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PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel

Titel: PR Andromeda 05 - Der Schattenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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einen einfachen Mann gehalten, einen Bauern vielleicht, der tagtäglich auf seine Muskelkraft angewiesen war. Nach und nach aber hatte sich Rhodans Bild verschoben. Das Gesicht passte nicht. Es war glatt und makellos - die einzigen Linien waren diejenigen, die grimmige Entschlossenheit zeichnete -, nicht runzlig und sonnenverbrannt wie das eines Mannes, der einen guten Teil seiner Zeit ungeschützt im Freien verbrachte.
    Und da waren die Hände. Rhodan registrierte das Blut, das aus den vielen geplatzten Blasen auf Fingern und Handflächen rann und das Holz dunkel verfärbte.
    Seine Haut ist zart und verletzlich, dachte Rhodan. Er ist keiner, der mit den Händen arbeitet.
    In Gedanken kleidete Rhodan den Mann an. Zog ihm die dunkelblaue Uniform eines Ministerialbeamten an, wie sie bis vor wenigen Wochen auf der Regierungsinsel vor Vircho ein- und ausgegangen waren. Sie passte wie angegossen. Der Mann hatte Anteil an der Macht gehabt. In seinen Mundwinkeln las Rhodan noch immer Hochmut, das Bewusstsein, zur Elite zu gehören. Seinen Körper zu trainieren, ihn in Schuss zu halten, musste ein selbstverständlicher Teil seines Standesbewusstseins gewesen sein.
    Er glaubt, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben! Die alte Ordnung ist für ihn begraben und vergessen. Er will nur eins: Nicht mit ihr untergehen!
    Wut stieg in Rhodan auf. Er dachte an Farue Markings, den Virth der Tefroder, der in diesem Augenblick den Widerstand seines Volkes organisieren musste - oder bei dem Versuch durch die Hände der Gorthazi starb. Was würde es in Markings auslösen, sähe er mit an, dass große Teile seines Volkes sich mit dem neuen Herrscher arrangierten, sei es als Arenakämpfer oder als Zuschauer, die mit ihrer millionenfachen Anwesenheit diesem Spektakel überhaupt erst die Bedeutung verschafften, die der Gelbe Meister ihm zumaß?
    Rhodans Finger schlossen sich fester um den Stock. Was hatte dieser Mann für eine Berechtigung, zum Verräter zu werden? Rhodans bisherige Gegner waren aus der Unterschicht Tefrods gekommen. Die geduckte Haltung, die Spuren, die ein Leben der Entbehrungen und Enttäuschungen in ihren Gesichtern und auf ihren Körpern hinterlassen hatte, waren unübersehbar gewesen. Rhodan hatte nicht umhin gekonnt, Mitleid für sie zu empfinden. Es waren arme Teufel, die ihre Chance sahen und sie beim Schopf zu packen suchten. Aber der Tefroder, der vor ihm seinen Stock von einer Hand in die andere wechselte und ihn wie ein seelenloses Ding musterte, ein Hindernis, das es aus dem Weg zu räumen galt .?
    Rhodan schürte den Zorn in sich. Er spürte, dass er ihn brauchte, um den Weg zurückzulegen, der vor ihm lag, dass nur die Wut ihm die Kraft verleihen konnte, zum Gelben Meister vorzudringen.
    Der Terraner griff an. Er hörte seinen Gegner überrascht aufstöhnen, dann spürte er, wie sein Stock gegen Holz prallte. Rhodan zog ihn zurück, setzte zu einem zweiten Schlag an, diesmal von der Seite, auf Hüfthöhe. Mit einem schmirgelnden Laut rieb Holz gegen Holz, dann bohrte sich die Spitze von Rhodans Stock in die ungeschützte Hüfte des Tefroders. Der Mann taumelte zurück, doch als Rhodan nachsetzen wollte, riss er seinen Stock in einem spitzen Winkel hoch und umging Rhodans zum Schlag erhobene Waffe.
    Der Hieb traf Rhodan an der Brust. Mit einem gurgelnden Laut entwich die Luft aus den Lungen des Terraners; er knickte nach vorn. Das grelle Sonnenlicht verblasste unvermittelt, wurde von einer Schwärze verdrängt, die aus allen Seiten seiner Wahrnehmung kroch.
    Rhodan taumelte zurück. Wie aus weiter Ferne nahm er den Aufschrei des Publikums wahr. Ob seine Freunde irgendwo auf den Tribünen standen? An Bord der JOURNEE musste man den Beginn der Kämpfe registriert, seine Teilnahme bemerkt haben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine Kameraden tatenlos zusahen, wie sein Schicksal seinen Lauf nahm - aber ebenso wenig, wie das kleine Häuflein Galaktiker irgendetwas ausrichten konnte.
    Er straffte sich. Er durfte sich nicht falschen Hoffnungen hingeben. Es gab nur einen, der ihm helfen konnte, und das war er selbst.
    Die Dunkelheit, die sich über seinen Gesichtssinn gelegt hatte, wich zurück. Rhodan erblickte den Tefroder, der ebenfalls zurückgetaumelt war. Der Mann presste eine Hand gegen die Hüfte, als könnte er damit den Schmerz lindern, der seinen Körper erschütterte.
    Jetzt!, schoss es Rhodan durch den Kopf. Mach ein Ende!
    Rhodan rannte los. Er ignorierte das Stechen in seinem Brustkorb, die

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