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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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gönnte es den jungen Männern und Frauen, denen all das selbstverständlich war, was in meiner Jugend Eltern und Lehrer noch als verrückten Traum und Hirngespinst abgetan hatten. Die Zeiten änderten sich — alles wurde anders, besser, offener.
    Nur mein Gefühl, in dieser sich rasch verändernden Zeit ein Fossil zu sein, wuchs. Vielleicht spürte ich deshalb eine zunehmende Unruhe, die mich unaufhaltsam antrieb. Die Gefahr war vorüber — ich hatte mich in aller Ruhe den Regierungsgeschäften und meinen privaten Interessen widmen können. Stattdessen stürzte ich mich in Arbeiten, die ebensogut zu delegieren gewesen waren. Wer hatte meine Anwesenheit während der 400-Jahr-Feier auf Terra Nova verlangt? Und die Bemühungen um den Planeten Smallground, der als Stützpunkt für die Solare Abwehr von Interesse war? Sobald ich ernsthaft darüber nachdachte, begann ich zu glauben, daß ich vor mir selbst floh.
    Mikes Schicksal ging mir an die Nieren. Mehr offenbar als Perry Rhodan selbst. Aber Perry fraß den Kummer in sich hinein; ich kannte ihn lange genug, um das beurteilen zu können. Immer standen seine privaten Gefühle und sein Leben als Mensch hinter seinem Einsatz für das Gemeinwohl zurück. Das würde sich niemals ändern. Im Gegensatz zu mir war Perry zwar der Familienvater überhaupt, doch seine Familie waren alle Terraner, und die Frau, die zufällig mit ihm die Ehe geschlossen hatte, mußte sich damit abfinden, daß sie ihn nie ganz allein besitzen konnte.
    Ein dunkler, länglicher Strich im Zenit beanspruchte meine Aufmerksamkeit. Langsam senkte er sich über Terrania herab und gewann Konturen: ein Walzenraumer der Maahks. Nur noch zwanzig Kilometer hoch hing er über dem Kleinen Goshun-See und schwebte zum Flottenraumhafen ein.
    Niemand hatte eine Delegation der Wasserstoff-Methan-Atmer angemeldet. Meine erste Reaktion war, über Armbandkom nachzufragen — im letzten Moment zwang ich mich, das zu unterlassen. Solare Abwehr, USO und einige andere Stellen konnten jederzeit zu mir Kontakt aufnehmen.
    Falls also Ereignisse außerhalb der Norm lagen, wurde ich ohnehin sofort davon erfahren.
    Der Maahk-Raumer verschwand hinter dem üppig begrünten Sichelwall aus meinem Sichtfeld. Nahezu gleichzeitig ertönte der Türmelder. lonka Mellham erschien auf die Sekunde pünktlich.
    »Ich danke Ihnen, Solarmarschall, daß Sie sich die Zeit nehmen, mir Rede und Antwort zu stehen. Die Regierungsgeschäfte ... «
    »Halb so schlimm.« Ich winkte ab. »Andererseits wäre ich Ihnen verbunden, könnten wir uns ohne lange Vorrede in die Arbeit stürzen.«
    Wir hatten einen Konferenzplatz für vier Personen zur Verfügung, außerdem eine gemütliche Polstergruppe und die üblichen Serviceeinrichtungen.
    »Gut, legen wir los.« Ein kleiner Metallkoffer barg ihre Bild-Ton-Aufzeichner, zwei handflächengroße Positronik-Rechner und darüber hinaus einen Holoprojektor. Noch während sie ihre Utensilien in exakter Anordnung neben sich aufreihte, begann sie zu reden.
    »Dokumentarmaterial liegt in der üblichen Qualität vor. Allein damit konnten, grob geschätzt, mindestens sechs- bis siebenhundert Bände für das Mikroarchiv gefüllt werden. Die Recherchen über Zuordnungen und erforderliche Ergänzungen durften voraussichtlich in den kommenden fünf Jahren endgültig abgeschlossen sein. Der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden die üblichen zehn Bände, die neben der positronischen Verbreitung immer noch als Printmedium erscheinen. Sie kennen die persönliche Stellungnahme des Großadministrators bezüglich der Edition Andromeda — Beginn eines Weges ohne Ende? «
    Das war mehr Feststellung als Frage. Ich nickte knapp und schaute zu, wie Miss lonka sich geschäftig eine der silbernen Haarsträhnen aus der Stirn blies. Ihre Pfauenfrisur entsprach dem neuesten Modeschrei, weit ausladend abgespreizt am Hinterkopf und über der Stirn in Form eines oder zweier Vogelhälse ausladend. Dazu, als Ausdruck galaktischer Gesinnung, in Fluoreszenzfarben aufgesprühte Sternbilder. Die Reporterin hatte die Wiedergabe der Kugelgalaxie M 87 mit dem aus dem Kernbereich austretenden Jetstrahl gewählt, ein Trend, den ich angesichts von zwei Milliarden oten allein auf der Erde keinesfalls guthieß. Vielleicht wollte diese Generation aber auch nur vergessen, was geschehen war. Leider kann Vergessen ebenso tödlich sein wie zu großes Vertrauen.
    Ein Hologramm entstand über der Tischplatte. Es durchmaß nur knapp einen Meter, wirkte aber

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