PR 2722 – Altin Magara
Brust.
»Komm!« Tekener desaktivierte den Schutzschirm, packte das Kind und lief zurück zum Yali, vorbei an anderen Agenten ...
Der Kleine war schwer. Viel zu schwer für seine Statur.
Und warum sprang der Schutzschirm nicht wieder an? Warum diese Fehlermeldungen? Warum ähnelte der Junge plötzlich einem zu klein geratenen Mann?
Tekener verstand.
13.
Lan Meota und Toio Zindher
15. September 1514 NGZ
Lan taumelte durch die Passage. Es gab wie immer keinen Horizont in der so monoton wirkenden Landschaft. Vielleicht waren da andere, die ihn beobachteten und sich über sein Verhalten wunderten. Vielleicht war dies ihre natürliche Umgebung. Eine Welt, in der das Sein im Jenseits, dort, wo er herkam, keinen Sinn ergab. Oder aber sie zehrten von ihm, von ihm ganz allein?
Er trug Toio Zindher über die Schulter gelegt. Sie war schwer, und seine Beine zitterten. Andererseits gab sie ihm Kraft. Von der Frau ging etwas leuchtend Schönes aus. Vitalimpulse, die wie der Sonnenaufgang auf einer Insel im Tarim-Meer schmeckten. Oder wie der erste Moment der Vereinigung zwischen Mann und Frau, beinahe ins Endlose gestreckt. Oder wie eine Träne des Glücks.
Lan schleppte sich weiter. Er näherte sich einer unsichtbaren Wand, deren Widerstand er bloß erahnte.
Lan drückte dagegen. Er suchte das Hindernis ab. Es schmeckte mal säuerlich, dann wieder nach Diskanttönen. Und es roch widerlich. Ein HÜ-Schirm. Die Celistas hatten ihn rings um Bostich errichtet und meinten, sie beide davon abhalten zu können, zum Imperator vorzudringen.
Diese Ignoranten!
Wenn alles klappte, wie sie es geplant hatten, war Satafar eben dabei, Tekener auszuschalten. Bostich war allein zurückgeblieben. Ein Gegner, den sie gewiss zu fürchten hatten. Aber keiner wie der unsterbliche Terraner mit dem Angst einflößenden Lächeln.
Da war ein Riss. Eine Unstruktur inmitten der kühlen, glitzernden Fläche, die zwischen ihnen und Bostich errichtet war.
Eine letzte Anstrengung. Lan nahm noch mehr Schmerz auf sich und verstärkte seine Bemühungen. Er vergrößerte die Lücke, drückte sie mit den Händen auseinander, während ihm Toio von den Schultern zu rutschen drohte. Er presste und schob und zog und zerrte – bis er seinen Körper endlich auf die andere Seite gebracht hatte. Zurück ins Licht. Zurück in eine Realität, die ein wenig Erholung versprach.
Zwei Minuten. So lange durfte und musste er ruhen.
Er ließ sich zu Boden fallen und nahm die Schwärze hin wie einen guten alten Freund.
*
Toio war augenblicklich wach. Die Kopfschmerzen waren vernachlässigbar, die Orientierungslosigkeit ließ rasch nach. Sie hatte sich bestmöglich auf ihren Einsatz vorbereitet.
Lan war nicht einsatzfähig wie immer nach einer Teleportation. Sonst war niemand zu sehen. Sie drehte sich im Kreis. Rasch. Suchte nach Gefahrenpunkten. Nach Gegnern.
Niemand. Metallklammern, die einmal Roboter gehalten hatten, waren leer. Vermutlich irrten sie im Hof des Hauses umher und versuchten, den angreifenden Drohnen beizukommen.
Die Vitalimpulse Bostichs waren stark wie nie zuvor. Die Energien badeten und labten sie, ließen sie beinahe ihre Pläne vergessen. Er musste sich in unmittelbarer Nähe befinden!
Fünfzehn Sekunden waren vergangen. Draußen krachte es, das Haus bebte. Die Drohnen nahmen verstärkt das Yali ins Visier. Die Celistas und die Agenten der USO waren mit der Außenverteidigung beschäftigt, ohne zu ahnen, dass der Feind längst ins Innerste vorgedrungen war.
Bostich war unter ihr. Im Kellergeschoss des Yalis. Niemand sonst war zu spüren.
Toio lächelte. Sie bekamen ihre Rache an Ronald Tekener, und sie bekamen Bostich. Vetris-Molaud würde mehr als zufrieden mit ihnen sein.
Sie umrundete Lan und ging auf die Treppe zu, leise und vorsichtig, die ganz besondere Waffe in der Hand. Schritt vor Schritt. Hinab in einen Raum, der in freundliches Licht getaucht war. In eine Hightech-Umgebung, in deren Zentrum ihre Beute saß und auf eine Trividwand starrte.
Der Imperator entdeckte sie. Viel zu früh für ihren Geschmack, kaum, dass sie die Hälfte der Stufen nach unten genommen hatte. Er schaltete rasch und achtete nicht auf die Geräte, die ihn umgaben. Er räumte beiseite, was ihm im Weg war, stürzte auf sie zu. Mit weit erhobenen Armen. Auf den Nahkampf vorbereitet, übernatürlich schnell wie eine Kampfmaschine, die nur die Vernichtung ihres Gegners kannte.
Toio kannte die Bewegungsabläufe, hatte sie oft genug im Training
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