PR Action 24 Kristallschmerz
Ent-Than. Er rempelte Passanten an, doch ihre wütenden Rufe verklangen unbeachtet hinter ihm. Nur ein Gedanke beherrschte ihn: Er musste wissen, ob es Linn-dal gut ging. Er musste sie beschützen!
Ihr durfte nicht das Gleiche geschehen wie seinem Herrn. Um Parr-ed war es nicht allzu schade, das musste er sich eingestehen. Er war ein unerträglicher Mann gewesen, dessen Laune von einem Moment auf den anderen umschlagen konnte.
Linn-dal jedoch ... Linn-dal mit ihrem anmutigen Gang, den wunderschönen roten Augen und dem glänzenden Haar. Natürlich bewunderte Rellvan sie nur von fern, immerhin war er ein Sklave und sie ein Mitglied der Regierung. Doch genau das würde ihr nun vielleicht zum Verhängnis werden. Der Gedanke ließ ihn seine Schritte noch einmal beschleunigen.
Im Rennen verfluchte Rellvan seine Unfähigkeit, einen Gleiter zu steuern. Mit einem solchen Fahrzeug wäre er schneller gewesen. Aber auch so war es nicht mehr weit. Nur noch um diese eine Ecke.
Rellvan nahm die Kurve schlitternd. Dann kam die Eingangstür des Hauses in Sicht, in dem Linn-dal wohnte. Deren Anblick war es jedoch nicht, der ihn entsetzt aufkeuchen ließ. Seine Reaktion galt dem Ekhoniden, der sich der Tür aus der anderen Richtung näherte. Auch auf seiner Stirn glitzerte ein bunter Kristall.
Der Steinträger verschwand als Erster im Haus, doch Rellvan war ihm dicht auf den Fersen. Er fing die zufallende Tür ab und schlüpfte ins Treppenhaus. Noch während er die Stufen hinaufhetzte, hörte er irgendwo weiter oben das Zischen einer sich öffnenden Wohnungstür. Dann Linn-dals Stimme, die eine Frage begann, abbrach und schrie.
Im selben Moment erreichte Rellvan das richtige Stockwerk. Er sah den Rücken des Steinträgers in der offenen Tür. Ohne darüber nachzudenken, stürzte er vor, auf den Fremden zu.
Rellvan prallte gegen den Ekhoniden, spürte, wie dieser stolperte, und hörte, wie etwas mit einem dumpfen Aufprall zu Boden fiel. Der Stein, der für Linn-dals Stirn bestimmt gewesen war?
Rellvan versuchte die Arme um seinen Gegner zu schlingen und ihn festzuhalten, auch wenn er nicht wusste, wie es dann weitergehen sollte. Über die Schulter seines Gegners hinweg sah er Linn-dal, die ein paar Schritte rückwärts stolperte und Halt an einem niedrigen Tisch suchte. Für einen Moment starrte sie ihn verwirrt und verständnislos an, dann wirbelte sie herum und eilte tiefer in die Wohnung hinein.
Ein heftiger Schlag traf Rellvan plötzlich. Er wurde in den Flur hinausgeschleudert. Schmerzhaft prallte er gegen das Treppengeländer. Irgendwo in seinem Körper glaubte er etwas knacken zu hören.
Benommen sank Rellvan zu Boden. Er sah den Steinträger, der sich umwandte, um in die Wohnung hineinzugehen. Zu Linn-dal. Nein!
Das Geländer gab ihm Halt, als er sich in die Höhe zog.
Bei jedem Atemzug schoss ein stechender Schmerz durch seine Seite, doch das war momentan unwichtig. Rellvan stolperte vor, versuchte den Steinträger zu packen und bekam einen Ärmel zu fassen.
Mit einer beinahe unwilligen Geste wandte sich der Ekhonide ihm erneut zu. Ein tonnenschweres Gewicht schien Rellvan plötzlich zu Boden zu drücken. Der Schmerz in seiner Seite vervielfältigte sich, er bekam keine Luft mehr.
Vergeblich rang Rellvan nach Atem. Die Gestalt seines Gegners verschwamm vor seinen Augen. Schwärze kroch vom Rand seines Sichtfeldes heran.
Ich habe versagt, schoss es ihm durch den Kopf. Sobald der Steinträger mit ihm fertig war, würde er Linn-dal einen von den bunten Kristallen in die Stirn drücken. Der Gedanke war unerträglich. Rellvan wollte sich aufbäumen, sich gegen die Kraft stemmen, die ihn langsam zerquetschte. Doch er war zu schwach. Er spürte, wie ihm die Sinne schwanden.
Dann plötzlich ein Blitz, Helligkeit und ein schmerzerfüllter Schrei, der kurz darauf abbrach. Rellvan konnte wieder atmen, und obwohl es schmerzte, sog er gierig die Luft in die Lungen. Er sah auf und blickte in Linn-dals Gesicht. Sorge verzerrte ihre ebenmäßigen Züge. Als er den Blick an ihr hinabgleiten ließ, um ängstlich nach Verletzungen Ausschau zu halten, entdeckte er den Strahler in ihrer Hand.
»Hilfe ist unterwegs.« Sie schenkte ihm ein kurzes, aufmunterndes Lächeln, dann drehte sie den Kopf und blickte zu einem Toten, der auf dem Teppich ihrer Wohnung lag. Neben der Leiche schillerte ein bunter Stein.
»Ich frage mich, was hier vor sich geht«, murmelte Linn-dal wohl mehr zu sich selbst.
Rellvan konnte das für den Moment
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