Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Antigravfeldern in der Schwebe gehalten und von einer mit synthetischen Botenstoffen versetzten Nährflüssigkeit umspült wurde. Wenn die Mediziner mich dennoch hier eingesperrt hatten, zweifelten sie die Heilwirkung meines Zellaktivators an.
    Aber das war Quatsch. Völlig hirnrissig.
    »Ich will hier raus«, stieß ich hervor und erschrak gleichzeitig über den dumpfen Klang meiner Stimme.
    Die Sonne stieg über den Nebel empor, ein faszinierendes Schauspiel grüngelber Strahlenbündel. Unwillkürlich wühlte ich in meinen Erinnerungen nach einem Hinweis auf diese Welt, ich wollte einfach wissen, woher die idyllischen Aufnahmen stammten.
    Nein, das wollte ich nicht. Die holographischen Bilder in Verbindung mit der sanften Melodie und der angenehm die Haut umschmeichelnden Flüssigkeit suggerierten mir nur diesen Wunsch.
    Wieviel Zeit war seit meinem Zusammenbruch vergangen? Ich hatte keine Möglichkeit, es festzustellen. War der Zellaktivator wirklich zerstört? Andernfalls hätten die Mediziner kaum einen Grund gehabt, mich in den Tank zu sperren.
    »Doc?«, stieß ich hervor »Sie haben hoffentlich nicht ernsthaft vor, mich tagelang in diesem Käfig zu halten.« Keine Antwort. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Brechen Sie die Behandlung ab! Sofort! Es ist mir scheißegal, ob ich vor die Hunde gehe oder nicht, aber ich muß hier raus!«
    Mein Blutdruck war vermutlich auf hundertachtzig, die Brustwunde tobte. Nicht daran denken, redete ich mir ein. Du machst dich vielleicht wirklich verrückt, wenn du dich fragst, wieviel Zeit noch bleibt.
    Endlich verblaßte das Hologramm, die Nährflüssigkeit flöß gurgelnd ab. Ungeduldig wartete ich darauf, daß mich das Antigravfeld aus dem Tank hob. Die vorbeugend antiseptische Dusche blieb mir jedoch eben sowenig erspart wie die robotgesteuerte Trocknung. Erst dann gelangte ich durch ein Seitenschott in den angegliederten Ruheraum und gewann meine von Fesselfeldern eingeschränkte Bewegungsfähigkeit zurück.
    Früher war die Medizin sehr viel weniger effektiv gewesen, dafür menschlicher und wärmer. Wen interessierte schon die unbewegte Bioplastvisage eines Medoroboters, der aus respektvoller Distanz jede Bewegung überwachte? Diese Blechkisten hatten nichts, aber auch gar nichts mit einer netten und zu Scherzen aufgelegten Krankenschwester gemein.
    Der Zellaktivator hing nach wie vor auf meiner Brust. Ich konnte keinen äußere Beschädigung erkennen. Die Brandwunde, so groß wie meine gespreizte Hand, wirkte immer noch eingefallen, aber neue Haut, wenngleich ziemlich faltig, hatte sich bereits gebildet.
    Überrascht betrachtete ich meine Hände und die Unterarme und suchte nach Anzeichen, daß das Gewebe bereits welk und fleckig wurde. Viereinhalb Stunden hatte ich im Rekonvaleszenztank gelegen, aber es war wohl noch zu früh, Auswirkungen eines einsetzenden rapiden Alterungsprozesses zu bemerken.
    Ich forderte den Medoroboter auf, mich zu Hannah Angel zu bringen. Sie lag ebenfalls in einem Tank, in ein künstliches Koma versetzt. Nur über die Optik konnte ich sie sehen, Biosensoren übermittelten eine Fülle an Daten.
    Hannah hatte sich kein bißchen verändert, sie sah heute noch so aus, wie ich sie in Erinnerung hatte. Dafür gab es einige denkbare Erklärungen, die Wahrheit würde ich im Logbuch der MEDICIN MAN finden.
    Ihre äußeren Verletzungen waren unwesentlich und beschränkten sich auf Abschürfungen, Blutergüsse und kleinere Verbrennungen. Aber der behandelnde Arzt sprach von einem chronischen Schockzustand aufgrund schwerer Verstrahlung. Das galt ebenso für die anderen Geretteten. Erst die kommenden Tage würden erkennen lassen, wie weit die Entgiftungsvorgänge überhaupt noch Wirkung zeigten.
    »Wir sind gerade noch rechtzeitig eingetroffen«, sagte der Mediziner. »Andernfalls hätte keiner den Hauch einer Überlebenschance gehabt.«
    »Wieviel?«, wollte ich wissen.
    »Zwanzig Prozent. Bestenfalls. Es tut mir leid, Solarmarschall, aber … «
    Tief atmete ich durch, nickte stumm und die Lippen aufeinandergepreßt, und ging. Draußen auf dem zum nächsten Antigravschacht führenden Korridor ertappte ich mich dabei, daß ich vor einer schwach spiegelnden Metallwand innehielt und mein verzerrtes Spiegelbild betrachtete. Zwischen Daumen und Zeigefinger knetete ich die Wangen. Blieben da nicht Falten zurück?
    Ich dachte an ES. Gehst du so mit deiner Zwanzigtausend-Jahre-Frist um?
    Es war verrückt. Wie oft hatte ich über eine solche Situation

Weitere Kostenlose Bücher