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PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher

Titel: PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Böhmert
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Angstzustände noch.
    Aber es gab eben so verflucht viel zu tun.
    Sie wollte gerade in ihre Station einbiegen, als ihr aus dem Gang die letzten sechs Atto entgegenliefen. Sie trugen keine Krankenhaushemden mehr, sondern waren wieder angezogen. Sie hatten auch ihre Rucksäcke und Taschen dabei.
    »He!«, sagte Raye und blieb stehen. »Wo wollt ihr denn hin?« Die Atto umrundeten sie und liefen stur weiter zur Treppe.
    »Ihr könnt euch doch nicht einfach verkrümeln!«, rief Raye ihnen nach.
    Aber die Atto konnten.
    Und Raye konnte ihnen nur noch hinterher sehen. Sie wurde nicht einmal mehr richtig wütend. Die Wut floss einfach aus ihr heraus, als wäre ihre Haut an Hunderten Stellen undicht, und mit der Wut verlor Raye auch alle Kraft, alle Zuversicht.
    Was sollte sie nur ihren Patienten sagen?
    Das Spital verfügte nicht über die notwendigen Kapazitäten zum kurzfristigen Klonen aller benötigten Gliedmaßen und Organe. Je kürzer aber der Zeitraum zwischen Verlust beziehungsweise Amputation und Wiederherstellung war, desto günstiger verlief der Gesundungsprozess auf der neuronalen sowie der psychischen Ebene. Nun jedoch würden ihre Patienten sich, nachdem sie ihnen schon so viel Hoffnung gemacht hatte, noch Wochen, vielleicht sogar Monate lang als Amputierte herumquälen müssen.
    Raye hatte getan, was sie konnte. Sie hatte Stumpfregionen mit örtlichen Betäubungsmitteln umspritzt. Sie hatte Katheter gelegt und Nervenblockaden sowie Triggerpunktinfiltrationen vorgenommen. Sie hatte Muskelrelaxantia und Antikonvulsiva und schmerzdistanzierende Antidepressiva verabreicht. Damit sich das Areal der Gehirnrinde, das für die Koordination des verlorenen Körperteils zuständig war, nicht umbaute, hatte sie mit regelmäßigen Reizimpulsen am Stumpf therapiert.
    Das alles hatte überhaupt noch nichts mit rehabilitativer Medizin zu tun. Es handelte sich um elementarste Maßnahmen zur Vorbeugung von Amputationsund Stumpfschmerzen, im Grunde um Erste-Hilfe-Maßnahmen.
    Sie waren in der Regel viel zu spät erfolgt. Oft hatten die Patienten schon Tage traumatisiert auf irgendwelchen zusammengeschossenen Schiffen herumgelegen, notdürftig zusammengeflickt und oft nur »betäubt« mit viel zu gering dosierten allgemeinen Schmerzmitteln oder sogar nur mit »Hausmitteln« wie Alkohol und schwach euphorisierenden Pflanzen.
    Raye bog in ihre Station ein.
    Auch hier brannten nur die Nachtlichter und standen belegte Betten im Gang. Raye vermied es, sich die noch im Schlaf gequälten Gesichter anzusehen.
    Sie war schon fast an der offen stehenden Tür von Ul vorbei, als ihr aufging, dass dort hinter dem Vorhang um die Untersuchungsliege zwei massige Beine gebaumelt hatten und die Liege leise gequietscht hatte.
    Sie blieb stehen. Ging zurück.
    Die Beine, die da von der Liege baumelten, zuckten. Raye hörte gedämpfte Musik, die ihr vage bekannt vorkam. Es klang wie das Subthema von Lasky Batys Metamorphon II . Nur diese darübergelegten, ebenso gedämpften Schreie waren seltsam.
    »Grek?«, fragte Raye. »Bist du das?« Sie machte Licht.

Kapitel 13
     
    25. März
     
    Da war eine Mauer. Besonders wichtig wirkte sie nicht. Sie bestand aus größtenteils von Wurzelwerk gesprengten Hohlblocksteinen, die früher einmal rosafarben verputzt gewesen waren. Ein Erwachsener hätte mühelos darüber hinwegblicken können, und sogar ein Kind konnte sie erklettern, wenn es denn Spaß daran hatte. Es gab genug Stellen in dem Pflanzendickicht, an denen Bäume die Mauer mit ihren Wurzeln aufgebrochen oder mit ihren Stämmen zum Einsturz gebracht hatten.
    Wo die Mauer den Hohlweg kreuzte, hatte sie kein Tor. Dort hatte nur eine Freie Rückbau-Assoziation ein längst verwittertes Holzschild aufgestellt, auf dem erklärt wurde, dass es sich bei dem umschlossenen Gelände um einen Teil des einstigen Raumhafens von Third handelte, um den Yachthafen nämlich.
    Früher waren darunter auch noch ellenlange Angaben über die Schäden zu lesen gewesen, die durch die Produktion und den Gebrauch solcher ebenso hoch technisierter wie überflüssiger privaten Fortbewegungsmittel zwangsläufig unter der Tier-, Pflanzenund Menschenbevölkerung Thirdals angerichtet worden seien, ergänzt um die eindringliche Warnung, dass es gefährlich war, dort mit den alten Maschinen herumzuspielen.
    Aber das alles konnte schon lange niemand mehr lesen. Martan hatte, als er acht Jahre alt gewesen war, die beiden unteren Bretter abgerissen und für ein hübsches Lagerfeuer auf

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