PR 2690 – Der fünfte Akt
Flaggschiff«, sagte sie dann. »Die ELICON.«
Saedelaere beugte sich ein Stück weit zu ihr hinüber. »Wie kommt es, dass sich die Besatzung nicht über unsere Anwesenheit wundert? Warst du immer schon Kommandantin dieses Schiffes?«
Der Blick, der Saedelaere nun traf, war getränkt mit Geringschätzung. »Du solltest wissen, Fremder«, sagte sie mit kühler Stimme, »dass es viele verschiedene Arten gibt, Dinge zu betrachten. Du siehst mich, wie ich will, dass du mich siehst. Dasselbe gilt für diese Besatzung.«
»Das Sein und der Schein«, murmelte Saedelaere.
Er spürte einen Stich im Herzen. Den Spruch hatte Samburi Yura ihm mitgegeben. Ihre unheilvolle Beziehung hallte immer noch in ihm nach.
»Richtig«, sagte Arden Drabbuh.
Dann erhob sie sich und trat vor die Holosphäre. Ein Terminal schob sich aus dem Boden. Die Prinzessin ließ ihre schmalen Finger über die Sensoren gleiten, während ihr Blick starr in die Sphäre gerichtet war, in der endlose Zahlenkolonnen und Diagramme eingeblendet wurden und wieder verschwanden. Sie straffte sich.
»An alle Einheiten!«, sagte sie mit lauter, klarer Stimme. »Hier spricht eure Befehlshaberin. Die Schlacht gegen die Schiffe der Wesenheit QIN SHI ist noch nicht verloren! Nichts ist verloren! Die Teilsiege der Gegner haben uns zwar wehgetan, aber sie haben QIN SHI keinen nennenswerten Vorteil verschaffen können. Im Gegenteil!
Wir haben wertvolle Informationen über die Flottenstärke und die militärischen Möglichkeiten des Gegners gewonnen. Ich rechne nun damit, dass der Gegner wegen der vermeintlich leichten Erfolge gegen uns unvorsichtig und überheblich wird! An uns allen liegt es nun, diese Vorteile für uns zu nutzen!
Soeben erhalten alle Geschwader- und Schiffskommandanten ihre neuen Befehle. Es ist von absoluter Wichtigkeit, dass sich jede und jeder bewusst ist, was heute auf dem Spiel steht: nichts weniger als unser Reich, unsere Freiheit und unser aller Leben! Die neue Strategie ist auf einen vernichtenden Schlag ausgerichtet. Ich erwarte, dass jeder meiner Befehle ohne Umschweife und Rückfragen ausgeführt wird. Sobald das letzte Schiff seinen neuen Platz eingenommen und mir das Bereitsignal übermittelt hat, werde ich – und nur ich – den ersten Feuerbefehl erteilen. Für das Reich der Harmonie! Für uns alle!«
Arden Drabbuh verstummte. Gebannt blickte sie in die Holosphäre.
Alaska Saedelaere erhob sich. »Wäre es dir möglich, mir eine übersichtlichere Darstellung des Geschehens zu geben?«
Ohne ihn anzublicken, streckte sie die linke Hand aus und schnippte zweimal. Vor dem Terraner erschien eine zweite Holosphäre, in der die gegenwärtigen Positionen der Schiffe dreidimensional dargestellt wurden.
»Sie reagiert auf Handbewegungen und Sprachbefehle«, erklärte die Prinzessin beiläufig.
»Danke!«, sagte Saedelaere.
Er trat vor die Holosphäre und berührte probehalber einen Schiffspulk. Sofort erschien ein Textfeld, in dem die Anzahl Schiffe und ihre Kampfwerte angezeigt wurden.
Der Pulk bestand aus 150 Schiffen der VABIRA-Klasse, blaugrauen Walzen von 310 Metern Durchmesser und 1040 Metern Länge. Die VABIRA – übersetzt »Verkünder« – waren die gebräuchlichsten Schiffe in Escalian.
Saedelaere versetzte den Schiffssymbolen einen leichten Stoß, und die Darstellung begann zu rotieren. Dann hielt er die Darstellung an und zog einen Teilbereich auseinander. Sofort wurde der Ausschnitt vergrößert.
Im Einsatz waren auch die mit 220 mal 740 Metern etwas kleineren Walzen der TAZUN-Klasse.
Er nickte zufrieden. Systematisch ging er die einzelnen Geschwader durch und analysierte die nun einsetzenden Flottenbewegungen.
QIN SHIS Flotte bestand in erster Linie aus Zapfenraumern mit einem Durchmesser von 400 Metern und einer Länge von 1350 Metern. Dazu kamen zwei Dutzend große Zapfenraumer, die mit ihrem Durchmesser von 900 Metern und der maximalen Länge von 4050 Metern mehr als doppelt so groß waren wie die normalen Einheiten.
Die Escalianer waren rein zahlenmäßig in einem Verhältnis von zwei zu drei im Nachteil. Das neue Kampfdispositiv der Prinzessin glich das Manko größtenteils aus, indem es ein Netz über die Flotte der Verteidiger legte, auf dessen Knotenpunkte sie die VABIRA-Walzen dirigierte. Die TAZUN-Schiffe positionierte sie leicht vorgerückt dazwischen.
Der nächste Angriff der QIN-SHI-Flotte zeigte, dass der Gegner den Flottenbewegungen der Prinzessin zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Das erste
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