PR 2696 – Delorian
lehnen ab, andere erbitten sich Jahre Bedenkzeit, viele nehmen an, sodass die Sphäre wächst.
Für eine Expedition in die benachbarte Galaxis Wämbanych werden als Vorhut Raumschiffe mit einem sehr jungen Volk bemannt, den Fagesy. Gerüchte besagen, Alldar habe die Fagesy aus einer einfacheren Art genetisch verfeinert und sich dienstpflichtig gemacht.
Schließlich ist die Gemeinschaft der Totenhirne bereit, einen nächsten evolutionären Schritt zu gehen. Unterstützt von Transferarchitekten will sie sich von ihren stofflichen Ankern lösen und zur Superintelligenz werden. Die Aufgabe der Brückenbauer ist eine zweifache: Der Geist der Sphäre soll restlos auf ein anderes Medium übertragen werden. Doch dabei soll der übertragene Geist keine Momentaufnahme sein, sondern das lebendige, denkende, träumende und milliardenfältige Selbst der Sphäre.
Die Transformation gelingt. Aus Alldar wird ALLDAR, der Khooch verlässt und als Residenz im gemeinsamen Zentrum der Kreuzgalaxien den Orbit um ein supermassives Schwarzes Loch wählt.
*
Die neu entstandene Superintelligenz ALLDAR lässt nur ein einziges Monument ihrer Vergangenheit zurück, das Urtotenhirn von Holpoghas. Dieses sinkt während der nächsten Jahrhunderte in Schlaf; in ferner Zukunft wird es das Kontinuierliche Sediment auf der Brückenwelt Faland sein ...
ALLDAR ist im Orbit um Tombar existenziell bedroht, denn das Schwarze Loch wird über kurz oder lang als Quasar gezündet werden. Der Bau von Sternenbunkern nimmt alle Kräfte in den Territorien der Sieben Galaxien in Anspruch, aber sogar den Spenta gelingt es nicht, den Ephemeren Wall um Tombar zu verstärken. Nicht einmal ALLDAR hat die Macht, den bevorstehenden gewaltigen Gammablitz und die damit verbundenen hyperenergetischen Schockfronten zu überleben. ALLDAR stirbt durch den Tombarsischen Schock – die Fagesy bergen den Leichnam und tragen ihn im Innern des Shat zu Grabe. Seitdem ruht ALLDAR in der Gruft NIMMERDAR, bewacht und behütet von der Allgegenwärtigen Nachhut ...
Die Beobachter sind humanoide Wesen, deren Volk eben erst in die Mitte der sternenfahrenden Kulturen getreten ist, rasch lernt und über ein bemerkenswertes Einfühlungsvermögen sowie Neugierde verfügt. Sie nennen sich Sayporaner und ziehen die Aufmerksamkeit des Chronisten auf sich.
7.
»Du weißt, was du tust?«
Delorian reagierte ungläubig und überrascht, als er unvermittelt angesprochen wurde. Zögernd wandte er sich um.
Seit Jahren hatte sich der alte Chronist nicht mehr bei ihm gemeldet. Nach anfänglichem Grübeln und sogar Zweifeln, er selbst könne zu diesem Verschwinden beigetragen haben, hatte sich Delorian schließlich damit abgefunden. Das Universum war groß, und letztlich waren sie beide ohnehin eins.
Nun stand der Weißhaarige in der Zentrale der TOLBA. Sein Haar war länger geworden, der Bart ebenfalls.
Du bist alt geworden – wirklich alt, dachte Delorian bestürzt.
Aber das galt für ihn ebenso. Er selbst trug schon nicht mehr den Avatar des jungen Mannes. Sein Haar war mittlerweile ebenfalls schlohweiß, der dichte Bart bedeckte sein Gesicht bis unter die Wangenknochen, und Stirn und Nasenrücken zierten das Faltenmeer der Zeit.
Nur flüchtig erwog Delorian, wieder zur Gestalt des Jünglings zurückzukehren. Mit Reife und Weisheit des Alters hatten Äußerlichkeiten nichts zu tun. Schließlich hatte er schon in jungen Jahren alles Wissen besessen, über das er heute verfügte, er hatte es zu jener Zeit nur noch nicht durchlebt.
Ich imitiere menschliche Verhaltensmuster, erkannte er.
Sein Gegenüber lächelte. »Du solltest weniger über Äußerlichkeiten nachdenken, Delorian, als über den Wert deiner Absichten!«, sagte er mahnend. »Bald endet dein Wissen, dann wirst du selbst für alles verantwortlich sein, was du tust. – Du folgst deinen Plänen weiterhin ...«
Ob Frage oder Feststellung, das war nicht zu erkennen. Delorian wiegte den Kopf. »Was ist falsch daran?«, wollte er nach einer Weile wissen.
»Du gehst Risiken ein. Innerhalb der Zeitschleife waren dir alle Gefahren bekannt.«
»So ist das nun einmal.« Delorian kaute auf seiner Unterlippe. »Ich weiß, was ich tue – und ich tue es nicht für mich. Doch, ein wenig natürlich schon«, gestand er schließlich ein. »Meine Ängste sind geblieben. Ich fürchte mich vor der Einsamkeit, vor dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit und davor, nur mehr einer von Unzähligen zu sein. Schon deshalb lohnt sich jedes
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