PR 2704 – Die Rückkehr der JULES VERNE
Raumfahrt voll mit Beispielen dafür.
Die Onryonen und damit das Atopische Tribunal hingegen besitzen bloß einen geringen Wissensvorsprung. Aber sie wenden kluge Taktiken an. Sie haben womöglich Langzeitpläne geschmiedet, von denen wir uns keine Vorstellungen machen können. Alles, was Terra bislang unternommen hat, könnte ihnen in die Karten spielen.«
»Selbst unsere Flucht?«, hakte Danzao nach.
»Natürlich.« Bull betrachtete seine Nägel. Sie waren so kurz wie schon lange nicht mehr. »Gehen wir davon aus, dass uns die Onryonen dieses Empfangskomitee bloß entgegengeschickt haben, um das Leistungsvermögen der JULES VERNE zu testen.«
»Mir gefällt die Vorstellung, dass sie sich wegen unseres Entkommens vor Ärger in die Hintern beißen, wesentlich besser«, sagte Oter.
»Aber sie erscheint mir unrealistisch.« Bull fröstelte mit einem Mal. »Dieser Feind macht mir richtig Angst.«
*
Oter, Danzao und Khosrau verließen hintereinander den Raum. Bull fühlte eine Hand Jawna Togoyas an seinem Oberarm. Sie berührte ihn sachte, hielt ihn zurück. Mit einer Kraft, die ganz und gar nicht zu einem menschlichen Wesen passte.
Er sah hoch zu ihr. Mit ihren 1,77 Metern war sie beinahe zehn Zentimeter größer als er.
»Es gibt noch eine dritte Möglichkeit für das punktgenaue Auftauchen der Onryonen«, sagte die Kommandantin.
»Ich weiß. Aber ich wollte vorerst nicht darüber reden.«
»Du wolltest ihn bei der Besprechung dabeihaben, um zu sehen, wie er auf deine Worte reagiert?«
»Richtig. Leider bleibt Khosrau undurchschaubar. Aber immerhin: Er weiß jetzt, dass ich ihn im Visier habe.«
»Glaubst du wirklich, dass er uns verraten haben könnte?«
»Ich traue diesem Menschen alles zu. Er ist einerseits undurchschaubar und andererseits von einer Gefühlskälte, wie ich sie selten zuvor erlebt habe.« Bull atmete tief durch. »Die Onryonen wissen viel zu viel über uns. Mag sein, dass Khosrau einer ihrer Informanten ist.« Er knirschte mit den Zähnen. »Und sollte dem tatsächlich so sein, sehe ich für seine Zukunft schwarz.«
Bull nickte der Kommandantin zu und verließ den Raum. Die Posbi würde ihre Gedanken bei sich behalten, darauf konnte er sich verlassen.
Posbis hatten sich stets treu und loyal verhalten.
8.
Cai Cheung
Sie erfuhr als eine der Ersten von der Schlacht der Onryonen gegen die JULES VERNE. Minuten bevor die ersten Nachrichtensender davon Wind bekamen, saß sie bereits in ihrem Arbeitszimmer im Solaren Haus und konferierte mit ihren engsten Mitarbeitern.
Ein Kontakt zum Hantelraumer kam zustande. Allerdings war es nicht Reginald Bull selbst, mit dem sie das Gespräch führte, sondern Jawna Togoya, die Kommandantin, die keineswegs so wirkte, als würde sie zwanzig Dinge gleichzeitig tun. Obwohl genau das der Fall war.
»Wir verzichten auf Hilfeleistung«, sagte die Posbi-Frau knapp. »Dies ist unser Kampf.«
»Es ist der Kampf der Menschen«, widersprach die Solare Premier. »Ihr steht symbolisch für den Widerstand, den wir leisten.«
»Mag sein. Aber wir ...«
Die Bild- und Tonübertragung wurde schlechter. Die Heftigkeit der Kämpfe nahm ein erschreckendes Ausmaß an.
»... melden uns wieder. Wir sind in der Nähe. Vertraut uns!«
Das war alles, was Togoya sagte. Kurze Zeit später wurde ein verschlüsselter Datenstrom angemessen, der über Umwege in den Dechiffrieranlagen des Solaren Hauses landete und von der JULES VERNE stammte. Die Auswertung würde einige Stunden in Anspruch nehmen, doch es waren keine weltbewegenden Neuigkeiten zu erwarten. Reginald Bull wollte sie lediglich über die Ereignisse informieren, die während der Schiffsreise durch das Polyport-System notiert worden waren.
Der 28. Juni 1514 NGZ war gerade mal sechs Stunden alt. Die Schlacht war geschlagen, die JULES VERNE hatte sich aus dem Solsystem zurückgezogen. Mit grimmiger Befriedigung nahm Cheung zur Kenntnis, dass drei Raumväter der Onryonen vernichtet worden waren.
Ein Dringlichkeitssignal erreichte sie, und bald darauf sah sie sich dem Antlitz von Shekval Genneryc gegenüber. Der Kommandant der HOOTRI lächelte wie so oft.
»Ich verlange die Auslieferung der JULES VERNE«, sagte der Onryone ohne Umschweife.
»Wie bitte?«
»Lassen wir die Spielchen.« Genneryc gab sich amüsiert. Er steckte den Daumen in ein Gefäß, das mit trübem, zähflüssigem Sud gefüllt war, führte ihn rasch zum Mund und leckte ihn ab. »Wir wissen beide, was sich eben in der Nähe zur
Weitere Kostenlose Bücher