PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
ein wenig höher und nach vorn, ging dann langsam aus der Yoga-Übung und löste die verschlungenen Arme, wackelte mit den Schultern. Ah, schon besser.
Rhodan landete die Plattform hinter dem obersten Rang und kam eine der geländerlosen Steintreppen hinunter, gefolgt von einem riesengroßen Rhodan-Schatten. Einen Moment lang starrte er den Nukleus an. Sein Gesicht sah dabei aus wie versteinert. Dann winkte er Bi Natham zu.
Bi Natham stand auf und ging zum Fuß der Treppe. Er warf einen Blick zu Mimo Serleach hinüber, der ein paar Ränge weiter oben lag und döste. Zwei kleine, aufrecht gehende Hasenkinder - nur ohne die langen Ohren - schlichen um Mimo herum und hielten sich die kichernden Münder mit den Händen zu. Es waren natürlich Attokinder. Das eine hatte blaue Beine und einen gelben Oberkörper, das andere gelbe Beine und einen blauen Oberkörper. Beide waren mit Gewändern herausgeputzt, die wie schwarze Ballettröckchen aussahen.
»Das Gehen strengt ihn immer noch sehr an«, sagte Bi Natham und gab Rhodan die Hand.
Rhodan nickte nur knapp, dann sah er wieder zum Nukleus.
»Er ist schwächer geworden, nicht?«, fragte Bi Natham.
Rhodan holte tief Luft. »Wesentlich schwächer. Als ich das erste Mal hierher gekommen bin, hat mich seine Präsenz fast in die Knie gezwungen, so intensiv war sie. Und jetzt« - er zeigte in die Zuschauerränge - »kommen die Leute zum Sightseeing her und bringen sogar ihre Picknickkörbe mit.«
Es war ein wenig übertrieben, aber tatsächlich saßen alle paar Ränge ein paar Leute und schauten in den Nukleus, als wäre die geballte Energie der 34.000 darin aufgegangenen Monochrom-Mutanten ein besonders schönes Kaminoder Lagerfeuer. Außer etlichen, zumeist mit Essen beschäftigten Atto saßen dort tefrodische Jugendliche und ließen irgendwelche Rauchwaren kreisen. Sie waren erstaunlich ruhig. Der eine Rang wurde komplett von einer Forril-Sippe in Beschlag genommen, deren Patriarch, ein Ganzvater mit dem charakteristisch gelben Fell, vor seinen rotpelzigen Frauen herumstolzierte und die violetten Halbväter herunterputzte, die einen mitgebrachten Grill in Gang zu setzen versuchten und kaum mehr als eine große Qualmwolke produzierten. Die sechsgliedrigen Forril, die für Bi Natham aussahen wie eine krude Mischung aus Walrössern und Zentauren, sprachen Kraahmak, aber er war sich sicher, ziemlich genau zu wissen, was der Ganzvater da predigte. Irgendetwas davon, dass sie zwei linke Hände hatten und sogar zum Feuermachen zu blöd waren.
»Vielleicht hat es etwas mit diesem erstarkenden Gelben Meister zu tun.« Bi Natham sah Rhodan wieder an. »Vielleicht zehrt es die Kräfte des Nukleus immer mehr auf, die Existenz des Sektors Jessytop aus dieser Schattenspiegel-Matrix auszublenden.«
Rhodan nickte. »Wir müssen leider davon ausgehen.«
Bi Natham wollte den Expeditionsleiter der JOURNEE zum Bühnenrand begleiten, doch Rhodan blieb stehen. »Ich würde gern kurz allein mit dem Nukleus sprechen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Oh. Ja. Entschuldige.« Bi Natham ging zu dem dösenden Mimo Serleach hinauf. Er lächelte die beiden Attokinder an, die eine Bank weiter oben standen und Mimos Schnarchtöne nachahmten, und setzte sich.
Rhodan ging zu der Absperrung. Einer der Soldaten kam auf ihn zu. Rhodan nickte, und der Soldat salutierte: »Resident.« Er schob das Absperrgitter auf, ließ Rhodan durch und zog es wieder zu.
Rhodan stellte sich vor die weiß glühende, knisternde Energiekugel. Seine Lippen blieben geschlossen. Er schien sich auf mentale Weise mit dem Nukleus zu unterhalten.
Nur einmal entschlüpfte etwas seinen Lippen. Die ausgezeichnete Akustik des Amphitheaters machte es bis in die Ränge hörbar. »Aber Kiriaade?«, fragte Rhodan. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
Aber Kiriaade? Existiert sie noch irgendwo bei euch dort drinnen? , ergänzte Bi Natham in Gedanken. Oder ist sie für immer erloschen?
Die gesamte Besatzung wusste von der Beziehung des terranischen Residenten zu der überirdischen Schönheit, die eine Manifestation oder körperliche Projektion des Nukleus darstellte. Rhodan hatte Kiriaade mehrfach durch das Schiff geführt. Er hatte mit ihr in der Messe gegessen, in der Cafeteria geplaudert; er war mit ihr auf dem Ring spazieren gegangen - ihr Arm in den seinen eingehängt, hatte der wandelnde News-Service Bruno Thomkin eine ungenannte Augenzeugin zitiert. Und Kiriaade sollte mehrfach in Rhodans Kabine gewesen sein. Bordverpfleger
Weitere Kostenlose Bücher