PR 2702 – Das positronische Phantom
er, wie sich Sarmotte während des Fluges um die eigene Achse drehte und mithilfe der SERUN-unterstützten Zielerfassung einen Schuss auf einen der beiden Onryonen abgab, die mit Toufec und Sipiera kämpften. Der Strahl verästelte sich am Schutzschirm des Wächters.
Dann bremste die Positronik ihren rasanten Flug ab. Pazuzus Onryonengestalt erschien vor ihnen. Der Nanogentenschwarm hatte den Öffnungsmechanismus für die nächste Tür bereits geknackt.
»Geh vor, Pazuzu!«, befahl Rhodan. »Flehe sie um Hilfe gegen die Verfolger an!«
Der Dschinn verstand augenblicklich. Schreiend stürzte er sich in den nächsten Raum. Es gab einen kurzen Wortwechsel, bei dem Pazuzu vorgab, von Lunarern verfolgt zu werden.
»Nehmen sie ihm die Geschichte ab?«
»Sie sind verwirrt«, antwortete Sarmotte hastig. »Aber sie gehen zumindest davon aus, einen Onryonen vor sich zu haben.«
»Gut.«
Rhodan stellte den Kombistrahler um auf Thermobeschuss, betrat den nächsten Matrjoschka-Quader und schoss. Der rötliche Strahl stand eine Zehntelsekunde lang im Raum. An der Stelle, an der er das Baumaterial des Quaders traf, glühte der Stein magmarot auf. Rhodan hatte sorgsam darauf geachtet, weit an den Onryonen vorbeizuschießen.
Pazuzu stieß einen hellen Schrei aus.
Sofort stellten sich die beiden Wächter schützend vor ihn und schlossen den Nanogentenschwarm in ihr kombiniertes Schirmfeld ein.
Rhodan sah, wie ihre Waffenmündungen nach oben ruckten. Das optische System des SERUNS holte ihre Gesichter nahe heran.
Trotz der Fremdartigkeit ihrer Gesichter glaubte Rhodan das unendliche Erstaunen in ihrem Mienenspiel zu erkennen, als sie vergeblich die Auslöser ihrer Waffen betätigten. Kurz darauf brach der doppelte Schutzschirm zusammen.
Pazuzu hatte ganze Arbeit geleistet.
Rhodan hob nun seinerseits den Kombistrahler und deckte die beiden mit einer Salve Paralysestrahlen ein. Mit weit aufgerissenen, goldfarbenen Augen sackten die Onryonen in sich zusammen.
»Toufec?«, fragte er über Funk. »Seid ihr so weit?«
»Melde Gegner kampfunfähig«, erklang die ruhige Stimme des ehemaligen Karawanenräubers. »Wir sind in zehn Sekunden bei euch.«
Rhodan sah sich im Raum um. Der letzte verbliebene Quader stand nicht weit von ihnen entfernt. Der SERUN blendete im Innendisplay seine Maße ein: 2,3 mal 1,9 mal 1,5 Meter.
»Gleicht irgendwie einem Sarkophag«, meinte Sarmotte.
»Daran musste ich ebenfalls denken.«
Er ging einmal um den Quader herum, fand aber keinen Öffnungsmechanismus, nicht einmal eine Fuge. Das grau-schwarz gesprenkelte Material schien aus einem einzigen Block zu bestehen.
Rhodan las die Materialanalyse des SERUNS durch – und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
Der Quader bestand mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Mondgestein, wie das darin enthaltene, sehr seltene Mineral Rhomaflibullit schließen ließ. Das Mineral aus der Mineralklasse der Oxide hatten terranische Geologen erstmals auf dem Mond nachgewiesen, bevor es später an einigen wenigen Stellen auf der Erde ebenfalls gefunden werden konnte. Die Wissenschaftler hatten das Mineral nach den ersten vier Menschen benannt, die den Mond betreten hatten: Rhodan, Manoli, Flipper und Bull.
Der Sarkophag wollte einfach, dass ich ihn finde, dachte Rhodan. Nichts ist so ironisch wie das Leben selbst.
»Du siehst vergnügt aus, Rhodan«, sagte Toufec, der zusammen mit Pri Sipiera zu ihnen getreten war.
Rhodan winkte ab. »Wir müssen den Balg so schnell wie möglich bergen, bevor die Onryonen uns ein größeres Aufgebot an Kräften schicken. Der Quader besteht laut Materialanalyse aus gepresstem und versiegeltem Mondgestein. Verborgene Technik oder einen mechanischen Öffnungsmechanismus hat zumindest mein SERUN nicht gefunden.«
»Pazuzu befasst sich bereits mit dem Problem.«
Mit angehaltenem Atem sahen sie zu, wie der zu einer dampfenden Wolke zerstobene Nanogentenschwarm den Sarkophag umhüllte.
»Achtung!«, sagte Pri Sipiera plötzlich. »Ich habe soeben einen Rafferimpuls erhalten. Offenbar bekommen wir in wenigen Minuten Besuch!«
»Kann Pazuzu den Quader öffnen?«, fragte Rhodan.
»Nicht auf eine herkömmliche Weise«, entgegnete Toufec. »Es gibt tatsächlich keinen Öffnungsmechanismus. Der Quader ist von allen Seiten hermetisch verschlossen. Pazuzu könnte aber mittels molekularer Umwandlung durch das Material in den Sarkophag schlüpfen und zusammen mit dem Balg wieder herauskommen.«
»Wie lange dauert das?«
Toufec dachte nicht
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