PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE
eines Zellaktivatorchips starb. Da niemand die Projektion einer Galaxis gesehen hatte, war Perry Rhodan nicht tot.
Es hätte Bull auch gewundert. Perry befreite sich aus den schier unmöglichsten Situationen, gab niemals auf. Er schaffte es, bittere Niederlagen unbeschadet zu überstehen und sie in Triumphe umzuwandeln.
Er wandte sich der Gegenwart zu. Das Holoin-Sonnenfünfeck lag nur ein paar Lichtjahre voraus, der Trafitron-Antrieb der JULES VERNE verstummte, und das Schiff flog nun langsamer auf das riesige künstliche Gebilde zu.
Der Transfer würde innerhalb der nächsten Stunde stattfinden. NEMO hatte bereits Kontakt mit der Justierungsstation und deren Hauptrechner mit dem Eigennamen HOL aufgenommen.
Andächtig betrachtete Bull das Konstrukt. Die blauweißen Riesensonnen bildeten ein Fünfeck mit einer Kantenlänge von etwa fünfzehn Lichtstunden. Holoin hatte Tausende Jahre überdauert und kündete von einem technischen Leistungsvermögen der Lemurer, das die Terraner längst nicht erreicht hatten.
Weil wir gar nicht wollen, sagte sich Bull. Weil wir unsere Möglichkeiten zu Fernreisen woanders sehen und uns weigern, derart rigide Eingriffe vorzunehmen. Es liegt uns nicht, Leben spendende Sonnen wie Billardkugeln zu verschieben und das Gefüge des Kosmos zu stören. Zumindest ist es heute so ...
»Zwanzig Minuten noch«, sagte Jawna Togoya. »Dann geht es zurück in die Milchstraße.«
*
Es war 1.30 Uhr Terrania-Standardzeit am 28. Juni 1514 NGZ. Zeitangaben besaßen wieder einen dominierenden Wert, nun, da es zurück nach Terra ging.
Der Sprung durch das Holoin-Fünfeck lag hinter ihnen, sie waren im Inneren der Transmitterzone von Kharag I materialisiert. Der Vorgang ähnelte dem einer Transition und war eine höchst schmerzhafte Angelegenheit. Körpersubstanzen wurden aufgelöst und über den Sternenabgrund gezerrt, ein endloser Strom von Wesens- und Wissensinformationen, die am Ziel zusammengesetzt wurden und wunderbarerweise dasselbe Geschöpf ergaben, das es zu Beginn der Reise gewesen war.
Bulls Körper war völlig verspannt, sein Zellaktivator vollbrachte Höchstleistungen. Rings um ihn erwachten Bordmitglieder aus ohnmachtsähnlichen Zuständen, die mit der Versetzung in die heimatliche Galaxis einhergegangen waren.
Jawna Togoya saß ruhig in ihrem Kommandantensessel und konferierte mit NEMO. Die beiden prüften sich gegenseitig ab auf der Suche nach Unstimmigkeiten die sich in ihrer Bioplasma-Psyche durch den Einfluss höherdimensionaler Strahlung ergeben haben könnten.
»Alles bestens«, sagte Togoya nach einer Weile. Sie lächelte knapp. »Wir sind gut angekommen.«
»Ausfälle? Störungen? «
»Ich habe lediglich den kleinen Medo-Alarm gegeben, die meisten Besatzungsmitglieder haben den Transport außergewöhnlich gut überstanden. Die Krankenabteilung kümmert sich um etwa dreißig schwerere Fälle. Keiner von ihnen ist akut.«
Bull nickte zufrieden. Sie waren gut vorbereitet gewesen, es gab Erfahrungswerte. Die JULES VERNE hatte 1463 NGZ unter dem Kommando Atlans und Tristan Kasoms den Lemur-Rechner HOL nutzbar gemacht. Auch den Weg von und zur Milchstraße, zum Kharag-Sonnendodekaeder im Kugelsternhaufen Omega Centauri, hatte man bereits öfter bereist. Man wusste mit den Schwernissen und den Belastungen umzugehen und die Risiken zu minimieren.
»Eine Stunde Aufenthalt und Orientierung«, wies Bull an. »Schickt unbemannte Beiboote und Sonden aus, und mir schalte sofort eine Verbindung zu Kharag-Stahlwelt. Ich will hören, was die hiesigen Stationswächter über die galaktopolitische Situation wissen. Wir bleiben im Alarmmodus. Allem Anschein nach ist hier alles ruhig, doch ich traue dem Frieden nicht. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr möchte ich volle Gefechtsbereitschaft. Haltet die Besatzung auf Trab. Jedermann soll sich der Größe und Risiken unserer Mission bewusst sein.«
Reihum trudelten Bestätigungen ein. Oberst Emerson Danzao als Cheforter unterstand auch die Schiffsverteidigung. Er unterhielt sich mit den Mitgliedern seines umfangreichen Stabes. Auf ihn und seine Leute würde spätestens mit der Ankunft der JULES VERNE im Solsystem viel Arbeit zukommen.
Ghiyas Khosrau gesellte sich alsbald zu der Gruppe, um von den Onryonen zu berichten. Um Mutmaßungen anzustellen, die nicht Teil des umfangreichen Datenmaterials waren, das Terra ihnen zur Verfügung gestellt hatte.
Bull trank eine Tasse Tee. Er half ihm, den Kopfschmerz der Transition zu mildern.
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