Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
deshalb keine Überzeugungsmöglichkeit aus. Kannten sie mich wirklich so schlecht?
    Meine Fäuste zuckten vor, ich schlug hart zu. Instinktiv ahnte ich den Tritt des Gegners, wich seitlich aus, bekam seinen Unterschenkel zu fassen und hebelte ihn aus. Der Kerl gurgelte nur noch, als ich ihn bäuchlings auf den Tisch drückte und ihm keinerlei Bewegungsfreiheit mehr ließ. Ich hatte endgültig genug, zudem war mir unerwartet klargeworden, daß mich der ewige Schreibtischjob lähmte. Ich war langsamer geworden, fast schon phlegmatisch, und ich hatte Speck angesetzt. Eigentlich brauchte ich nur an mir hinab zu schauen, um die Pölsterchen zu sehen, die sich unter der Kombination abzeichneten. Für einen »alten Herren« wie mich war die Ruhe in der Etappe nicht gerade das Erstrebenswerte.
    »Tja, mein Freundchen«, stieß ich schwer atmend hervor, »der Rückzug in die Milchstraße wird sich für Sie nun wohl verwirklichen. Aber nur für Sie. Denken Sie ruhig darüber nach, daß wir Menschen nicht die Augen vor dem verschließen dürfen, was in unserer kosmischen Nachbarschaft geschieht. Fressen oder gefressen werden — der Satz gilt heute wie vor tausend Jahren. Und, bei allen verlausten Planeten von Andro-Beta, wir Menschen werden nicht diejenigen sein, die sich fressen lassen. Kapiert?«
    Sein Versuch freizukommen blieb vergeblich. Als ich ihn auf die Beine stellte, hing sein Blick auf dem Bildschirm und den sechs Kugelraumern mit den angeflanschten Zusatztriebwerken. »Es geht nicht um mich«, ächzte er abgehackt. »Solarmarschall ... das Solare Imperium wird zerbrechen, es muß zerbrechen bei diesen unvorstellbaren Entfernungen.«
    »Glauben Sie das wirklich? ES gab uns zwanzigtausend Jahre Zeit ... «
    »ES?« Wie er den Namen hervorstieß, war es eine Verwünschung. »Wissen Sie, wer oder was ES ist? Wir sind verrückt, einem Unbekannten zu folgen. Aber noch ist es nicht zu spät zur Umkehr ... «
    »Hören Sie auf!«, sagte ich scharf. »So kommen wir nicht weiter. ES ist ein Freund der Menschheit, davon bin ich überzeugt.«
    Endlich erschienen drei Männer des von mir alarmierten Wachdienstes. Sie hatten lange gebraucht, aber ich verbiß mir eine Zurechtweisung. Weil ich darüber nachdachte, ob wir womöglich doch einen Fehler begingen.
    Unsinn!
    Wir würden überall auf Feinde stoßen — aber auch Freunde finden. Es tat gut zu wissen, daß selbst so fremdartige Wesen wie die methanatmenden Maahks mit uns in Frieden leben konnten.
    Ich teilte Perry Rhodans große Vision von einem Kosmos, in dem alle Intelligenzen friedlich miteinander umgehen. Dafür nahm ich sogar die potentielle Unsterblichkeit in Kauf. Jeder halt sie für erstrebenswert, für das höchste Ziel im Leben, in Wahrheit ist sie Fluch und Verpflichtung zugleich und macht einsam. Manchmal fragte ich mich, wie Atlan sein zehntausendjähriges Leben unbeschadet überstehen konnte. Vermutlich hatten ihm die Tiefschlafperioden in der Unterwasserkuppel vor den Azoren geholfen. Ich dachte an meine Mutter, an meine Schwester und an Freunde und Verwandte, die nicht mehr unter den Lebenden weilten. Ihre Gräber waren längst aufgelöst, mir blieb nur die von Jahr zur Jahr blasser werdende Erinnerung, die bald völlig unter der Flut der erdrückenden neuen Wissensfülle verschüttet sein würde, die das Zeitalter intergalaktischer Raumfahrt mit sich bringt.
    Ich haßte den Käfig mit den goldenen Stäben, in dem ich eingesperrt war — trotzdem konnte ich ihm nicht entfliehen. Weil ich eine Aufgabe erfüllen mußte. Oder redete ich mir das nur ein, um Faszination und Frust zu vereinen?
    Daß ich eine zeitlang gegrübelt hatte, fiel mir erst auf, als Oberstleutnant Dosenthal zum Rapport erschien. Ich hatte den Kommandanten des Schweren Kreuzers BAGALO ausgewählt, die sechs Frachtschiffe auf dem längsten Flug zu eskortieren, den Menschen bislang ohne Zuhilfenahme eines Transmitters absolviert hatten. Leicht würde es nicht werden, aber die Herausforderung hatte ihren Reiz. Liebend gerne hätte ich selbst die Schiffe zum Andro-Beta-Nebel begleitet, doch mein Platz war auf Kalif.
    Warum mußte ich immer derjenige sein, der zurücksteckte? Einmal nicht dem Zwang der Vernunft folgen, sondern das tun können, wozu ich Lust empfand ...
    Die ANDROTEST III, am 2. Juli mit der CREST II und vier weiteren Schiffen im Innern des Planetoiden Troja durch den Schrotschuß-Transmitter aufgebrochen, war erst vor wenigen Stunden zurückgekehrt. Der vorgelegte Bericht war

Weitere Kostenlose Bücher