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PR 2701 – Unter der Technokruste

PR 2701 – Unter der Technokruste

Titel: PR 2701 – Unter der Technokruste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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entstand eine kleine Fremdstadt im Krater Tsiolkowsky. Die Onryonen nannten sie Iacalla, und wann immer Antonin nach dem Rechten sah, fand er freundliche, frohgemute Wesen, die dankbar waren, nicht mehr in ihrem Raumschiff wohnen zu müssen.
    Hannacoy betonte, dass die Wissenschaftler daran arbeiteten, die vierdimensionale Prägung des Mondes genauer zu bestimmen, und auf dieser Basis eine Möglichkeit suchten, die Laterale zu verlassen.
    Es brauche jedoch seine Zeit.
    Und es gäbe bereits gute Neuigkeiten: Hilfe sei schon unterwegs! Den Onryonen war es gelungen, Kontakt mit anderen in der Laterale gestrandeten Schiffen aufzunehmen und sie an diesen Ort zu lotsen, was durchaus schwierig sei.
    In den ersten Tagen des Jahres 1497 NGZ landeten sechs weitere Onryonenraumer auf Luna, und das, erklärte Hannacoy strahlend, waren noch nicht alle.
     
    *
     
    Antonin Sipiera besuchte wieder einmal die Onryonenstadt Iacalla. Tamea begleitete ihn.
    Es war ein ... schöner Ausflug, rein privat, ohne dienstliche Verpflichtungen. Das kam selten genug vor, seit Antonin das Amt des Administrators von Luna bekleidete. Seit immerhin etwas mehr als zwei Jahren voller Stress und Verantwortung.
    Vom Rand des Kraters Tsiolkowsky ließen die beiden den Blick schweifen, über die ehemaligen Fabrikanlagen und die Onryonenschiffe, die teils mit Iacalla verbaut waren. Fremdtechnologie verschmolz mit den alten Fertigungsanlagen.
    Fast sahen die gigantischen Kugeln der Raumer aus wie natürlich gewachsen. Sie verteilten sich im Gelände, vor allem in den Randzonen. Der rötliche Lichtschein der lumineszenten Hüllen lag wie eine Glocke über der Stadt.
    »Neunzehn Schiffe«, sagte Antonin. »Sie sind faszinierend, nicht wahr? NATHAN schätzt, dass zwischen 70.000 und 100.000 Onryonen hier in Iacalla wohnen.«
    Tamea lachte. »Wem sagst du das? Mir? Das weiß ich doch längst, mein Lieber. Lass den Bürokraten einfach mal weg. Sei mal nicht der Administrator! Sei nur Antonin. Schalt völlig ab. Mir zuliebe. Wie früher.«
    Die Worte trafen ihn. »Sicher«, murmelte er.
    Gemeinsam gingen sie weiter, in die Stadt hinein. Die Onryonen grüßten sie freundlich; Antonins Gesicht war bei ihnen bestens bekannt.
    Auf einem freien Platz, im Schatten eines der Schiffe, lagen drei Kinder-Schlafrudel. Die Pyzhurge der einzelnen Gruppen schauten sich wachsam um.
    Es gab von Jahr zu Jahr weniger Kinder bei den Onryonen; Antonin wusste das. Er kannte die Sorgen des Gastvolkes. Es lag schlicht daran, dass die vorhandenen Kinder immer älter wurden und bald samt und sonders zu den Erwachsenen zählten. Neue Onryonen hingegen kamen nicht zur Welt – kein einziger, seit die Schiffe auf Luna gelandet waren.
    Irgendetwas verhinderte offenbar die Empfängnis oder die Reife der Onryonenbabys im Mutterleib.
    Vielleicht, dachte Antonin, fühlt sich Tamea deshalb so zu diesem Volk hingezogen. Weil es ihnen allen so geht wie ihr. Er stockte. Wie uns, verbesserte er sich selbst in Gedanken.
    Seit die Stadt am 3. November 1498 NGZ offiziell eröffnet worden war, besuchten viele Terraner die neue, aufregende Metropole. Nur dort konnten die Mondbewohner einen Hauch von Abenteuer erleben, wie man ihn immer aus dem Alltag gekannt hatte.
    Reisen auf fremde Planeten und zu exotischen Kulturen waren schließlich die Normalität gewesen. Wer es nicht selbst tat, hatte sich in Restaurants und Parks die Erzählungen von anderen angehört, wohl wissend, dass ein Gutteil Raumfahrergarn dahintersteckte. Oder man hatte sich Reportagen und Nachrichten im Trivid aus den entferntesten Winkeln der Galaxis angeschaut.
    Doch all das gehörte nun zur Vergangenheit, die in immer bunteren, schillernderen Farben ausgemalt wurde: die gute, alte Zeit.
    Wen also nach einem Hauch von Abenteuer und Exotik gelüstete, der ging nach Iacalla. Man tauschte Waren, redete, verhielt sich freundlich – aber es blieb stets deutlich, dass es sich im Grunde genommen um eine fremde Welt handelte.
    Auf Dauer wohnte kein Terraner dort, wie auch kein Onryone eine Wohnung in einer der Luna Towns oder gar Luna City nahm. Man schätzte sich gegenseitig, doch es blieben die Fremden, von denen man sich mehr oder minder bewusst abgrenzte.
    Die Onryonen, das waren die anderen; man selbst gehörte nicht dazu. Dabei spielte es keine Rolle, ob man nun Terraner war oder einem anderen galaktischen Volk angehörte und Lunas schicksalhafte Reise mitmachte – die Gemeinschaft der originalen Mondbewohner grenzte sich von den

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