PR 2701 – Unter der Technokruste
Multikom, wie er auch Teil des SERUNS war. Allerdings waren die Senderkompetenzen des Geräts annulliert; es konnte nur Funknachrichten empfangen, keine abstrahlen.
Perry Rhodan verstand gut, warum der Sabotagetrupp das so handhabte. Ein durchaus kluger Zug einer bislang nur angenommenen Widerstandsgruppe – wenn man denn akzeptierte, dass während des Einsatzes der Point of no Return überschritten werden konnte. Waren Quinta Weienater und ihre beiden Begleiter auf einer Kamikaze-Mission gewesen? Ein bedrückender Gedanke.
Sie blieben weiterhin unbehelligt. Wahrscheinlich lag es an ihrer Tarnvorrichtung, dass sie von den Onryonen – oder wem auch immer – nicht geortet werden konnten. Anders als die STARDIVER nach ihrer Ankunft.
Und endlich erreichten sie Luna City.
*
Die Metropole war das Herz des Mondes gewesen, der Lebensnerv, in dem im Jahr 1470 NGZ, als der Rücktransport aus der Anomalie begonnen hatte, etwa 25 Millionen Einwohner lebten. Und in dem NATHANS zentrale Recheneinheit stand.
Ob das Mondgehirn noch existierte und den Menschen diente? Oder nutzten die Onryonen die gewaltige Rechenleistung für ihre eigenen Zwecke?
Rhodan erinnerte sich gut an den Blick, der sich ihm normalerweise von ihrem aktuellen Standort am Rand des Oceanus Procellarum, des Ozeans der Stürme, geboten hätte.
Die Stadt hatte unter einer dreischaligen, durchsichtigen Panzertroplonkuppel gelegen, deren tiefste Schale bei einem Bodendurchmesser von hundert Kilometern eine lichte Höhe von vier Kilometern über dem Kraterboden erreicht hatte.
Luna City war so sicher gewesen wie nur möglich, ausgestattet mit Notfallschirmen und Selbstreparatursystemen in den Kuppeln. Die Gebäude hatten einen phantastischen Anblick geboten, wie sie nicht nur am Boden des Kraters lagen, sondern auch an dessen Wänden scheinbar hochwuchsen und sich unaufhaltsam ausbreiteten.
Nun war all das verschwunden.
Natürlich.
Stattdessen gab es weitere tote, öde Varianten des Technogeflechts, das die äußerste Kuppel überwucherte. Genau wie es im Fall von Luna Town IV gewesen war, nur größer, gigantischer, trostloser.
»In der Tat ein perfektes Gefängnis, wenn es keine zufälligen Löcher gibt wie in Luna Town IV«, stellte Fionn Kemeny nüchtern fest. »Geeignet, eine Menge Menschen wegzusperren.«
»Falls dort tatsächlich die gesamte ursprüngliche Mondbevölkerung zusammengepfercht ist«, sagte Rhodan, »stellt das die potenziellen Besatzer dennoch vor gewaltige Probleme. All diese Gefangenen müssten versorgt werden. Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygiene ... ein kaum zu bewältigender logistischer Aufwand.«
»Oder man lässt die Gefangenen krepieren«, kommentierte Toufec düster.
Bei dieser Vorstellung krampfte sich alles in Perry Rhodan zusammen. »Dann wären sie längst tot«, sagte er. »Für Luna sind fünfzig Jahre mehr vergangen als für Terra. Unter der Kuppel befände sich ein Leichenfeld von unvorstellbaren Ausmaßen. Quinta Weienaters bloße Existenz spricht dagegen.«
Toufec sah aus, als wolle er noch etwas sagen, schwieg aber.
»Bringen wir es hinter uns«, sagte Rhodan. »Wir müssen in die Stadt. Irgendwie.«
»Im Notfall wüsste ich einen Weg«, sagte Shanda.
»Und der wäre?«
Sie grinste breit. »Wie kommt man am einfachsten ins Gefängnis? Indem man ein Verbrechen begeht. Also los, knacken wir die Technokruste ...«
*
Getragen von der Überzeugung, dass Luna City besser gesichert war als Luna Town IV, versuchten sie erst gar nicht, über eine der zahlreichen Außenschleusen einzudringen.
Zum einen waren diese ohnehin vom Technogeflecht überwuchert, und es stand kaum zu hoffen, dass sie wieder einen solchen Glückstreffer landen würden; zum anderen wurden die Schleusen mit einiger Wahrscheinlichkeit bewacht.
Rhodan hatte während der Fahrt einen Plan entwickelt. Er wollte einen indirekten Weg in die Stadt wählen.
Luna City war über eine große Transportröhre vom Coelestinischen Bahnhof mit dem Raumhafen Luna Space Port verbunden. Rhodan und seine Begleiter ließen die Stadt einige Dutzend Kilometer hinter sich und suchten einen Zugang zu einer dieser Röhren.
Das Panzerfahrzeug verließen sie allerdings in zwei Kilometern Entfernung von dem Ort, an dem sie eindringen wollten. Die dazwischen liegende Strecke legten sie mit einer kurzen Flugetappe in den SERUNS zurück.
Pazuzu öffnete einen Durchgang, indem er sich mit roher Gewalt durch die Außenhülle der Transportröhre fräste.
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