PR Andromeda 04 - Die Sternenhorcher
einen weißbeigen Fleck zurück.
»Zu Fuß?«, flüsterte Raye. »Spinnt der?«
Nun stand auch der Leiter neben ihr. Sein rosa geblümtes Hemd streifte ihren Unterarm, als er sich vorbeugte und den kleinen Kopf aus dem Fenster hängte. Er sah absurd aus, wenn das Facettenauge abgewandt war, wie eine lebensgroße Spielzeugpuppe, der man den Kopf vom Kugelgelenk gezogen hatte.
»Da stimmt was nicht«, sagte er mit seiner wohlklingenden, auf die Beruhigung verängstigter Angehöriger ausgelegten BassStimme. »Warne deine Leute.«
Wieder flogen Dosen, Kuchenstücke, Früchte. »ShouKiMörder! ShouKi-Mörder!« Rhodan lief geduckt auf den Eingang zu. Er schien sich verletzt zu haben. Er zog ein Bein nach und streckte Hilfe suchend die Hand aus.
»Warne deine Leute!«, rief der Klinikleiter und drehte sich so schnell zu dem Offizier um, dass er Raye mit dem Kopf anrempelte. Die Berührung hinterließ ein echohaftes Prickeln auf ihrer Haut.
Schon stürzten unter dem kleinen Dach des Eingangsbereichs mehrere Soldaten hervor und liefen dem blau gewandeten, strauchelnden Terraner entgegen.
Und nun sah Raye es auch. »Das ist nicht Rhodan!«, sagte sie.
»Er hat viel zu viele Falten! Und das ist auch kein Galornenanzug!«
»Redbaron, Coffin! - Zugriff!«, brüllte der Offizier aus dem Fenster. »Der Rest zurück und Eingang sichern!«
»Halt! Stehen bleiben!«, riefen die Uniformierten, die wohl Redbaron und Coffin hießen.
Der eben noch strauchelnde Rhodan schlug einen Haken und versuchte, in der Menge unterzutauchen, die sich auf einmal lachend und jauchzend auf die beiden Soldaten einschoss.
»Heda! Wollt ihr Kuchen? Leckerschmecker!«
Aber Redbaron und Coffin waren gut. Sie fingen den vermeintlichen Rhodan ein und zerrten ihn unter den Buhrufen der Menge zum Eingang. Er hatte einen simplen blauen Trainingsanzug an.
»Das muss die Kopie der Kopie der Kopie sein«, erklärte der Offizier. »Darum sieht er so alt aus.«
Dann sprach er in seinen Interkom: »Haltet ihn ein paar Stunden lang fest. Droht ihm mit zwei Tagen Untersuchungshaft. Das wird ihm eine Lehre sein. Und dass er sich ja nicht verwandeln kann! Ihr lasst ihn nicht einmal allein aufs Klo, verstanden?«
Er wandte sich wieder an Raye und den Klinikleiter. »Perry Rhodan würde ohne seinen Zellaktivator binnen weniger Tage altern und zerfallen. So ergeht's auch jedem Atto, der ihn kopiert.« Er lachte. »Dem Burschen hier würden höchstens noch ein bis anderthalb Tage bleiben. Soll er ruhig mal ein bisschen darüber nachdenken, ob er lieber vergreisen oder das Zuschauer-Tabu brechen möchte.«
»Und mein Verhalten nennst du provozierend?«, sagte Raye. Sie ging zur Tür und zog sie auf. Kühles, bläuliches Licht fiel vom gekachelten Flur ins Chefzimmer.
»Wo willst du hin, Corona?«, fragte der Klinikleiter.
»Zu meinen Patienten«, sagte Raye.
»Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt.«
»Oh, das hast du. Das hast du.« Raye schloss hinter sich die Tür. Ganz leise.
Betont langsam ging sie den Gang entlang zur Treppe. Ganz die souveräne Ärztin. Aber innerlich kochte sie. Was für ein Theater die um die Atto machten! Das war schon fast pathologisch. Als hielten sie ihre Ohnmachtgefühle den Gorthazi gegenüber nicht mehr aus und brauchten nun jemanden, dem sie ihre Kontrolle aufzwingen konnten!
In einem abgedunkelten Nebengang standen Betten. Belegte Betten. Das Spital platzte aus allen Nähten. Und diese Typen hatten nichts Besseres zu tun, als sich aus ein paar überreifen Früchten eine Ladung Brandsätze zurecht zu fantasieren!
Allvater, sie hatte jetzt keinen Nerv für den Antigravschacht! Sie war schon fast an der Treppe, als ihr auf einmal der Schweiß ausbrach. Ihr ganzer Körper fühlte sich an wie eingeklemmt. Die Luft, die sie einatmete, stach ihr plötzlich in die Lungenflügel, als wäre sie glühend heiß, und roch nach verbranntem Fell.
Raye blieb stehen und stützte sich an einer Wand ab. Sie kannte das schon. Zehn, fünfzehn ruhige Atemzüge, und es war wieder vorbei. Aber sie musste aufpassen, dass sie nicht die Augen schloss. Sonst sah sie das Flammenmeer wieder vor sich, von dem sie auf Rakusa beinahe verschlungen worden wäre, dort in der Hütte der Forrils, zwischen den aufgestapelten Fellen, die ihr das Leben gerettet hatten.
Sie ging die Treppe hinunter, setzte jeden Schritt langsam und bewusst. Sie musste besser auf sich aufpassen. Die hohen Amphetamindosen taten ihr nicht gut. Sie verstärkten die
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