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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nicht.
    Feuer tobte durch meinen Körper. Mit jedem Pulsschlag wurde flüssiges Blei in die Adern gepumpt. Ich vermißte das beruhigende Pochen des Zellaktivators, dessen gleichmäßige Schwingungen in belastenden Situationen wahrzunehmen waren.
    Als endlich die grellweiße Sonne erlosch und die nachlassende Blendung dem Gesicht über mir wieder Umrisse verlieh, wichen auch die letzten Trugbilder.
    »Wie fühlen Sie sich, Sir?«
    Das war Dr. Miller, Leitender Humanmediziner an Bord der EX-9933. Ich krächzte irgend etwas, was ich für einen vollständigen Satz hielt. Nachdenklich schürzte Miller die Lippen und heftete mir mehrere Meßplattchen an Stirn und Schläfen.
    »Ihr EEG spielte während der Narkose verrückt. Sie haben geträumt, Sir. Wir mußten die Haut und das verbrannte Fleisch über dem Brustbein abtragen, aber die Gewebeerneuerung schreitet gut voran. Die Zellstimulation ist bereits abgeschlossen.«
    Wozu diese Behandlung? Ein schrecklicher Verdacht zwang mich, nach dem Zellaktivator zu tasten. Er lag auf meiner Brust, ein wenig höher als für gewöhnlich, aber er war noch da. Sekundenlang hatte ich befürchtet, ihn nicht mehr zu finden.
    »Sind alle anderen gerettet?«, stieß ich hustend hervor. Daß ich mich in der Medostation des Explorers befand, war mir inzwischen klar.
    Der Arzt nickte knapp. Sein verhärtetes Mienenspiel mißfiel mir allerdings.
    »Wie geht es Major Angel?«, fügte ich hinzu.
    »Den Umständen entsprechend, Sir.«
    »Das heißt?«
    Er zögerte.
    »Für wie einen miserablen Menschenkenner halten Sie mich eigentlich, Doc?«, brauste ich auf. Vergeblich der Versuch, mich auf den Ellbogen hochzustemmen, ein greller Schmerz im Brustkorb ließ mich zurücksinken. Ich rang nach Luft »Heraus mit der Wahrheit, oder soll ich Sie erst dazu zwingen?«
    »Wenn Sie das für richtig halten, Sir. Sie sind schwach … «
    »Humbug!«, fuhr ich ihn an. »Ist Major Angel schwer verwundet?«
    Er schüttelte den Kopf. Trotzdem versuchte ich in einem zweiten Anlauf, mich von der Liege zu wälzen. Vorübergehend wurde mir schwarz vor Augen. Ich spürte hilfreiche Hände nach mir greifen und stieß sie zurück.
    »Ich überzeuge mich lieber selbst, denn Sie verschweigen mir einiges.«
    »Es ist … wegen Ihres Zellaktivators. Er glühte noch, als Sie an Bord gebracht wurden. Wir wissen nicht … «
    » … ob das Ding noch funktioniert?« Tief atmete ich ein und schloß dabei die Augen. »In spätestens drei Tagen werden wir es erfahren .«
    Seltsam, wie leicht mir der Satz über die Lippen kam. Aber was sollte ich tun? Toben? In Apathie verfallen? Das Leben noch einmal richtig genießen? Fürchterlich banale Gedanken waren das und irgendwie unwürdig. »Bis es soweit ist«, fügte ich hinzu, »gehen wir alle unseren Pflichten nach. Ich nehme an, Sie haben nicht vor, mich zurückzuhalten, Doc?«
    Zögernd wich er zur Seite Doch sein Blick hing interessiert an mir. Ich grinste nur — und rang jäh nach Atem, als erneut ein gräßlicher Schmerz durch mein Brustbein raste. Kalter Schweiß quoll mir aus allen Poren, während sich ein taubes Gefühl ausbreitete. Meine Schritte wurden kürzer. Trotzdem blieb ich nicht stehen. Wenn ich das tat, bekamen die Quacksalber Oberwasser und würden mich aller Befehlsgewalt zum Trotz auf der Medostation festhalten. Das Schwindelgefühl mußte ohnehin gleich wieder verfliegen.
    Was geschah mit uns? Die Luft wurde zum zähflüssigen Medium, die Zeit schien stehenzubleiben. Ich brauchte schier eine Ewigkeit, um die Hand nach dem Schott auszustrecken. Alles ringsum befand sich in wogender Bewegung, ich spürte noch, wie mir die Sinne schwanden …
    … und begriff, daß Stunden vergangen sein mußten, als ich abrupt die Augen aufschlug.
    Leise Sphärenmusik drang an mein Ohr. Mein Blick schweifte in eine von Morgennebeln durchzogene Hügellandschaft. Wie Inseln traten Baumgruppen aus dem hellen Wogen hervor, und die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich flirrend und einen herrlichen Tag ankündigend ihren Weg.
    Das alles war Illusion, ein positronisch gesteuertes 3-D-Programm zur mentalen Beruhigung und Förderung körpereigener Heilmechanismen. Ideal für Patienten mit Eiweißschock nach der Verletzung durch Strahlwaffen — aber nicht für mich. Diese läppische handflächengroße Brandwunde würde in einigen Tagen nicht einmal mehr als Narbe …
    Bei allen Geistern dieser Galaxis, es war unnötig, mich in einen Rekonvaleszenztank zu stecken, in dem ich von

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