PR Action 16 Tarkalons Abgrund
betrachtete. Tanisha hatte eine Hand auf Rhodans Brust gelegt und spielte gedankenverloren mit dem eiförmigen Gerät.
Betty wusste, dass es belebende Impulse ausstrahlte. Das wurde jedenfalls gesagt - ihr wäre es nie in den Sinn gekommen, Rhodan zu bitten, seinen Zellaktivator berühren zu dürfen.
Tanisha hob ihren Kopf. Die zerzausten schwarzen Haare, die sie als Pagenschnitt trug, schwangen zurück. »Weißt du eigentlich, dass du stinkst wie ein ungewaschener Minenhund?« Sie rümpfte ihre kleine Stupsnase.
Rhodan lächelte, und für einen Lidschlag lang sah er aus wie ein kleiner Junge. »Nach den vielen guten Dingen, die du mir über diese hart arbeitenden Frauen und Männer erzählt hast, ist es für mich eine Ehre, mit ihnen verglichen zu werden.«
Er strich ihr Haar zurück. »Aber wenn dich mein Geruch stört, werde ich die Wärter bitten, mir ein Deodorant zu besorgen.«
»Mein Haar!«, protestierte Tanisha. Sie griff nach seiner Hand und deponierte sie auf Rhodans Bauch.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Prinzessin Tanisha.«
Betty hatte Rhodan noch nie so sprechen hören. Seine Stimme klang warm und ... vertraut.
Nein, dachte Betty. Das ist nicht der richtige Begriff!
Tanisha drohte Rhodan spielerisch mit dem Finger und ließ ihren Kopf wieder auf seine Brust sinken.
Familiär!, schoss es Betty durch den Kopf. Das war es! Die beiden sahen aus wie eine kleine Familie.
Von einem Moment auf den anderen fühlte Betty wieder die Frustrationen ihrer einsamen Tage in sich aufsteigen. Wenn sie sich ausmalte, wie es wäre, eine eigene Familie zu haben. Einen liebevollen Partner an ihrer Seite und Kinder - kleine Bettys und kleine ... wie auch immer ihr Partner heißen und aussehen würde.
Stattdessen ... Betty zuckte innerlich kurz zusammen, als sie Rhodans klare graue Augen auf sich spürte.
Sie wusste, dass es unmöglich war, und doch hatte sie schon oft den Eindruck gehabt, dass der Großadministrator ebenso Gedanken lesen konnte wie sie selbst. Allerdings war es eine andere Eigenschaft, die Rhodan half, in andere hineinzublicken, ja sie geradezu zu sezieren: seine unvergleichliche Menschenkenntnis.
»Finden Sie irgendwelche Hinweise darauf, dass wir abgehört werden?«, fragte er mit ruhiger, fast beiläufig klingender Stimme.
Betty schloss die Augen und tauchte kurz in alle Gedankenströme ein, die sie in ihrer Umgebung wahrnahm.
»Nein«, murmelte sie nach einer Minute. »Keine Anzeichen.«
»Wie geht es Mechter?«
Sie suchte nach dem Geist des Provisorischen Verwesers.
»Er ist stark beunruhigt«, flüsterte sie. »Doch sein Leben ist nicht in Gefahr.«
»Gut«, sagte Rhodan. »Dann sollten wir uns kurz gegenseitig auf den neuesten Stand bringen.«
Wie selbstverständlich legte er einen Arm um Tanisha, die diese Berührung diesmal kommentarlos hinnahm. Im Gegenteil: Die kleine Mutantin fühlte sich wohl im Schutz des Unsterblichen, wie Betty einem innerlichen Auf seufzen Tanishas entnahm.
Gedankenfetzen sagten aus, dass dies nicht immer so gewesen war, dass sie erst... hatten zueinanderfinden müssen. Aber das gehörte zu einem sehr persönlichen Bereich, in den die Telepathin nicht eindringen wollte.
Mit ruhiger Stimme begann Rhodan zu erzählen. Von seinem politischen Besuch auf Tarkalon, der vom Provisorischen Verweser Mechter in einen beispiellosen Marketingfeldzug umgewandelt worden war. Trotzdem hätte ihn dieser alte Mann in seinen Bestrebungen und Ansichten überzeugt, ihm oftmals sogar Bewunderung abgerungen, sagte Rhodan.
Dann berichtete er von den Geschehnissen während der Dreimondnacht, als plötzlich die Posbis aufgetaucht waren und den Planeten ins Unglück stürzten.
Er erzählte von der abenteuerlichen Odyssee, die in einen angreifenden Raumer und auf den Kristallmond geführt hatte. Immer mit Tanisha, die mit ihren Psi-Kräften nicht nur von Boje zu Boje springen, sondern auch mit den Posbis in eine Wechselwirkung treten konnte, mit der sie ihre Plasmazusätze heilte.
Betty fiel auf, dass Rhodan von dem Mädchen sprach, als wäre es eine Erwachsene. Das entsprach eigentlich seinem Respekt für alle Lebewesen, doch irgendwie war diese Situation auch neu für die Mutantin. In den fast 200 Jahren, in denen sie sich nun kannten, hatte sie ihn nie in einer vergleichbaren Situation mit Kindern gesehen.
Dock , korrigierte sie sich. Mit mir!
Er hatte sie seit jeher mit Respekt behandelt und ihr nie das Gefühl gegeben, dass er sie als unmündig angesehen
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