PR 2697 – Der Anzug der Universen
diesem Augenblick ebenfalls zu erkennen. Sie hielt nach rechts.
Rhodan gab den Gefährten einen Wink. »Wir schneiden ihr den Weg ab!«
Es war leichter gesagt als getan, denn sie hatten den längeren Weg. Sie versuchten es durch Schnelligkeit wettzumachen, aber gegen den kinetischen Impuls der Artistin kamen sie nicht an.
Mondra bewegte sich zudem mit einer solchen Zielsicherheit vorwärts, dass sie aus dem Staunen nicht hinauskamen. Erst auf den letzten Dutzend Metern verlangsamte sie das Tempo, hangelte sich bis zu einer der Säulen, die das Areal vor dem Ausgang säumten, rutschte ein Stück abwärts auf einen Maschinenblock und überquerte ihn per Handstandüberschlag.
Die letzten vier, fünf Meter zum Boden überwand sie mit einem Salto abwärts, bei dem sie mit der linken Körperhälfte die nach unten leicht ausgewölbte Wand streifte und dadurch ihren Schwung ein wenig bremste. Sie landete auf den Füßen und nahm den verbliebenen Schwung mit in zwei, drei Rollen vorwärts. Dann schnellte sie hoch und rannte auf die Tür zu, die sich zum Greifen nahe befand.
Rhodan hatte noch zehn Meter. Er musste eine der Säulen umrunden. Er sah Mondra, die bereits die Hand nach der Tür ausstreckte. Empfindliche Sensoren reagierten auf die Wärme des Handschuhs.
Die Tür glitt zur Seite, Mondra durchquerte sie. Rhodan war fünf Meter hinter ihr. Der SERUN berührte den Boden, der Terraner rannte los.
Mondra Diamond strauchelte. Rhodan vermutete, dass es am Anzug der Universen lag, der plötzlich Rhodans Mentalimpulse spürte. Oder der Anzug gewann die mentale Kontrolle über die Artistin zurück. Ihre Schritte wurden langsamer und schleppender.
Rhodan schloss zu ihr auf und ging neben ihr her. Nach einer Weile wandte sie ihm das Gesicht zu. Es sah grau aus, grau und krank. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Ihr Atem ging keuchend.
»Was ... willst ... du?«
»Dir helfen. Der Anzug muss weg!«
»Das sagst ausgerechnet du! Das Ding ist lernfähig. Es fällt kein zweites Mal auf denselben Trick herein.« Sie spielte auf sein Duschen an.
Ihre Knie gaben nach. Rhodan fing sie auf und verhinderte, dass sie stürzte. Dabei berührte er den Anzug. Sofort brannte sich der Eindruck in sein Bewusstsein, als entstünde ein Sog, der ihm seine Kraft nahm. Mondra ging es augenblicklich besser. Sie holte tief Luft, ihr Gang wurde sicherer. Sie musterte die Umgebung und rannte wieder los.
»Die Richtung stimmt. Es ist der kürzeste Weg zur Zentrale«, sagte die Mikropositronik.
Rhodan schwebte neben Mondra Diamond her. Er winkelte den Arm an. »Häng dich ein!«
Sie beachtete es nicht. »Du bist an allem schuld«, sagte sie. »Wieso weigerst du dich?«
Sie redete von Delorian, das begriff er. Es ging ihr nicht in den Kopf, dass es sich bei dessen Planungen keineswegs um ein Kavaliersdelikt oder einen Jungenstreich handelte, sondern um eine schwerwiegende Tat, die er mit hoher krimineller Energie plante und durchführte.
»Delorian handelt kriminell«, antwortete er. Es war das Höchstmaß an Zugeständnis, das er ihr in dieser Situation machen konnte.
»Hättest du dich nicht geweigert, müsste ich jetzt nicht mit diesem Ding herumrennen. Du ahnst nicht, was du anrichtest.«
»Mondra, ich ...«
Angesichts des Blutfadens, der plötzlich aus ihrer Nase rann, verschlug es ihm die Sprache. Es war weniger der medizinische Aspekt, der ließ sich durch vorübergehenden Bluthochdruck erklären, hervorgerufen von der Anstrengung ihrer artistischen Glanzleistung. Es war der psychologische Aspekt, der ihm zu schaffen machte. Er begriff plötzlich, dass der Anzug der Universen rücksichtslosen Besitz von ihrem Körper ergriff. Er schonte sie nicht.
»Du hättest unverzüglich in die Zentrale fliegen sollen«, sagte er stattdessen. »Dann wärst du das Ding schon los.«
»Es hat mich gezwungen. Deshalb habe ich mich gewehrt. Meine Abwehrreflexe funktionieren zuverlässig.«
»Irgendwie zu gut.«
Er sah immer deutlicher, wie geschwächt sie war. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Wenn sie seinen Arm schon nicht nehmen wollte, ergriff er eben ihren. Ihr Stolz ließ es nicht zu. Sie aktivierte ihren SERUN und schwebte neben ihm her.
»Wieso mutest du dir so viel zu?«
»Er sagte, ich hätte keine andere Wahl, wenn ich meinem Sohn noch irgendwie helfen wollte.«
»Das ist nur die eine Seite der Medaille«, antwortete Rhodan.
Die andere enthielt seine Argumente, aber die wollte Mondra nicht hören und nicht
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