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PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

Titel: PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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halben Dutzend singenden Mäusen – sie waren vor Jahren der Nachfragerenner zu Weihnachten – habe ich nie eine meiner Arbeiten für mich zurückbehalten. Es ist besser so, das sagt jeder in der Branche.
    »Mutter?«
    Ich gehe zum Fenster, um mich abzulenken. Unruhig wippt Irp auf meiner Schulter vor und zurück.
    Gestern habe ich beanstandet, dass die saftigen Weiden brachliegen, dass ich keine Kühe, Schafe oder wenigstens Ziegen zu sehen bekomme, wenn ich nach draußen sehe. Heute sind Kühe da, eine ziemlich große Herde sogar. Über hundert Tiere, schätze ich. Doch zwischen ihnen grasen schwarz und weiß gestreifte Vierbeiner. Zebras?
    Obwohl ich weiß, dass sich deshalb nichts verändern wird, neige ich mich ein wenig nach vorn und kneife die Augen zusammen. Der Durchschnittsterraner kennt Zebras bestenfalls aus den terranischen Naturzoos, aber dort stehen sie bestimmt nicht auf Bergwiesen.
    Mir bleibt nur ein Kopfschütteln; ich frage mich, wer für diesen Stilbruch verantwortlich ist. Wenn das so weitergeht, werden eines Tages kleine weiße Elefanten mit Schlappohren in Schwärmen den Himmel bevölkern, weil ein Illusions-Kreativer sich einen Scherz erlaubt oder tatsächlich nie zuvor einen Vogel gesehen hat.
    Illusions-Kreationen werden uns überschwemmen. Ein Trividsender – war es Augenklar oder TNT? – hat erst vor Kurzem in der Richtung recherchiert. Die ersten Holoillusionen neuester Generation sind mittlerweile als Wohnrauminstallationen für teures Geld zu haben: Ausblicke über Terrania im hellen Sonnenschein ...
    Alles, was mit der Sonne zu tun hat, gilt als das Boomthema überhaupt. Daneben fiktive Nachrichten aus der Milchstraße, als Was-wäre-wenn-Szenarien ... Gefällt dem Menschen seine Umgebung nicht, schafft er sich eine ihm angenehme, das war schon immer so. Aber nie war es so einfach, unsere Sinne zu belügen.
    Irp krallt sich an meiner Schulter fest. Ich kann mir einen Aufschrei nicht verbeißen.
    »Mein Gott, Mutter – habe ich mich schlecht benommen?« Er schaut mich von der Seite an.
    Eigentlich ist Irp ein Meisterwerk. Trotzdem kann ich mich immer weniger darüber freuen, je länger ich ihn am Hals habe. Ein paar Tage nur, dann hätte Irpan da Konerant das Drachenei bei mir abgeholt, und ich hätte nie etwas von Irp zu sehen bekommen, nicht einmal eine zornige Beanstandung über unerwünschte Macken der bestellten ... Nein, ich sage nicht »Ware«, den Begriff vermeide ich tunlichst.
    ... der bestellten Kreatur. Das passt besser. Kreatur im Sinn von Geschöpf. Aus dem vorhandenen Genpool geschöpft.
    Das Risiko von Abweichungen liegt beim Auftraggeber, diese Klausel ist Usus. Umso besser also, wenn man als Gendesigner einen erstklassigen Ruf genießt, das macht es den Kunden leichter, sich zu entscheiden.
    Vor dreieinhalb Monaten hat sich alles verändert. Ich versuche, mein Leben wie gewohnt weiterzuführen, doch ich spüre immer deutlicher, dass ich mich damit nur belüge. Und selbst wenn wir den Rückweg in die Milchstraße finden, zur Tagesordnung werden danach die wenigsten übergehen können.
    »Mein Gott, Mu...«
    »Sei still!«, herrsche ich Irp an. Ich mag es nicht, wenn ausgerechnet er von Gott spricht, das macht mir seinen Anblick fast unerträglich. Der kleine Drache hat keine Ahnung, wovon er da redet.
    Er taxiert mich.
    Seine ohnehin roten Augen so zu verändern, dass sie wie die Augen eines Arkoniden erscheinen, war einfach. Ich musste nur ihre Form ein wenig korrigieren und sie von den Schädelseiten weiter nach vorn ziehen. Die Schuppenhaut zu da Konerants Teint umwandeln ... seine große Nase, die hohe Stirn und das markante Kinn ... All das zusammen ergibt eine zwar leicht verschwommen erscheinende, aber geradezu verblüffend wirkende Karikatur des Arkoniden. Seltsamerweise war der weiße Haarwuchs neben dem Feuerspeien das größte Problem. Das Ergebnis erinnert mich indes eher an Reginald Bulls Bürstenhaarschnitt als an die schulterlange Fülle da Konerants, trotzdem bleibt die Hoffnung, dass das zugehörige Gen sich eines Tages durchsetzt ...
    Auf einmal schlägt mein Herz bis zum Hals. Ein leichter Schwindel zwingt mich, nach einem festen Halt zu suchen.
    »Du bist krank«, behauptet Irp.
    Wenn Größenwahn eine Krankheit ist, mag er recht haben. Ich hätte Irps Arkonidengesicht niemals sehen dürfen. Und schon gar nicht hören, wie er redet. Vor allem kann ich mich hundertmal dagegen sträuben, ihm Intelligenz zuzugestehen – gegen die Wahrheit ist

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