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PR 2690 – Der fünfte Akt

PR 2690 – Der fünfte Akt

Titel: PR 2690 – Der fünfte Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Unheil an!«
    HOFNARR: »Das würde Euch so passen. Nein! Der König hat das Recht und die Pflicht, die Bilder von TRYCLAU-3 zu sehen!«
    KANZLER: »Aber verstehst du denn nicht? Das Reich der Harmonie ist stark – aber um stark zu bleiben, braucht es die Hohen Mächte! Ich habe alles genau geprüft; ich weiß, dass das der einzig richtige Weg ist, wenn das Reich der Harmonie nicht stagnieren, sondern weiter aufblühen soll!«
    HOFNARR: »Ihr sprecht vom Reich und habt doch nur das eigene Honigtöpfchen im Sinn!«
    KANZLER, wütend: »Wir profitieren alle davon, wenn es dem Reich im Schoße der Allianz gut ergeht!«
    HOFNARR: »Je mehr Ihr Euch verteidigt, desto deutlicher kommt Eure hässliche Fratze zum Vorschein! Ihr handelt für Euch allein, das ist mir spätestens jetzt mit aller Deutlichkeit klar geworden. Wisst Ihr was? Ich werde gleich jetzt zum König gehen, um ihm die Bilder zu zeigen. Anschließend zeige ich sie der Prinzessin. Dann seid Ihr alle Zeiten davon befreit, mit ihr Spaziergänge am See machen zu müssen. Wie findet Ihr das? Ich zerstöre das Wort des Boten, und gleichzeitig treibe ich ein für alle Mal einen Keil zwischen Eure fette Gestalt und die Prinzessin!«
    KANZLER, schreit: »Das wirst du nicht, verfluchter Narr. Hörst du? Unter keinen Umständen! Narr! Narr!«
    (Er zückt einen Dolch, rammt ihn dem Narren in die Brust und stemmt ihn über die Brüstung des Balkons in den See. Der Körper schlägt auf einen Felsen und wird von der Brandung verschluckt. Der Kanzler starrt auf die Stelle, reibt sich über das Gesicht.)
    KANZLER: »Was habe ich getan? Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Aus dem Spiel wurde Ernst.«
    Das Mahnende Schauspiel vom See der Tränen, 3. Akt, 4. Szene (Auszug)
     
    *
     
    Die Gewissheit, dass etwas nicht stimmte, sickerte nur langsam in sein Bewusstsein. Wie durch dichten Nebel, der alle Konturen verwischte, versuchte er, einen Blick auf die Situation zu erhaschen. Auf sich.
    Behutsam ertastete er sein Ich. Er fühlte, wie schwach und matt es war. Und da war Hitze. Sie erfüllte seinen Körper, trieb den Schweiß in Strömen aus den Poren.
    Da! Er fühlte, wie ein einzelner Schweißtropfen vom Kinn am Hals hinunterrann, um irgendwo in der Brustgegend im Untergrund zu versickern.
    Ein klarer Eindruck! Dankbar nahm er wahr, wie die Konturen langsam schärfer wurden, wie sich der Nebel zögernd lichtete.
    Sein Geist kehrte zurück.
    Nemo Partijan öffnete die Augen. Über sich sah er einen blauen Himmel. Eine einzelne Wolke trieb als riesiger Wattebausch über ihn hinweg. Und das Strahlen ...
    Er blinzelte. Nicht eine, sondern zwei Sonnen standen nahe dem Zenit. Partijan blinzelte erneut. Seltsamerweise gelang es ihm, den Blick direkt in das Sonnenlicht zu richten, ohne dass es ihn ernsthaft blendete. Er kannte den Effekt von Kunstsonnen.
    Waren die Sonnen also nicht natürlichen Ursprungs?
    Der Hyperphysiker wusste es nicht, hätte zur Bestätigung seiner These zumindest ein Spektroskop benötigt.
    Er blinzelte. Tränenflüssigkeit rann aus seinen Augen, die Wangen hinunter. Partijan fühlte, wie ihm übel, speiübel wurde. Er konzentrierte sich auf seinen Atem, saugte vorsichtig Luft in seine Lungen, atmete ruhig wieder aus. Der Magen zog sich zusammen, pulsierte geradezu.
    Partijan schloss die Augen, fokussierte sich auf seine Atmung.
    Wie bin ich hierher gelangt?
    Der tiefblaue Himmel, die Kunstsonnen. Etwas stimmte nicht. Hätte er nicht in einem SERUN stecken sollen? Und weshalb war er allein? Was war geschehen, bevor er offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte?
    Er atmete tiefer ein. Der zusätzliche Sauerstoff half ihm. Der Magen beruhigte sich allmählich. Würde er es schaffen, sich nicht zu übergeben? Würde er ...
    Partijans Gedanken stockten. Aus dem Dunkel seines Bewusstseins stieg ein Bild von bläulichen Adern auf. Kristallinen Adern, wie aus ... Howalgonium. Ganze Geflechte ... Ein Geäst aus strahlenden Hyperkristallen. Stalaktiten und ein hohes Gebäude ...
    Die Andachtsgrotte!
    Plötzlich war der Begriff da, gleich darauf begann vor seinem inneren Auge ein Film zu laufen.
    Das Gespräch mit dem Peaner. Er hatte ihnen angeboten, die Superintelligenzen und sie vier in Avatare zu verwandeln. Ihm, dem Quintadim-Topologen, fiel der Auftrag zu, ihre Gruppe tiefer in das Labyrinth zu führen, hinab zu der Andachtsgrotte. Die immense Hyperstrahlung der Kristalladern setzte ihnen trotz ihrer Schutzanzüge zu. Ihm am meisten, was ihn über alle Maßen

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