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PR 2701 – Unter der Technokruste

PR 2701 – Unter der Technokruste

Titel: PR 2701 – Unter der Technokruste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Neulingen ab.
    »Sieh nur!«, sagte Tamea plötzlich und riss Antonin damit aus seinen Gedanken, die sich wieder einmal um das soziale Miteinander drehten. Er dachte ständig über derlei Dinge nach, das brachte seine politische Verantwortung für den gesamten Mond mit sich. Tamea hatte leicht reden, wenn sie vom völligen Abschalten sprach.
    »Was?«, fragte er.
    Sie standen inzwischen viele Meter von den drei Kinder-Schlafrudeln entfernt, im Zentrum eines großen Platzes, auf dem wild verteilt etliche kleine, von Säulen getragene Pagoden aufragten. Darunter saßen Onryonen in Gruppen beisammen und redeten. Niemand aß oder trank; das taten sie in der Öffentlichkeit nie, weil es für sie einen intimen Akt darstellte.
    »Sieh dir diesen Brunnen an!«, forderte Tamea.
    »Einen Brunnen?« Welchen Sinn sollte das haben? Es gab keine unterirdischen Wasservorräte, die man durch Graben erreichen konnte. »Du täuschst dich be...«
    Bestimmt, hatte er sagen wollen. Er sprach das Wort nicht zu Ende. Warum auch? Er sah mit eigenen Augen, dass er es war, der sich täuschte.
    Er ging näher, sah die hüfthohe Mauer, die einen Ring von etwa zwei Metern Durchmesser bildete. Genau wie ein antiquierter Brunnen auf Terra, nur nicht aus Steinen gemauert, sondern aus glattem Metall geformt. Nein, eben nicht völlig glatt. Es gab kleine, fingerdicke Verwerfungen, als wollten sie sich aus dem eigentlichen Material hervorschieben.
    Er sah inmitten des Brunnens in die Tiefe. Das Loch reichte etliche Meter hinab, bis sich der Blick irgendwann verlor. Doch das war es nicht, was Tamea überhaupt erst auf das Gebilde aufmerksam gemacht hatte.
    Sondern das seltsame, kränklich wirkende fahlgrüne Leuchten des Metalls.

9.
    Das Mondgefängnis
    20. Juni 1514 NGZ
    (26. Oktober 1572 Lunare Zeit)
     
    In einer Außenschleuse von Luna Town IV entdeckte die kleine Gruppe ein bodengebundes, panzerartiges Fahrzeug. Bis zu diesem Ort hatte der Transport der komatösen Quinta Weienater dank Pazuzus Spezialschwebeliege keine Probleme bereitet, doch die Aussicht auf ein ordentliches Transportmittel erleichterte die weitere Planung.
    »Lasst mich das erledigen!«, verlangte Fionn Kemeny. Er machte sich nur kurz an der verriegelten Einstiegstür zu schaffen, dann sprang sie auf. Er stieg ein, sichtlich ungerührt von seiner neuen Karriere als Fahrzeugknacker. »Toufec, kannst du Pazuzu so manipulieren, dass die Nanogenten einen dieser berühmten Ortungsschirme für dieses Fahrzeug herstellen?«
    »Sicher. Du glaubst also, dass du es für uns nutzbar machen kannst?«, fragte der ehemalige Beduine.
    »Aber gewiss«, antwortete Kemeny in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.
    Rhodan beobachtete den Wissenschaftler durch die Frontsichtscheibe. Konzentriert widmete sich dieser den Kontrollelementen, zog ein stangenartiges Werkzeug aus einer Tasche seines SERUNS und montierte eine Klappe ab. Kurz wurden erst ein paar Drähte, dann einige Chips sichtbar. Plötzlich tanzten winzige blaue Blitze über dem Bedienpult, und das Fahrzeug erwachte zum Leben.
    »Es hat einen elektromagnetischen Antrieb«, erklärte Kemeny. »Wir werden nicht sehr schnell vorankommen. Bis Luna City sind es etwa 1200 Kilometer. Stellt euch auf eine Fahrt von zwölf Stunden ein.«
    »Wird Quinta es so lange überstehen?«, fragte Shanda besorgt.
    »Das muss sie.« Kemeny deutete hinter sich in den kleinen Laderaum. »Also lasst uns jetzt keine Zeit verlieren.«
    Sie bugsierten die Schwebeliege mit ihrer Patientin vorsichtig ins Innere des panzerartigen Fahrzeugs, schließlich stiegen Shanda und Toufec, zuletzt Rhodan ein.
    Der Wissenschaftler blieb am Steuer. Sie verließen die Außenschleuse und rollten über das Technogeflecht dahin, in Richtung Luna City.
    Die erste Stunde verbrachten sie nahezu schweigend. Rhodan behielt die Orteranzeige seines SERUNS ständig im Auge. Oft gelang es, wenigstens die äußeren Abmessungen der Technokruste unter ihnen zu bestimmen; an anderen Orten versagten die Messungen aus ungeklärten Gründen völlig.
    Im freien Land war die Kruste oft extrem dünn, manchmal nur wenige Millimeter dick. Dann wieder wuchs sie zu einem mehrfach geschichteten und in sich selbst verschlungenen Geflecht an. Ein spezielles Muster erkannte Rhodan dabei nicht.
    Nur sehr selten kam es zu echten Löchern, die das eigentliche Mondgestein freilegten; und wenn, durchmaßen sie nie mehr als maximal einen Meter.
    Quinta Weienaters Zustand änderte sich nicht. Durch die

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