PR 2722 – Altin Magara
nicht zu«, fasst Rudnick die Resultate seiner bislang nicht publizierten Studie zusammen.
Kein Leerraum: Der Kalte Fleck in der Kosmischen Hintergrundstrahlung (links) wurde zunächst als »Abdruck« eines riesigen Leerraums im Vordergrund interpretiert. Optische Detailaufnahmen zeigen jedoch viele Galaxienhaufen in unterschiedlichen Entfernungen (Mitte). Die durchschnittliche Materiedichte erscheint hier ziemlich konstant zu sein (rechts). (Rotverschiebungen von 0,1, 0,3, 0,5, 0,7 und 0,9 entsprechen ungefähr einer Distanz von 1,3, 3,4, 5,1, 6,4 und 7,4 Milliarden Lichtjahren.) [D. R. Granett et al., Astrophys. J. 714, 825; R. Vaas]
Hochempfindliche Beobachtungen im optischen Bereich mit Distanzabschätzungen von Galaxienhaufen waren noch deutlicher. So haben Benjamin Granett von der University of Hawaii und seine Kollegen sieben kleine Stellen vor dem Cold Spot mit dem 3,58-Meter-CFHT (Canada-France-Hawaii Telescope) auf dem Mauna Kea ins Visier genommen. Das Ergebnis ist unmissverständlich: Eine außergewöhnlich geringe kosmische Dichte gibt es dort nicht.
»Wir schließen zwar keine Leerräume mit einem Durchmesser von 300 Millionen Lichtjahren aus, doch diese würden allenfalls einen kleinen Beitrag zur niedrigen Temperatur der Kosmischen Hintergrundstrahlung liefern«, schreiben die Forscher im Astrophysical Journal . »Die Existenz eines 600 Millionen Lichtjahre großen Superleerraums ist aber eindeutig widerlegt.«
Das Resultat passt zu unabhängigen Beobachtungen eines Astronomenteams um Malcolm Bremer von der Bristol University. Die Wissenschaftler hatten ebenfalls den Bereich des Kalten Flecks im sichtbaren Licht untersucht. Mit dem VIMOS-Instrument (VIsible MultiObject Spectrograph) an einem der vier 8,2-Meter-Teleskope des Very Large Telescope, das die Europäische Südsternwarte ESO auf dem Cerro Paranal in Chile betreibt, bestimmten sie die Entfernung von über 700 Galaxien. Das geschah bei sechs kleinen Himmelsregionen: teils denselben wie in der Studie von Granetts Team, teils in anderen; und nicht photometrisch, sondern spektroskopisch – und somit noch genauer.
Ausgelotete Tiefe: Mit einem 8,2-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte haben Astronomen an sechs verschiedenen Stellen (hier sind nur die Deklinationskoordinaten angegeben) im Bereich des WMAP Cold Spot die Entfernung von über 700 hellen Galaxien spektroskopisch bestimmt – in Distanzen bis zu sieben Milliarden Lichtjahren (Rotverschiebung 1). Sie fanden kein Indiz für einen Superleerraum. Er hätte sich als deutliche Lücke in der Galaxienverteilung abgezeichnet. Der Kalte Fleck muss also anders erklärt werden – doch niemand weiß, wie. [M. Bremer et al., MNRAS 404, L69; R.]
Bremer und seine Kollegen fanden ebenfalls keinen Hinweis auf einen mindestens 600 Millionen Lichtjahre großen Leerraum in der Galaxienverteilung bis zu einer Distanz von über sieben Milliarden Lichtjahren. Es gibt kleinere Lücken, aber die sind nicht ungewöhnlich und ähneln jenen von vergleichbaren Durchmusterungen ganz anderer Himmelsregionen.
»Es existiert kein Hinweis darauf, dass die Galaxienverteilung in Richtung WMAP Cold Spot eine Anomalie darstellt«, schreiben die Forscher in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society . »Und wenn eine Region mit geringer Dichte vor dem Cold Spot aus mehreren kleinen Leerräumen bestünde, nicht einem großen, wäre deren kombinierter Effekt viel zu schwach, um den beobachteten Kalten Fleck zu erzeugen.«
Was nun?
»Ich denke, letztlich sind wir einer falschen statistischen Auswertung der Radiodaten aufgesessen«, räumt Lawrence Rudnick enttäuscht ein. »Das ist eine heikle Angelegenheit. Unser erstes Ergebnis erschien signifikant, hing aber von der Bandbreite der Möglichkeiten ab. Je größer die ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass man zufällig etwas Außergewöhnliches findet. Und wir haben die Möglichkeiten wohl schlicht unterschätzt und daher fälschlicherweise daraus geschlossen, dass unser Fund signifikant und nicht zufällig ist.«
Damit bleibt das Rätsel um den Cold Spot offen. Wenn kein Loch hinter – oder genauer: vor – dem Cold Spot steckt, was dann?
»Vielleicht handelt es sich nur um eine zufällig kältere Region am Himmel, die keiner gesonderten Erklärung bedarf«, meint Matthias Bartelmann, Astrophysik-Professor an der Universität Heidelberg.
»Das erscheint nicht plausibel«, widerspricht Rudnick. »Ein Cold Spot dieser Größe
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