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PR 2691 – Der Howanetzmann

PR 2691 – Der Howanetzmann

Titel: PR 2691 – Der Howanetzmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sich nicht eingebrannt, es verändert sich fortwährend. Wie der Blick in einen wolkenverhangenen Himmel, den unterschiedliche Höhenströmungen permanent verändern. Nur einige wenige Bezugspunkte bleiben starr.
    Der Schmerz im Rücken hat sich wieder beruhigt. Er ist noch da, aber erträglich.
    Schlagartig wird mir bewusst, was mit mir geschieht. Die Howalgonium-Splitter reagieren auf die Umgebung des Hyperraums. Da sie mit meinen Nervenzellen verschmolzen sind, nehme ich die Veränderung wahr, und mein Gehirn versucht, sie in Sinneseindrücke umzusetzen. Mit dem, was verfügbar ist – mit dem Instrumentarium eines intelligenten Lebewesens aus dem untergeordneten Raum-Zeit-Kontinuum.
    Vielleicht, wenn ich wüsste, wie ich reagieren muss, könnte ich den Hyperraum hören. Oder ihn riechen. Eine absurde Vorstellung, dass ich Witterung aufnehme und die NAUTILUS auf den richtigen Weg führe.
    Aber das, was ich sehe – zu sehen glaube ... Es wird deutlicher, je mehr ich mich darauf konzentriere. Eine Landschaft unterschiedlichster Einflüsse öffnet sich vor mir, eine Welt, in der die gewohnten Bezüge hinderlich sind. Ich sehe ein Meer aus Raum und Zeit, in dem sich vier- und mehrdimensionale Einflüsse vermischen und wieder trennen und ihre Spuren hinterlassen. Und wahrscheinlich gibt es sehr viel, was ich überhaupt nicht identifizieren kann.
    Die Überlappungen, so erscheint es mir, führen zu minimalen Strangeness-Änderungen. Sie verwirren mich. Selbst unsere technischen Möglichkeiten würden in diesen Bereichen versagen. Aber das sind nicht zwangsläufig jene Phänomene, die mit Pararealitäten einhergehen.
    Der Hyperraum an sich mag ein Mahlstrom unterschiedlichster Einflüsse sein, doch er ist eher Realität als das Unwahrscheinliche. Er ist greifbar, wenn man intensiv versucht, ihn zu verstehen. Zumindest wird er für beschränkte menschliche Sinne im engen Bereich verständlich.
    Mir wird klar, dass sich die NAUTILUS aus eigener Kraft nicht befreien kann. Schon branden die unterschiedlichsten Einflüsse heran, und sie sind es wohl, die das Howanetz beeinträchtigen. Bald werden wir den Bezug zur eigenen Existenzebene verlieren und im Hyperraum verwehen.
    Ich sehe einen Bereich, in dem das fünfdimensionale Kontinuum nur eine hauchdünne Schicht bildet. Vielleicht ist das der Sektor, durch den wir eingedrungen sind. Wie eine Lücke im Eis eines zugefrorenen Gewässers, und bald wird das Eis wieder dick und fest sein ...
    »Du sollst beschleunigen, Pirner!«, herrsche ich den Piloten an. »Tu endlich, was ich dir sage!«
    Ich gebe ihm Justierungsanweisungen für die Gravotron-Feldtriebwerke. Ich nenne ihm Kursdaten.
    Er zögert nicht mehr, wirft mir nur einen durchdringenden Blick zu. Ich glaube, er hat begriffen. Immerhin war er bei meinem Unfall vor fünfzehn Jahren dabei und weiß als einer der wenigen von den Howalgonium-Kristallen in meinem Rückenmark.
    Der Flug ist fürchterlich. Ich schließe die Augen, um besser sehen zu können. Aktivieren der Triebwerke ... Abschalten, um energetischen Überlappungen auszuweichen ... Immer wieder harte Kurskorrekturen, weil alles im Fluss, in Bewegung ist. Nur einmal verliere ich die Schwachstelle aus dem Auge und bin schweißgebadet, als ich sie endlich wiederfinde. Sie verändert sich tatsächlich, scheint stellenweise stabiler zu werden, bricht daneben wieder auf.
    »Jetzt volle Schubkraft!«, brülle ich geradezu.
    Die Luft scheint zu gefrieren und auseinanderzubrechen. Die Zentrale löst sich auf, verweht im Nichts.
    Schreie ich? Bleibe ich stumm? Ich weiß es nicht und werde es nie erfahren. Für einen Moment scheint meine Wahrnehmung auszusetzen – dann ist alles wieder normal.
    Die Holos zeigen die Schwärze des Weltraums. Die Sonne Stardust und einige Sterne sind zu sehen.
    Das Howanetz hat von der NAUTILUS abgelassen. Das Energiewesen schwebt keine hundert Meter entfernt, zuckt und dehnt sich und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Ich zweifle nicht daran, dass es in unmittelbarer Sonnennähe neue Energie aufnehmen wird.
    Die Schadensmeldungen halten sich in Grenzen. Nur die durchgebrannten Triebwerke werden wir vollständig erneuern müssen.
    »Ein teurer Spaß«, kommentiert Eliah.
    Kurze Zeit später wissen wir, dass wir keine fünf Stunden fort waren, wie uns die Borduhren anzeigen. Im Stardust-System sind bis dahin nur zwanzig Minuten vergangen.
     
    *
     
    Innerlich aufgewühlt beendete Nemo Partijan seinen Bericht. Er hatte mit dem angefangen,

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