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PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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allen nur denkbaren Rottönen. Er war klein, viel zu klein, um zur neuen Sonne zu werden, dennoch wurden glühende Protuberanzen von ihm weggeschleudert.
    »Achte auf die Hyperperforation!« Der mentale Zwilling schrie fast.
    Die in sich gekrümmte Anomalie wuchs. Sie pulsierte bereits. Vorübergehend hatte der Kommandant den Eindruck, einen Raum hinter dem Raum zu sehen, eine undefinierbare Weite, die nicht ins gewohnte Bild des Weltraums passen wollte.
    Tolmar brach auseinander.
    Das geschah nicht in einer schnellen Explosion, sondern war ein langsames, qualvolles Sterben. Deutlich sichtbar lösten sich unterschiedlich große Bruchstücke aus dem Glutball. Wie Blut, das aus den aufgerissenen Adern eines Lebewesens quoll, ergoss sich brodelndes Magma ins All und erstarrte in filigranen großflächigen Formationen.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte die am Schwarzen Loch verankerte Anomalie eine in der Ortung gut erkennbare zweite Verbindung entstehen lassen. Erratisch sprang dieser Ausläufer hin und her, während die Hyperortung ein schnell deutlicher werdendes Bild offenbarte, einen tastenden, trichterförmig anschwellenden Auswuchs, dessen Berührung die langsam auseinandertreibenden Planetenfragmente weiter zertrümmerte.
    Die Ortung zeigte eine ununterbrochene Folge von Transmitterimpulsen, die ihren Ausgangspunkt zwischen Tolmars Bruchstücken hatten.
    Ungeduldig kratzte sich der Kommandant hinter einem Ohr. Er sichtete die Analyseergebnisse, die im Sekundentakt angeglichen und verfeinert wurden. Das Schiff hatte erkannt, worauf es ankam.
    »Das ist die effektivste Art der Ausbeutung«, sagte er unbewegt. »Der Aufriss saugt die Hyperkristallvorkommen auf und entmaterialisiert sie. Taubes Material wird vermutlich durch Energiefelder abgewiesen oder desintegriert. Leider bedeutet diese Methode gleichzeitig totale Vernichtung von allem, was nicht verwertet werden kann.«
    »Die Trümmer der Bühne verschwinden!«, rief der Zwilling. »Sieh dir die Anzeigen an! Dort besteht eine Verbindung im Hyperraum, über die sehr viel transferiert wird.«
    Die Hyperkristallvorkommen von Tolmar. Der Kommandant verzichtete darauf, das noch einmal zu sagen. Seine mentale Kopie hatte ihm gar nicht zugehört, sondern sich nur auf die vergehende Bühne des Mahnenden Schauspiels konzentriert. Als ob das noch von Bedeutung gewesen wäre.
    Der Bewusstseinszwilling verstand überhaupt nicht, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.
    »Das Stück ist zu Ende.« Das kopierte Bewusstsein plapperte einfach daher in seiner lockeren Art, die den Kommandanten weiterhin erschreckte.
    »Sei still!«, bat der Kommandant.
    Sein Zwilling lachte. »Die Zuschauer haben sich verlaufen, der letzte Vorhang ist gefallen. Warum soll ich jetzt noch still sein? Was unternehmen wir nun?«
    »Wir?«
    Der Kommandant sah den fallenden Vorhang geradezu vor sich. Die Frage, was nun zu unternehmen sei, inspirierte ihn.
    Ein bösartiges Lächeln grub sich um seine Mundwinkel ein, als er den mentalen Zwilling taxierte. Vor allem, dass sein Ebenbild nicht einmal aufmerksam wurde, erfüllte ihn mit Häme. Diese Empfindung, die er bisher nicht gekannt hatte, bereitete ihm sogar Vergnügen. Das war genau jene Abwechslung, die er sich eigentlich von seinem Bewusstseinszwilling versprochen hatte.
    Mit seinen Gedanken packte der Kommandant zu. Er musste hart sein, in erster Linie gegen sich selbst.
    Sein kopiertes, aber doch anderes Ich lachte. Aus diesem Lachen wurde schnell ein gellender Aufschrei, ein Wimmern, während der Kommandant sich auf das eine drängende, kraftvolle Bild konzentrierte, das sich in seine Erinnerung einbrannte. Es würde lange dauern, bis diese Szene vor seinem inneren Auge wieder verschwand – das war der Preis, den er zu zahlen hatte, für den Versuch, sich einen Partner zu erschaffen, der so war wie er.
    Ein Fehlschlag. Zweifellos.
    Oder hatte er es nur nicht ertragen, sich selbst gegenüberzustehen und seine eigenen Unzulänglichkeiten so deutlich erkennen zu müssen?
    Völlig aufgewühlt umklammerte der Kommandant mit beiden Händen den Hals seines mentalen Zwillings. Das abgespaltene Ich trat und schlug wie wild um sich und heulte wütender als das Schwarze Loch. Der Zwilling verstummte erst, als ihm die Luft wegblieb. Oder weil der Kommandant sein anderes Ich wütend anfuhr: »Warum sträubst du dich? Du wirst wieder ein Teil von mir, nichts anderes kann dir geschehen. Also stell dich nicht so an, als koste es dein Leben!«
    »Vielleicht will

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