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PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock

Titel: PR 2685 – Der ARCHITEM-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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umgeblendet. Durchhalteparolen, so empfinde ich solche Dokumentationen. Wer es nötig hat, die eigene Stärke zu beschwören, hat sein Pulver längst verschossen.
    Eine halbe Woche liegt der umfangreiche Bericht über das Erste Mobile Geschwader der Sonderflotte ENTDECKER zurück. Fünfhundert Kugelraumer der SATURN-Klasse, jeder eintausendachthundert Meter durchmessend, sind in der Tat eine geballte Machtdemonstration. Wenn ich mir allein vorstelle, was diese Schiffe aus Triton machen könnten, bricht mir der Schweiß aus allen Poren. Dabei ist der Mond mit sechstausend Kilometern nicht eben klein.
    Und mit Sayporanern und Spenta sollen diese Schiffe nicht fertig werden? Zwangsläufig frage ich mich, was der Öffentlichkeit verschwiegen wird.
    Wieso zerbreche ich mir eigentlich wegen Irp den Kopf? Gemessen an allem anderen ist der Patchwork-Drache bedeutungslos. Unnötig, überhaupt einen Gedanken an seine Intelligenz zu verschwenden.
    In den letzten Tagen hat TNT die Sondereinheit PRAETORIA über Stunden hinweg zum Thema gemacht. Ausreichend Material stand in dem Fall zur Verfügung. Über die technischen Spielereien, über die Besatzung, über die aktuelle Aufgabe. Schließlich ist PRAETORIA nichts anderes als ein autarker Riesenstützpunkt aus Raumschiffen und für Raumschiffe, der sich in eine Vielzahl von Omni-Ultraschlachtschiffen aufteilen und alle möglichen Aufgaben und Einsätze erledigen kann. Dieser beeindruckenden Sondereinheit obliegen Kontrolle und Steuerung der hundert Kunstsonnen, die Terra vor dem Kältetod bewahren. Die Kunstsonnen ersetzen weitgehend die Strahlung der erloschenen Sonne.
    Auch wenn jeder um den heißen Brei herumredet, ich sage es drastisch: Sol ist tot. Die Spenta haben unsere Sonne gelöscht, und dabei wird es bleiben, solange wir uns in diesem unmöglichen leeren Universum befinden. Die einzige Chance, die undurchlässige Schale um die Sonne aufzubrechen, ist unsere Rückkehr in die Milchstraße.
    Doch darüber berichten die Medien nichts mehr. Was gibt es also zu verbergen oder wenigstens zu kaschieren?
    »Nichts«, behauptet Jeros Boccillu. Nur ist das so vage wie unsere ganze Beziehung. Ich sollte mich endlich mit ihm treffen und wenigstens mit ihm reden. Beim nächsten Mal, das nehme ich mir seit Wochen vor. Diesmal wirklich. Ich kann nicht jede Verabredung aus fadenscheinigen Gründen absagen. Überhaupt ein Wunder, dass er sich so hartnäckig zeigt.
    »Mutter!«, faucht Irp. »Ich will Trivid sehen!«
    Mit schwerem Flügelschlag kommt er auf mich zu und verharrt vor mir in der Luft, reckt mir das Arkonidengesicht entgegen. »Was ist los mit dir? Eingeschlafen?«
    »Unsinn!«, sage ich schroff. Aber ich muss eingestehen, dass ich mich müde fühle. Mir fehlt der Sternenhimmel über Triton. Die triste Nacht, in der irgendwo ein paar einsame Sterne stehen sollen, die ich bis heute nicht entdeckt habe, hat etwas Deprimierendes. Dazu das Wissen um den Fimbulwinter auf Terra und den anderen Planeten. Ewige Nacht. Eisige Kälte. Bei uns auf Triton ist beides seit jeher gegenwärtig; einige Zehntausend Menschen, die auf dem Mond leben und arbeiten, kennen es nicht anders.
    »Trivid einschalten!«, sage ich halblaut. Der Servo reagiert prompt; Irp lässt ein zufriedenes Zirpen hören.
    Düstere Bilder zeigen die Erde aus dem Raum gesehen. Der Pulk der Kunstsonnen vermittelt keineswegs den Anschein, als wäre alles beim Alten. Zumindest habe ich den Eindruck, dass die Atmosphäre meiner Heimatwelt anders ausgeleuchtet ist als früher. Mir fehlen das tiefe Blau der Ozeane und das bauschige leuchtende Weiß der Wolkendecke. Alles wirkt matt, unübersehbar gedämpft. Zudem erscheint mir der Schattenwurf der Wolkenbänke unruhig und verwaschen. Vielleicht ist das Einbildung. Jedenfalls rede ich mir ein, dass hundert vergleichsweise winzige Atomsonnen eine andere Lichtstreuung haben als der gigantische Glutball Sol.
    Irp murrt schon wieder. Keine Ahnung, was ihm nicht gefällt. Der Servo hat jedenfalls den Trividsender aufgerufen, der zuletzt projiziert wurde: ein Bericht über die Erste Mobile Kampfflotte. Dreieinhalbtausend LFT-BOXEN der QUASAR-Klasse, jede ein gigantischer Würfel mit Seitenlängen von jeweils drei Kilometern. Spätestens bei diesen Maßen habe ich Schwierigkeiten mit dem, was sich im Solsystem abspielt. Diese Streitmacht soll nicht in der Lage sein, den Spenta Paroli zu bieten? Haben wir wirklich keine Möglichkeit, den Sayporanern und diesen Riesenschlangensternen,

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