PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
ich meine Begleiter an, bekam einen von ihnen zu fassen und stieß ihn von mir. Er schüttelte den Kopf, deutete auf die Schiffbrüchigen, von denen sich zwei soeben schwankend aufrichteten.
Im nächsten Moment war das Flirren über mir. Es schien sich vor der Heimscheibe zusammenzuballen, mich wie aus tausend Augen anzustarren. Ich schrie, spürte das Unheimliche und völlig Fremdartige dieser Erscheinung, aber auch die Lähmung, die von mir Besitz ergriff.
Siedendheiß pulsierte das Blut durch meine Adern.
Die Hitze kam nicht von außen. Der Zellaktivator auf meiner Brust schien sich aufzuladen, er brannte sich in die Haut ein, wurde heißer und der Schmerz unerträglich.
Falls der Aktivator wie der Thermostrahler explodierte, war mein Leben zu Ende. Alles in mir verkrampfte sich, ich wartete auf den Augenblick des Todes und wollte plötzlich bewußt wahrnehmen, was ich jahrhundertelang vor mir hergeschoben hatte. Vorbei mein heimlicher Triumph, dieses immer wieder von neuem aufbrechende Hochgefühl, der menschlichen Natur ein Schnippchen geschlagen zu haben. Die potentielle Unsterblichkeit war für Augenblicke höchsten Glücks, aber auch für hoffnungslose Niedergeschlagenheit verantwortlich gewesen.
Der nächste Atemzug wurde zur Qual. Schier unerträglich strahlte die Hitze vom Brustbein aus und stach wie mit glühenden Nadeln in die Lunge. Taumelnd versuchte ich, einen sicheren Halt zu finden, doch die schwindenden Sinne verstärkten das Gefühl einer wahnwitzig wogenden Bewegung. Eigentlich hatte ich Panik empfinden müssen ich fühlte nur grenzenloses Bedauern.
Dann verschwand diese Welt. Sie erlosch mit meinen Wahrnehmungen.
Endloses Nichts … Schwärze … Aber auch das Gefühl, auf sanften Wogen dahinzugleiten. Ein unbeschreiblicher Zustand — schön und beängstigend zugleich. Irgendwo in diesem Nichts entstand ein Gesicht. Das Antlitz eines alten Mannes, umrahmt von bleichem schütterem Haar. Er kam näher .Nebel umwogte ihn. Er schien zu schweben, mit dem wogenden Brodem zu verschmelzen.
Ich begann mich zu fragen, wo wir uns befanden. Was war das für eine ebene und weite Landschaft, in der es weder Pflanzen noch Felsen gab? Befand ich mich auf Wanderer, der Welt des Unsterblichen? Und falls ja, wie war ich dorthin gelangt ? Mühsam verdrängte ich die lähmende Müdigkeit und versuchte, mich zu erinnern.
Devil's Hell … Die amöbenartigen Energieschwaden, dazu die gräßlichen, vom Zellaktivator ausstrahlenden Schmerzen.
ES in der Gestalt des verwitterten Alten war stehengeblieben. Sogar aus dreißig Schritten Entfernung bereitete mir sein Blick Unbehagen. Ich wollte ihm ausweichen, die Lider schließen — ich konnte es nicht, denn ich hatte keine Gewalt mehr über meinen Körper.
Worauf wartete ES? Sein stummes Warten gefiel mir nicht. Dazu diese irreale Umgebung, die sich in dem Moment veränderte, in dem ich an dichten Dschungel dachte. Mächtige Farne bestimmten plötzlich das Bild. Zwischen ihnen brodelnder, schlammiger Boden und in der Feme in düsteren Feuerschein gehüllte Vulkankegel. Nur ES war noch da und starrte mich unverwandt an, als erwarte er eine Reaktion. Nie zuvor hatte ich die Nähe des Alten derart beklemmend wahrgenommen.
Dieses unerklärliche Schweigen irritierte mich. Bis ich zu verstehen glaubte. Die Energien von Devil's Hell hatten mich getötet. War mein Bewußtsein im Begriff, sich aufzulösen und gaukelte mir beruhigende Bilder vor? Und was kam nach dem Tod — das endgültige Aus, oder vielleicht doch eine Art Paradies? Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, war in meinen Reflexionen eher oberflächlich geblieben, weil es kein besseres Alibi dafür geben konnte als den Zellaktivator. Zum anderen hatte ich stets Ernst Ellert vor Augen, den Teletemporaner, dessen Geist schon zur Zeit der Dritten Macht den klinisch töten Körper verlassen hatte und seitdem durch die Ewigkeit streifte.
Erneut veränderte sich die Umgebung. Eine sengende, riesig anmutende Sonne brannte aus dem Zenit herab Ihre Helligkeit verwischte alle Konturen und machte nicht einmal vor ES halt. Aufflammend umfloß das schüttere Haar den verblassenden Schädel. Haut und Fleisch wurden durchscheinend und ließen das Skelett hervortreten …
Ich starrte in die blendende Helligkeit und auf den Totenschädel, unfähig, die Augen zu schließen oder den Kopf zu wenden. Das Knochengesicht beugte sich weiter herab. Es redete zu mir, doch ich verstand seine dumpfen Laute
Weitere Kostenlose Bücher