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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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nachgedacht, hatte mir den Kopf zermartert, wie es wohl sein würde, den Tod nahen zu fühlen, und ich hatte mir eingebildet, ihm ruhig und gelassen ins Auge zu blicken, ihn vielleicht sogar auszulachen.
    Alles war anders. Ich spürte Trotz und Zorn. Wie ein Kind, dem jemand sein Spielzeug weggenommen hatte.
    Vielleicht, weil dies der denkbar falsche Zeitpunkt war.
    Aber wäre es nicht immer der falsche Zeitpunkt gewesen?
     
     
    Was Major Gus Barnard und seinen Begleitern aus der technisch-wissenschaftlichen Crew des Flottentenders DINO III zur Zeit der Meister der Insel nicht gelungen war, nämlich einige hundert Jahre im Dilatationsflug zu überbrücken, hatte die Mannschaft der MEDICIN MAN tatsächlich geschafft.
    Das Logbuch gab einen eindringlichen audiovisuellen Eindruck des verheerenden Hypersturms wieder, in dem das 100-Meter-Schiff schwer beschädigt worden war. Ohne Aussicht, die teilweise zerstörten Kompensationskonverter des Linearantriebs aus eigener Kraft jemals instandsetzen zu können, war die Mannschaft dazu verurteilt gewesen, sich zwischen zwei Übeln zu entscheiden, entweder der Suche nach einem leidlich zum Überleben geeigneten Planeten in erreichbarer Nähe, oder dem verzweifelten Versuch, in bekannte Sternenregionen zurückzukehren.
    Man hatte das Raumschiff mit den Normaltriebwerken bis dicht unter die Lichtgrenze beschleunigt. An Bord waren nur ungefähr zwei Monate vergangen, im Gegensatz zu den Jahrhunderten außerhalb.
    Neue Fehlfunktionen in den Lebenserhaltungssystemen hatten indes schon weit vor dem eigentlichen Zielsektor dazu gezwungen, den nächstgelegenen Planeten anzufliegen.
    Stundenlang, wahrend die EX-9933 mit Kurs auf das Solsystem durch den Linearraum raste, hatte ich die Logbuchaufzeichnungen auf mich wirken lassen. Zweimal hatte Hannah in einer privaten Sequenz meinen Namen erwähnt. Von Anfang an hatte sie ihren Entschluß bereut, vor mir — oder genauer — meiner Unsterblichkeit davonzulaufen. Und sie hatte während des Dilatationsfluges von der Hoffnung gezehrt, daß sie mich am Ende wiedersehen würde.
    » … egal ob wir fünfhundert oder tausend Jahre terranischer Standardzeit unterwegs sein werden, Reginald, ich weiß, daß ich dir am Ende des Fluges wieder gegenüberstehen werde. Du wirst dann nicht älter geworden sein, und ich nur um wenige Monate. Also haben wir die Chance auf einen neuen Anfang. Zeit ist nicht alles, vor allem dürfen wir uns nicht selbst zu ihren Sklaven machen. Ich frage mich, ob ich das wirklich erst erkennen mußte, um meine Flucht zu bereuen.«
    Manchmal, in Augenblicken wie diesem, haßte ich die Zeit — obwohl ich ihr eigentlich unendlich dankbar hatte sein sollen. Ich starrte ins Leere …
    … und versuchte zu ergründen, welcher Sinn hinter alldem steckte. Ich fand keinen, außer der Erkenntnis, daß das Schicksal mit uns Menschen spielte.
    Hörte ich ES homerisches Gelächter aus weiter Ferne? Oder bildete ich es mir nur ein? Da war nichts außer dem Pochen in meinen Schläfen. Die Stimme der Bordpositronik schreckte mich auf. Das Ende des Überlichtflugs stand in eineinhalb Minuten bevor.
    Die EX-9933 würde den Linearraum zwischen Uranus und Saturn verlassen und den Saturnmond Mimas anfliegen. In den Klinikkomplexen stand für die Überlebenden der MEDICIN MAN die beste Hilfe bereit, die sie bekommen konnten.
    Mir selbst blieben nicht einmal mehr vierundzwanzig Stunden. Ich starrte meine Hände an, die kräftigen Adern auf den Handrücken und die Sehnen, die ich bewußt nie so deutlich wahrgenommen hatte. Außerdem entdeckte ich neue Leberflecke. Waren sie erste Anzeichen eines einsetzenden Alterungsprozesses? Oder hing meine Müdigkeit damit zusammen? Zögernd lehnte ich mich im Kontursessel zurück und schloß die Magnetgurte.
    Das wesenlose Wogen des Zwischenraums auf den Bildschirmen wich dem vertrauten Abbild des Saturn. Sol hing als ferner kleiner Lichtfleck schräg über dem Planeten.
    Anfragen von den Wachforts — routinemäßige Antworten. Langsam wanderte Saturn seitlich aus dem Erfassungsbereich, dafür wurde Mimas sichtbar. Erstmals direkter Funkkontakt mit einer der Kliniken. Landung in exakt zwanzig Minuten. Die Entgiftungskammern wurden für die Aufnahme der Schwerletzten justiert.
    In dem Moment legte sich eine Hand auf meine Schulter. »Solarmarschall Bull?«
    Ich kannte die Stimme, auch ohne mich umzuwenden wußte ich, daß der Chefmediziner hinter mir stand. Wollte er wegen Mimas mit mir reden? Nein, das

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