PR 2691 – Der Howanetzmann
um dort zu fressen.
Das geht mittlerweile auch schon mit nur einem Schiff, sagt Sam. Aber nicht so zuverlässig.
Sie sind dumm, die Howanetze, dass sie das mit sich machen lassen. Warum lassen sie sich das gefallen?
Ma ist fast bei mir. Ich werfe mich herum und renne hinüber zum Eingang. Dort sind die Besuchersessel. Mit einem Sprung bin ich drin und setze mich zurecht. Die Magnetgurte schließen automatisch.
Ich schaue zum Panoramaschirm hinüber.
Das Howanetz ist weg!
»Schirmfeldbelastung steigt extrem!«, ruft Esther-O. »Das Howanetz hüllt uns ein!«
Ich friere. Weil ich mir nicht vorstellen kann, wie dieses – dieses Biest sich rund um unser Schiff legt.
Warnsignale leuchten auf. Der HÜ-Schirm wird zusammenbrechen.
»Belastung hundertzwanzig ... fünfundzwanzig ... steigt weiter!«
»Alle Energie auf die Schirmfeldprojektoren!«, befiehlt mein Dad. »Auch das Lebenserhaltungssystem abschalten!«
»Das wird uns nicht helfen!«, widerspricht jemand.
»Abschalten!«, brüllt Dad.
»Nemo!« Ma sitzt im nächsten Besuchersessel. Sie streckt mir die Hand entgegen. Aber sie kann sich nicht weit genug zur Seite beugen.
Ich winke ihr einfach zu.
Schlagartig ist es dunkel. Nur ein einzelnes Segment des Panoramaholos verbreitet dunkles blaues Licht.
»Belastung steigt erneut ...«
»Unser Energiesystem wird zusammenbrechen ...«
»Jetzt!«, befiehlt Dad. »Alle Energie abschalten!«
Ich verstehe, dass das Blau auf dem Schirm das Howanetz ist. Es hat sich einfach rund um die NAUTILUS gelegt. Ohne im Schutzschirm zu verglühen.
Schlagartig verfärbt es sich und wird fast schwarz.
»HÜ-Schirm bricht zusammen!«, höre ich Dad sagen.
»Hau ab!«, schreie ich. »Verschwinde endlich, du Biest!«
Schlagartig wird es völlig dunkel. Nur ein paar Leuchtmarkierungen schimmern. Ich halte die Luft an und kralle meine Finger in die Armlehnen.
Irgendetwas berührt mich. Es ist ein unheimliches Gefühl, als würde ich in einer zähen, geleeartigen Masse eingeschlossen.
Aber schon im nächsten Moment rast ein furchtbarer Schmerz meinen Rücken entlang. Grässliche Hitze tobt durch meinen Körper. Ich sehe Sterne explodieren – vielleicht ist es auch die NAUTILUS. Ich brülle nur noch vor Schmerz, brülle, bis mir die Luft ausgeht.
6.
»Die Regeneration ist abgeschlossen.« Eine faustgroße Medoeinheit analysierte den Körper des Patienten und schwebte mittlerweile über Perry Rhodans Brustbein. »Du hast seit deiner Einlieferung beste Fortschritte gemacht, mehr, als nach den statistischen Vorgaben zu erwarten war. Deine Vitalwerte sind, bis auf geringe Ausnahmen, in den Normalbereich zurückgekehrt. Folgeschäden können inzwischen sicher ausgeschlossen werden.«
Der Terraner blinzelte. Mit einer Hand wischte er durch das Holo, das seine Daten grafisch darstellte. Die Medoeinheit interpretierte die Bewegung richtig und ließ es zusammenfallen.
Rhodans Probleme drängten wieder in den Vordergrund. QIN SHI, das verschwundene Solsystem und Delorian dominierten in seinen Überlegungen. Er fragte sich, welche Rolle seinem und Mondras Sohn zukam. Delorians Beteiligung zehrte an seinen Nerven, und die Ungewissheit, die ungeklärten Fragen, das war – nun ja, unangenehm.
Als müsse er sich mit Delorians Part nicht schon genug ärgern, stieg die Erinnerung an Thomas Cardif in ihm auf.
Was zwingt mich eigentlich dazu, immer tiefer in den Weltraum vorzudringen?, fragte sich Rhodan. Ist es Abenteuerlust? Selbstsucht? Oder einfach nur Entdeckerwahn?
Der Schöpfung eines Tages selbst das letzte ihrer Geheimnisse entreißen, wollte er das? Bei allen vermeintlichen Erfolgen, wie blind war er eigentlich gewesen, dass er nie bemerkt hatte, wie sehr er seinen Kindern damit schadete? Und letztlich auch sich selbst. Schon die Konfrontation mit Thomas Cardif, seinem ersten Sohn, hätte ihm zu denken geben müssen.
Rhodan seufzte.
»Du wirst unruhig«, stellte die Medoeinheit fest. »Was geht in dir vor? Blutdruck und Herzfrequenz steigen.«
»Es ist nichts!«, wehrte Rhodan ab.
Das menschliche Gehirn ist dafür geschaffen, Probleme zu lösen. Aber es ist auch ein Meister darin, sich von Problemen mit anderen Problemen abzulenken. Er hätte nicht sagen können, von wem der Ausspruch stammte. Aber diese Gedanken gaben ihm die Freiheit zurück, die Geborgenheit des Medotanks anzunehmen und sie zu genießen ...
... bis sein Verantwortungsbewusstsein erneut die Oberhand gewann.
»Wie lange liege ich schon hier?«,
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