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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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das quälerische Pulsieren in seinem Unterleib sagten ihm, dass er auch innere Verletzungen davongetragen hatte.
    Masquin gelang es, so weit herumzurutschen, dass die Arena in sein Sichtfeld gelangte.
    Ein neuer Kampf war entbrannt. Der Cyborg hatte seinen Schutzanzug abgelegt und drang mit seinem, Masquins, Schwert auf seinen ehemaligen Gegner ein. Masquin begriff sofort, dass der Mann verloren war. Der Cyborg war ihm himmelhoch überlegen.
    Masquin straffte sich, gleichzeitig wurde ihm schwarz vor Augen. Er sank zurück und verfolgte hilflos den Fortgang des ungleichen Kampfes. Der bleiche Tefroder erlahmte zusehends. In wenigen Minuten würde der Halbrobot ihn erledigen - und dann würde er sich ihm, Masquin, widmen.
    Masquin zitterte. Er wollte nicht sterben. Nicht auf diese Weise. Nicht
    allein.
    Er sah hinauf an die Spitze der Arena, zur Statue des Gelben Meisters. Was habe ich da nur gewollt?, fragte er sich. Aber so sehr er in sich hinein horchte, die Antwort entwand sich ihm. Er wünschte sich, jemand wäre bei ihm. Amheret vielleicht. Er dachte an die Nacht zurück, die sie miteinander verbracht hatten, daran, wie sie sich gegen ihn gedrückt hatte. Sie schien so weit entfernt, dass er sich fragte, ob ihre Berührungen überhaupt stattgefunden hatten oder er sie sich nur einbildete.
    Die Schmerzen wurden stärker. Masquins Gedanken verlangsamten sich, wurden wirrer. Die beiden Kämpfer wurden zu verschwommenen Schemen, die er nur mit Mühe unterscheiden konnte.
    Dann wurde es hell. Grelle Blitze zuckten entlang des Energieschirms, schienen direkt in Masquin zu fahren, der am Rand des Kampfplatzes lag. Masquin drückte die Lider zusammen, um seine Augen zu schützen. Er ruckte hoch, der Schmerz schlug wie eine Welle über ihm zusammen, wollte die letzten Fetzen seines Bewusstseins mit sich tragen. Masquin schrie auf - und im selben Augenblick brach der Schmerz, als hätte er nie existiert.
    Nur einen Stich spürte er in seinem Nacken. Und das vertraute Kitzeln von Schuppenhaut .
    »Tikil!«, rief Masquin. »Wo kommst du her?«
    Der Symbiont konnte nur mit einem schnarrenden Laut antworten, aber auch der war unnötig.
    Eine merkwürdige Klarheit hatte von Masquin Besitz ergriffen. Er verstand. Dass Tikil durch eine Strukturlücke geschlüpft sein musste, die von den Entladungen im Schirm hervorgerufen worden war. Dass er seine Klarheit, die Freiheit vom Schmerz, Tikil zu verdanken hatte. Und dass er schnell handeln musste, der Effekt würde nicht lange anhalten.
    Masquin richtete sich schwankend auf. Sein Robotbein war steif, hielt aber der Belastung des Körpergewichts stand. Masquin humpelte voran, stolperte, fiel und richtete sich wieder auf, immer in Richtung des Cyborgs.
    Der drang blitzschnell auf den bleichen Tefroder ein, der gebannt auf einen Punkt außerhalb des Kampfplatzes starrte, hob das Schwert und stach es in seine Hüfte.
    Wenige Augenblicke später gelangte Masquin zu den beiden Männern. Sein Robotarm packte das mechanische Äquivalent seines Gegenübers und riss es aus seiner Verankerung.
    Takegaths Taktikhirn war Überraschung fremd; es reagierte ohne Zögern. Im Bruchteil einer Sekunde hatte es die Lage analysiert und tat das Nötige, um das Überleben des Kopfjägers zu sichern: Es verschloss die hydraulischen Wunden des Schulterstumpfs, stoppte die Blutungen an den Stellen, in denen Metall, Verbundstoffe und organisches Gewebe vor Jahrhunderten eine enge, eigentliche untrennbare Verbindung eingegangen waren, und sorgte dafür, dass der Körper des Kopfjägers nicht das Gleichgewicht verlor. In Takegaths Sichtfeld erschien ein Wust von Diagrammen und Messergebnissen: Die Werte sanken, der Verlust des Arms hatte Schäden tief in der Biomechanik des Cyborgs hinterlassen. Nicht mehr lange, und er würde auf fremde Hilfe angewiesen sein, auf AMBULANZ.
    Nein!, schrie es in ihm auf, als sein biologisches Hirn lange Bruchteile von Sekunden später erkannte, was geschehen war. Ich will nicht! Nicht das!
    Die Erinnerung kehrte zurück, transportierte ihn zu dem Moment des Aufwachens, nach seiner und Inahins missglückter Flucht vor Jahrhunderten. Er sah in Leptir'kas poliertem Metallantlitz die Fratze vor sich, die AMBULANZ ihm verpasst hatte. Die blasphemische Verbindung aus spiegelnden Chrom, Servos und Hydrauliken und natürlichem Gewebe. Er hörte seinen nicht enden wollenden Schrei der Verzweiflung, als ihm klar wurde, dass er gestorben war, dass Takegath, der Nimvuaner, tot war, es für

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