Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Nemo!«, sagt sie.
    »Doch!«
    Ma verzieht das Gesicht. Sie hat diesen strafenden Blick, der nichts Gutes bedeutet. Wenn sie mich wenigstens nur mit Sam in meine Kabine einsperren würde. Aber nein, sie wird Sam stilllegen, damit ich keine Spiele generieren kann.
    Ich schniefe. »Es ... es tut mir leid, Ma. Bitte entschuldige.«
    Sie liegt nahe vor mir, eng an den Boden gepresst. Es sieht aus, als könnte sie weder vor noch zurück. Ich zucke zusammen, weil sie plötzlich den Arm ausstreckt und nach mir greift. Sobald Ma mich am Ohr zieht, tut das weh. Viel mehr, als wenn sie nur mit mir schimpft.
    Dass sie ihre Hand an meine Wange legt, habe ich nicht erwartet. Das hat sie schon lange nicht mehr getan, und es fühlt sich richtig gut an. Ich glaube, ich hatte noch einmal Glück. Ma hat sich tatsächlich Sorgen gemacht. Könnte das sein?
    »Es gibt keine Raumgeister, Nemo«, wiederholt sie. »Was du darüber hörst und siehst, sind immer nur dumme Geschichten. Sehr kluge Kinder glauben nicht daran.«
    So dumme Geschichten wie der Absturz des Raumschiffs auf einem der äußeren Planeten? Das habe ich auch im Trivid gesehen, erst vor ein paar Tagen. Rundum waren nur gewaltige Flammen und Rauch. Roboter haben Menschen weggetragen. Viele Menschen. Andere waren voll Blut, sie haben geschrien und geweint. Überall Löschgleiter und Rettungstrupps mit Space-Jets über dem brennenden Wrack.
    »Ich habe dich etwas gefragt, Nemo. Noch einmal: Hast du die Durchsage der Positronik nicht gehört?«
    »Welche Durchsage?«
    »Du träumst, Junge.« Ma seufzt. »Was soll nur einmal aus dir werden?«
    »Wissenschaftler!«, platze ich heraus. »Hyperphysiker. Ich will ganz viel Neues erforschen. Dort, wo nie zuvor ein Mensch gewesen ist.«
    Ma lächelt. Also ist alles halb so schlimm. Ätsch, Sam, ich krieg das schon hin. Ich bin besser im Zurechtbiegen als so ein Speichersegment wie du.
    »Noch einmal zu der Durchsage, Nemo. Hast du sie wirklich nicht gehört? Sei ehrlich!«
    »Nnnein. Vielleicht ... Ich weiß nicht.«
    »Du weißt aber, wie du dich in so einem Fall verhalten musst?«
    »Ich soll in die Zentrale kommen. Ohne zu zögern, denn das Schiff könnte in Gefahr sein ...«
    »Halt dich künftig daran! Hast du verstanden?«
    Ich nicke stumm.
    Mit beiden Händen umfasst Ma meine Handgelenke. Sie hält mich sehr fest, aber ich verbeiße mir den Aufschrei. Das würde ihr jetzt nicht gefallen, wenn ich mich wehleidig zeige, da bin ich mir sicher.
    Ma kriecht rückwärts und zieht mich mit sich. Ich könnte versuchen, mich auf den Knien aufzurichten und auf allen vieren weiterzukommen.
    »Mach dich nicht unnötig schwer, Nemo. In Zukunft versteckst du dich nie wieder in einem der Zwischendecks! Haben wir uns verstanden? – Ich will wissen, ob du das verstanden hast, Nemo!«
    »Ja. Doch, ich habe verstanden.«
    Ma schweigt. Ich höre immer noch viele Geräusche von allen Seiten, so laut kenne ich das Schiff wirklich nicht.
    Schneller als erwartet sind wir bei einem Ausstieg. Mir erscheint der Weg sehr lang, aber Esther-Ma sagt, dass das nur fünfzehn Meter waren.
    Egal. Ma hebt mich nach unten auf den Boden, und der Sternengeist ist und bleibt verschwunden. Ich bin froh, als ich wieder im Korridor stehe.
    Höchstens eine Minute später betreten Ma und ich die Zentrale.
    Das Licht ist gedämpfter als sonst. Sechs oder sieben Leute sind hier. Sie wirken unruhig, ich kann das fast spüren. Als hätten sie Angst. Esther-O sieht mich, aber sie winkt mir nicht zu, wie sie es sonst immer tut. Sie sitzt an der Ortungskonsole und hat eine Menge Arbeitsholos um sich aufgebaut.
    Ma läuft so schnell zum Kommandopodest, dass ich kaum mit ihr Schritt halten kann. »Und?«, fragt sie hastig. »Wie sieht es aus?«
    Dad schüttelt den Kopf. Dann erst wendet er sich mir zu. Er schaut mich an, aber er sieht durch mich hindurch. Fragend hebt er eine Braue.
    »Ich bin eingeschlafen«, gestehe ich. »Ist ja nichts passiert, oder?«
    »Noch nicht«, sagt er. »Zum Glück. Im Alarmfall darfst du nicht im Schiff herumlaufen, sondern musst in einem Sessel sitzen.«
    »Ist es noch da?«, will Ma wissen. »Ich hatte gehofft, es würde verschwinden.«
    So schwach habe ich die Stimme meiner Mutter bisher nie gehört. Was ist los? Ich schaue von einem zum anderen. Keiner lacht. Alle sehen aus wie Roboter und blicken starr auf die Holos. Gibt es da etwas Besonderes?
    Ich recke den Hals. Die großen Holos zeigen den Weltraum und einige Sterne. Ein dicker Lichtpunkt

Weitere Kostenlose Bücher