PR 2702 – Das positronische Phantom
werden die Onryonen erfahren, dass du nicht mehr auf Luna bist? Es wäre gefährlich, wenn der Druck auf den Widerstand von den Onryonen weiterhin so hoch gehalten würde. Insbesondere nach dem Verlust des Balgs – auch wenn wir dessen Wert für die anderen nicht kennen, so könnten sie alle Hebel in Bewegung setzen, dich zu finden.«
»Ich gehe davon aus, dass sie meine Anwesenheit und den Raub des Balgs in Verbindung bringen werden«, gab Rhodan zu. »Ich werde nach meiner Flucht in der Galaxis ein Lebenszeichen von mir geben. Wie es aussehen wird, weiß ich jetzt noch nicht – ich muss zuerst einen Überblick über die Ereignisse nach unserem Flug mit der STARDIVER gewinnen.«
Toufec blickte ihn nachdenklich an. »Ich weiß nicht, ob mir dein Fluchtplan gefällt.«
»Er ist ... unkonventionell.«
Toufec lächelte, während er ein Stoffbündel aus einer SERUN-Tasche zog und es sorgfältig auseinanderfaltete. »›Unkonventionell‹ ist die Untertreibung des Jahrhunderts.«
Ein fingerkuppengroßes Stück Kunststoff kam zum Vorschein. Es leuchtete aus sich heraus in einem tiefen Rot.
Nachdem sie im Stützpunkt des Lunaren Widerstands mehr über dieses geheimnisvolle Material erfahren hatten, war Rhodan klar gewesen, dass sie eine Patronit-Probe benötigten, die Pazuzu untersuchen konnte.
Pri Sipiera hatte ihnen die Probe ausgehändigt. Patronit war ein seltsames Material, über dessen Herstellung und Verteilung die Onryonen exklusiv herrschten – Grund genug für den Lunaren Widerstand, sich näher damit zu beschäftigen.
»Pazuzu!«, befahl Toufec. »Du bist dran.«
Die Wolke aus Nanogenten senkte sich auf Toufecs Hand, umschwärmte das rot leuchtende Material wie ein Schwarm Insekten eine sich besonders lohnende Futterquelle.
Bisher wusste der Widerstand nur wenig: Zuvorderst hatte Patronit nur ein geringes Gewicht und hohe Widerstandsfähigkeit.
»Das Material hat einen besonderen Härtungsprozess durchlaufen«, hatte Pri Sipiera erklärt, »der möglicherweise mit der hyperenergetischen Aufladung einer Kristallfeldintensivierung vergleichbar ist.«
Das war ein interessanter Ansatz – eigentlich nicht weit von den Möglichkeiten der Terraner und der anderen galaktischen Völker entfernt, aber für deren Denken sehr ungewöhnlich. Bei der Kristallfeldintensivierung, wie die Arkoniden sie entwickelt hatten, wurden die Kohäsionskräfte von Molekülen künstlich intensiviert. Beim Patronit schien ein ähnlicher Prozess zugrunde zu liegen, der dem Material besondere Härte, Festigkeit und eine hohe Temperaturbeständigkeit verlieh.
Federleichte und ultraharte Stoffe gab es allerdings genug, Patronit war durch etwas anderes außergewöhnlich: Patronit reagierte auf den Kontakt mit anderen Materialien! Die häufigste Reaktion äußerte sich in einem Abstoßeffekt, ähnlich der Lotostechnologie und doch vollkommen anders, wie Sipiera versichert hatte.
Tauchte man Patronit beispielsweise in eine Dose mit dicker weißer Farbe und zog es wieder heraus, haftete kein einziges Molekül der Farbe daran.
Der Abstoßeffekt – so viel war gesichert – ereignete sich auf molekularer Ebene und war zwar grundsätzlich erklärbar, aber es war bisher nicht möglich gewesen festzustellen, unter welchen Bedingungen dieser Effekt ausgelöst wurde, er trat nämlich nicht immer ein. Die zweite außergewöhnliche Eigenschaft von Patronit jedoch ...
Nun, Perry Rhodan hatte nicht schlecht gestaunt, als er erfahren hatte, dass sich Patronit mit fremden Materialien verbinden und diese umwandeln konnte – in weiteres Patronit.
Es musste irgendeine Art der Vorprogrammierung geben, die dem Patronit sagte, wie es wann zu reagieren hatte.
Und nun widmete sich Pazuzu dem seltsamen Material.
»Pazuzu benötigt außerordentlich lange, um dieses Zeug zu analysieren«, sagte Toufec nachdenklich. »Vielleicht solltest du deinen Wahnsinnsplan nochmals überdenken.«
»Der springende Punkt ist, dass wir nicht abschätzen können, wie lange die PYTUU im freien Raum operiert. Ich muss mich so schnell wie möglich vom Schiff absetzen können. Das gelingt mir nur, wenn ich mich nicht um Verstecke und Personenschleusen kümmern muss und wenn ich so weit draußen wie möglich bin.«
»Ausgerechnet an der Außenhülle des Schiffes?«, fragte Toufec mit leichtem Spott.
»Ausgerechnet an der Außenhülle«, bestätigte Rhodan ernst. »Zudem will ich es vermeiden, an Bord eines Onryonenschiffes auf eine Odyssee zu gehen. Wenn es an der
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