PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE
für die JULES VERNE trugen. Er tat auch nichts, um diesen Eindruck zu verwischen. Er gab sich abweisend und reserviert.
»Was hältst du von den Onryonen?«, fragte Bull, nachdem der TLD-Mann die Holos weggeschaltet und zu verstehen gegeben hatte, dass er nun für ein Gespräch bereit war.
»Sie wirken genuin.« Khosraus Stimme klang ruhig und monoton. »Was sie sagen, hat Hand und Fuß. Ihre Drohungen wirken so, als wären sie ihrer Sache völlig sicher.«
»Wir sollen uns also vor ihnen fürchten?«
»Wir sollten Respekt haben und damit rechnen, dass sie der JULES VERNE einiges entgegenzusetzen haben. Da sie seit geraumer Zeit die Vorgänge auf Terra zu beobachten und zu analysieren scheinen, sind sie auch über die militärischen Möglichkeiten der LFT informiert.«
»Sie können unmöglich alles über unser Schiff wissen«, sagte Bull und fügte leise hinzu: »Vor allem, da wir selbst noch längst nicht alle Geheimnisse der JULES VERNE aufgedeckt haben.« Er dachte insbesondere an den Weißen Saal, keine vierzig Meter von der Zentrale entfernt, in dem unbekannte Kräfte wirkten und merkwürdige Phänomene entstanden, die selbst jenen, die den Raum betreten durften, gefährlich werden konnten.
»Natürlich nicht. Aber ich schätze sie als gewiefte Taktiker ein. Allein die Tatsache, dass sie sich aus ihrer Deckung wagen, zeigt mir, dass sie sich uns Terranern und der LFT zumindest ebenbürtig fühlen. Die Forderung, ihnen Perry Rhodan und Imperator Bostich auszuliefern, mag sich unverschämt und völlig überzogen anhören. Aber ich bin mir sicher, dass sie wissen, was sie tun.«
»Wie denkst du über das Atopische Tribunal?«
»Ich habe noch keine Meinung dazu. Bis jetzt haben wir bloß einen Begriff. Einen von vielen, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. TLD-Leute wurden noch vor meiner Abreise galaxisweit darauf angesetzt, mehr über das Tribunal und dessen Gefolgsleute herauszufinden. Ob es in der East- oder Westside bekannt ist, ob es namensgleiche Herrschaftssysteme gibt, ob über Onryonen und deren Schiffe Aufzeichnungen existieren ... Der Liga-Dienst beschäftigt sich intensiv mit Hintergrundrecherche. Ich hoffe, dass es erste Ergebnisse gibt, sobald wir das Solsystem erreicht haben.«
»Was hältst du an und für sich von der Forderung, Perry und Bostich auszuliefern?«
Khosrau starrte ihn sekundenlang an. Wann blinzelt der Kerl denn eigentlich?
»Womöglich kommt der Zeitpunkt, da wir über dieses Thema ernsthaft nachdenken müssen«, sagte er dann.
*
Aufstehen. Rübergehen. Khosrau wortlos eine aufs Maul hauen. Sich wieder hinsetzen.
So malte sich Bull in seinen Gedanken aus, was er am liebsten getan hätte. Wie konnte es der TLD-Agent bloß wagen, diesen Schritt auch nur in Erwägung zu ziehen! Er würde aus taktischem Kalkül und bedenkenlos seinen Freund opfern. Er wusste nichts von Ehrgefühl, Anstand und Dankbarkeit. Für ihn war Perry Rhodan eine Figur auf einem Spielbrett, die er so wie alle anderen bewegen, verschieben und – wenn es denn notwendig war – auch opfern mochte.
Dachten andere Terraner ebenso? War all das, was Rhodan für sie getan hatte, nur noch Makulatur, sobald die Onryonen Druck auf die Bewohner der Erde ausübten?
»Wenn du mir noch ein einziges Mal mit einer derartigen Idee kommst, sorge ich persönlich dafür, dass du wegen Hochverrats hinter Gitter wanderst«, sagte Bull so laut, dass jeder in der Zentrale ihn verstehen konnte. »Halt mich für altmodisch – aber es gibt Werte, für die ich eintrete. Dazu gehört die unverbrüchliche Freundschaft. Das Einstehen für den anderen. Das Zusammenhalten in der Not.«
Er redete umsonst. Khosrau widersprach zwar nicht, aber es war ihm anzumerken, dass ihn die Worte nicht interessierten. Der TLD-Agent rechnete Kosten gegen Nutzen auf und entschied dann, ohne der Moral auch nur ein Jota Wert zu geben.
»Ich habe verstanden«, sagte Khosrau und nickte. »Möchtest du sonst noch etwas von mir wissen? Andernfalls würde ich mich gerne zurückziehen.«
»Was trägst du da bei dir?« Bull deutete auf das Päckchen, das neben dem TLD-Agenten lag. Er musste sich ablenken, durfte der Meinung des Mannes nicht zu viel Wert beimessen.
»Alles, was mir an persönlicher Habe geblieben ist, nachdem die MORGIANA abstürzte.«
»Die Minor Globe wurde nicht demoliert!«
»Die Schäden im Inneren sind weitaus schlimmer, als sich von außen vermuten lässt. Außerdem steht die MORGIANA nach wie vor unter
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