PR 2692 – Winters Ende
me. / I'm hurt / way down deep inside me. / You said your love was true and we'd never, ever part. / Now wants someone new, and it breaks, it breaks my heart ...«
*
»Unsinn«, zischte Yugen aus dem Mundwinkel Delorian zu. »Das Lied wurde in diesem Raum aufgenommen, ja, aber erst 1976, nach dem Umbau in ein Tonstudio! Da war Marilyn Monroe bereits, äh, dreizehn Jahre tot. Und John F. Kennedy, grob gerechnet, ebenfalls.«
»Für die Details kann ich nichts. Da musst du schon deine eigene Phantasie kritisieren. Jedenfalls bedeutet dir all das viel, sonst wären wir nicht hier.«
Aufgewühlt gab Yugen zu: »Freilich ist ›Hurt‹ eines meiner Lieblingslieder, und ich habe immer davon geträumt, es einmal vom King persönlich hören zu können. Live, meine ich. Aber ...«
»Was?«
Yugen antwortete nicht. Er mochte das Lied so gern, weil es in einfachen Worten seine eigene Verzweiflung zum Ausdruck brachte.
Sie hatte von wahrer Liebe gesprochen und dass sie sich nie trennen würden. Aber dann wollte sie doch etwas anderes, und das brach ihm das Herz ... »Wo ist eigentlich meine Familie?«
»Frag nicht mich, sondern dich selbst.«
Vielleicht draußen im Garten? Hinten in der Garage, bei der Autosammlung oder den Flugzeugen oder ... am Grab, vor dem Pool mit den Springbrunnen?
»Mir wird das zu viel«, sagte Yugen. »Dieses verlogene Idyll. Sowohl Elvis als auch Marilyn sind an einer Medikamenten-Überdosis gestorben, verstehst du? Und sie waren beileibe nicht die Einzigen, die ihrer Sucht zum Opfer fielen. Außerdem, wo stecken Reginald Bull und Perry Rhodan, dein Vater?«
Delorian zuckte die Achseln. »Nochmals: Du bist es, der diese Vision ausgestaltet, nicht ich. – Aber willst du die Gelegenheit denn wirklich nicht ergreifen und dich mit deinen Idolen bekannt machen?« Einladend deutete er auf den Sänger, der eben fulminant die zweite Strophe beendete.
»Er ist tot«, sagte Yugen. »Elvis hat dieses Gebäude verlassen. In Wahrheit lebt er nicht mehr.«
»Ja und nein.«
»Was soll das heißen?«
»Wollen wir nicht alle in der Wahrheit leben, auf immer und ewig? Stell ihm eine Frage! Dein Elvis wird sie beantworten, nach bestem Wissen und Gewissen.«
Yugen schauderte. Antworten auf seine Fragen. Oh ja, wie sehr er sich danach sehnte!
Gleichwohl ...
»Wenn alles nur in meinem Kopf ist«, sagte er, sich an die Gesetze der Logik klammernd, »kann ich keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Das Paradies, das ich mir offenbar wie ein mythisches Graceland ausmale, ist ein Trugbild, eine Schimäre. Genuss ohne Reue, davon träumt jeder. Leider gibt es so etwas nicht.«
»Oho. Da unterschätzt du mich und mein Angebot aber gewaltig. Was du momentan erlebst, ist bloß ein Vorgeschmack.«
»Worin bestünde dann der Unterschied?«
»In der Vollkommenheit der Einbindung. Wobei du dennoch beliebig Distanz halten kannst, falls dir danach wäre.«
»Worauf läuft das hinaus? Was versprichst du mir?«
»Nicht mehr und nicht weniger als ein Leben ohne Leid. Ein Leben, das den Geist erfüllt und ihn zufriedenstellt. Frieden, Glück, Gemeinschaft mit allen. Selbst mit denen, die wir verloren geglaubt haben. Wie«, Delorian nickte dem Sänger zu, der den Gruß mit einem schamlos verführerischen Grinsen erwiderte, »Elvis Aaron Presley. Und all die anderen, die du kennenlernen möchtest, so, wie sie waren und sind.«
»Leibhaftig? Wohl nicht.«
»Was ist schon der Leib anderes als ein Gefängnis, eine Bürde, ein beklemmendes, drückendes Joch?«
*
Elvis Presley beendet das Lied mit einer unvergleichlich rüden und doch eleganten Kadenz. Alle Anwesenden, Musiker wie Zuhörer, applaudieren enthusiastisch, auch Delorian und Yugen.
Der King wischt sich mit einem weißen Seidentuch Schweiß von der Stirn. Er dreht sich zur Seite, greift in die Brusttasche seines karierten Hemdes, holt relativ unauffällig eine Tablette heraus und wirft sie ein.
Wenige Jahre später wird er ein übergewichtiger, erbärmlicher Abklatsch seiner selbst sein. Er wird immer noch in Las Vegas, im New Yorker Madison Square Garden und im Astrodome von Houston sämtliche Zuschauerrekorde brechen, zusammen mit seiner »TCB-Band«, die er nach seinem Lebensmotto benannt hat: »Taking care of business in a flash.«
Mangelhaft ins Interkosmo übersetzt: »Mach es richtig und schnell wie der Blitz.«
»Der Blitz. Der einzig richtige Moment«, sagte Delorian fröhlich; jener Delorian, den Yugen sich zwar nicht einbildete, der
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