PR 2722 – Altin Magara
anderem dem Terrania Space Port einen weiteren Besuch abstatten.
Trelast-Pevor rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Er war ein ausgezeichneter Techniker. Der großartigste, dem Satafar jemals begegnet war. Doch er war auch ein Unsicherheitsfaktor. Er war ... anders als sie. In ihrer kleinen Gruppe war er, der Normale, ein Außenseiter. In Situationen der Anspannung zeigte er Nerven.
Sie aßen auf und gaben sich den Anschein, alle Zeit der Welt zur Verfügung zu haben. Doch ihr öffentlicher Auftritt war von Effektivität geprägt. Sie spulten ihr Programm als glückliche Familie ab, keine Sekunde wurde verschwendet. Sobald sie konnten, beglichen sie die exorbitant hohe Rechnung und verließen den Sky High Tower.
Satafar achtete tunlichst darauf, den wie Insekten umherschwirrenden Überwachungsrobotern rasch zu entkommen. Sie bildeten den äußersten Kreis jenes Sicherheitssystems, das das Regierungsviertel umgab und das in den letzten Wochen gehörig aufgerüstet worden war. Der Verdacht, dass die Onryonen große Kontingente von Spionen und Spitzeln auf Terra hatten, war nicht von der Hand zu weisen.
Toio, Lan, Trelast-Pevor und Satafar nutzten mehrere öffentliche Verkehrsmittel, dann ein Gleitertaxi und nahmen schließlich einen längeren Fußweg auf sich, um in den Bezirk Altai High zurückzukehren. In einem Versteck wechselten sie Kleidung und Aussehen, wirkten nun schäbig und müde. Mit gesenkten Köpfen und leeren Blicken kehrten sie in jene Anonymität zurück, die ihnen ihre Behausung bot.
Sobald sie ihr Domizil erreicht hatten, wertete Trelast-Pevor das Datenmaterial aus. Lan Meota und Toio Zindher sprangen zum Terrania Space Port. Bereits eine Viertelstunde später kehrten sie zurück. Die Vitaltelepathin schüttelte den Kopf. Die ARGO lag nach wie vor auf dem Raumhafen, von Tekener und Bostich war nichts zu spüren gewesen. Die beiden Zellaktivatorträger versteckten sich weiterhin auf der Erde.
Satafar fühlte, wie die Wirkung des Gholen allmählich nachließ. Müdigkeit überkam ihn. Die Gesichtshaut erschlaffte, ihm wurde schwindlig. So war es immer, wenn sein wahres Ich zum Vorschein kam.
Er war ein Zwerg. Ein Krüppel. Eine Laune der Natur.
Er umfasste die Tischkante und ließ das Naturholz zwischen seinen Fingern zerbröseln. Toio starrte ihn an. Sie runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Sie wusste ganz genau, wie er sich fühlte.
Sie wusste so viel über ihn. Wenn sie ihn doch nur ein ganz kleines bisschen lieben könnte.
4.
Ronald Tekener
Noch elf Tage
Der Spätsommer brachte glühende Hitze mit sich. Trotz der unzähligen Kühlfassaden und trotz der kühlenden Linderung, die vom Bosporus ausging, war es unerträglich heiß in Istanbul.
Tekener war vor einigen Jahren das letzte Mal dort gewesen. Er hatte eine Qualitätsinspektion des Sicheren Hauses durchgeführt und einige Mängel beanstandet, die in der Zwischenzeit behoben worden waren.
Die ortsansässigen Agenten hatten sich durchaus bewährt. Berichte, die über diesen wichtigen Stützpunkt über seinen Schreibtisch gewandert waren, hatten von gut ausgebildeten Leuten gesprochen. Sie verrichteten ihre Arbeit mit dem nötigen Ernst.
Auch Aydin Esendemir, der sie durch die verwinkelten Straßen des Altstadtviertels Eminönü geleitete, zeigte sich höchst kompetent. Und er war sichtlich stolz darauf, ihnen die historischen Gegebenheiten des ehemaligen Byzanz und Konstantinopel näherzubringen.
»Die Theodosianische Landmauer!«, rief er begeistert, als sie die Schatten alter, gemauerter Wohngebäude verließen und sich einem restaurierten Teil des viereinhalbtausend Jahre alten Verteidigungsbauwerks näherten. »Ich gehe hier oft mit meiner Familie spazieren und bewundere, was unsere Vorfahren geschaffen haben. Dieser Teil der Mauer wurde zur Gänze restauriert und nach den Forschungserkenntnissen des vierzehnten Jahrhunderts NGZ sorgfältig wieder aufgebaut. Fast achtzig Prozent der Bausubstanz sind original. Die Restauratoren haben nach Methoden gearbeitet, wie sie im Altertum angewandt wurden. Atlan höchstpersönlich hat sein Wissen einfließen lassen und uns über eine Menge Dinge aufgeklärt, die unsere Forscher andernfalls falsch gemacht hätten ...«
»Vor viereinhalbtausend Jahren?« Bostich stolzierte auf das Mauerwerk zu und klopfte mit der flachen Hand dagegen. »Soso. Ein beeindruckendes Stück Mauer in der Tat. Allerdings nur dann, wenn ich beiseitelasse, dass das arkonidische Imperium zu dieser
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