PR 2691 – Der Howanetzmann
Hyperstrahlung, aber sie brauchen ebenso feste Planetenmaterie. Quarz mögen sie. Und manchmal ... manchmal ...«
Ich weiß nicht mehr, was ich sagen wollte. »Manchmal fressen sie kleine Raumschiffe«, platze ich heraus.
»Wer hat dir den Unsinn eingeredet, Nemo?«, ruft Esther-O von der Ortung zu mir herüber.
»Wahrscheinlich hat er das von diesen Schundtrivids mit Gucky.« Ma seufzt. »Ich will nicht den ganzen Tag einen Robotaufpasser neben ihn stellen. Wie soll er sich dabei fühlen?«
»Gucky-Trivids sind kein Schund!« Ich bin empört. »Von Gucky lerne ich so viel. Ich weiß, dass die Howanetze Sonnenenergie und Materie brauchen, um zu existieren, und dass sie beides in ihrem Körper zu Hyperkristallen verbacken. Es gibt sie nur bei uns im Stardust-System und nur zwischen den inneren Planeten.«
»Respekt, das ist nicht schlecht für einen Fünfjährigen«, lobt Dad. »Vielleicht interessiert dich der Weltraum wirklich.«
»Wohl mehr die Raumgeister«, behauptet Ma.
»Das ist nicht wahr!« Beide Hände stemme ich mir in die Hüften, und schaue zum Holo hoch. Die schimmernde Kugel ist größer geworden, sie füllt den Schirm fast aus. Die Schrifteinblendung der Positronik verändert sich langsam.
»Kommt das Howanetz zu uns?«, will ich wissen. »Nur noch 3883 Meter, das ist nicht weit, oder?«
Dad schaut Ma an. Ma reißt die Augen auf. Ich weiß gar nicht, warum.
»Wie viele Meter?«, fragt Dad.
Ich könnte mich verkriechen; nun habe ich mich verraten. Einfach so. Jetzt steht da die Zahl 3457. Das Howanetz kommt schnell näher.
»Du kannst lesen?« Ma schaut mich überrascht an.
»Später!«, sagt Dad abwehrend. »Wir reden später darüber. Immerhin ist es nichts Schlechtes, wenn Nemo sich selbst alles beibringt. Wobei ich eher glaube, dass Sam dahintersteckt.«
»Ein Langzeitplan.« Das rutscht mir einfach heraus. Das Wort habe ich irgendwo aufgeschnappt. Ich weiß nicht recht, was es bedeutet, aber es hört sich einfach gut an.
Dad lacht schallend los – und verstummt ebenso schnell. Das Howanetz ist nur noch 3020 Meter entfernt. Es sieht nicht mehr aus wie eine Kugel, sondern verformt sich. Es ist nun eher flach und sehr viel größer geworden. Seine Ränder bewegen sich wellenförmig.
»Wenn du schon so viel weißt, Nemo, umso besser«, sagt Dad. »Aber erschrick nicht. Das Howanetz wird uns angreifen. Es wird von unserem aktivierten Schutzschirm angelockt.«
»Das Howanetz will uns fressen?« Das ist kein gutes Gefühl.
»Nicht uns, Nemo«, widerspricht mein Vater. »Es will nur die Energie aus unserem HÜ-Schirm absaugen. Wir wissen nicht, wie hungrig dieses Exemplar ist – wohl nicht besonders, sonst wäre es längst über uns hergefallen.«
»Tut das weh, Dad?«
»Nein, Nemo, bestimmt nicht. Im schlimmsten Fall wird alles dunkel, womöglich fällt sogar die Notbeleuchtung aus. Aber nur für wenige Sekunden. Also fürchte dich nicht, falls wir wirklich gleich keine Beleuchtung mehr haben werden.«
»Warum schalten wir den Schirm nicht ab?«, will Ma wissen.
»Wir sind zu nah an der Sonne«, antwortet Pirner, obwohl Esther-Ma meinen Dad gefragt hat. »Ohne Schirm zu fliegen wäre in diesem Bereich noch unverantwortlich. Nur wenn es wirklich nicht anders geht. Die fünfdimensionale Strahlung ...«
»Ich bezweifle, dass sich das Biest nur deshalb schon verabschieden würde«, sagt Dad. »Wir haben einfach nur Pech, dass es unseren HÜ-Schirm interessanter findet als die Sonne ...«
»Das Howanetz verändert sich!«, ruft Esther-O. »Ich glaube, es ist so weit, es kann jede Sekunde teleportieren.«
»Nemo, komm her!«, schreit Ma. »Setz dich in den nächsten Sessel!«
»Ich habe keine Angst!«, behaupte ich.
Das stimmt nicht. Ein wenig Angst spüre ich schon. Sam hat mir von zwei verbotenen Zonen im Stardust-System berichtet. Eine davon ist der Bereich zwischen der Sonne und den beiden inneren Planeten. Ein Mann namens Lotho Keraete, den niemand richtig kennt und der wohl etwas ganz Besonderes ist, soll diese verbotenen Zonen geschaffen haben.
Nur Prospektoren kommen an diesen Ort. Sie sammeln die Hyperkristalle ein, die von den Howanetzen ausgeschieden werden.
Oder die Besatzungen mehrerer Raumer tun sich zusammen. Ein Schiff bietet sich dem Howanetz als Futter an und schaltet den HÜ-Schirm aus, sobald das Energiewesen kommt. So geht es weiter, von einem Schiff zum nächsten. Bis das Howanetz erschöpft seinen Hyperkristall fallen lässt und sich zur Sonne zurückzieht,
Weitere Kostenlose Bücher