: Ich möchte deine Legitimationen sehen!«
    Die beiden Lirbal rückten von ihrem Kameraden ab, plötzlich misstrauisch geworden. Es war ihnen anzusehen, dass sie mit derartigen Situationen nicht vertraut waren. Auch der Rombina verlor an Selbstsicherheit.
    »Aber ich bin doch ... Ich habe ...«
    »Geht es dir nicht gut? Fühlst du dich ertappt?« Pridon trat näher, musterte den anderen von oben bis unten und hoffte seinerseits, dass jener nicht darauf kam, in ihm ebenfalls einen Rombina zu sehen. Er durfte sich bloß nicht anfassen lassen, nicht von einem wie ihm, der eine ebensolche Sensibilität in den Fingerkuppen hatte wie er selbst. Seine Identität wäre augenblicklich aufgeflogen.
    »Ich bin Nimis Fea«, flüsterte sein Gegenüber. »Ich stehe seit Anbeginn der Krise hier und bewache den Zugang zu Hangar drei-sechs.«
    »Schöne Worte sind zu wenig, Nimis Fea. Deinen Befehlschip möchte ich sehen.« Pridon hielt seine Hände weiterhin auf dem Rücken verschränkt. Er wandte sich den beiden Lirbal zu. »Habt ihr seine Maske überprüft? Gehört sie ihm?«
    Die drei Wächter starrten einander an. Unsicher und ohne zu wissen,

Weitere Kostenlose Bücher