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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Fingerkuppen hinweg. »Sie sind Amerikaner, deshalb sehe ich großzügig darüber hinweg, daß Sie unserem ehrwürdigen Konfuzius falsche Worte in den Mund legen. Ich hatte eher erwartet, Sie zitieren Ihren Tellerwäscher.«
    »Wen?« Ich notierte einige Zahlen auf dem vor mir liegenden Schreibblock, multiplizierte, strich alles wieder durch.
    »Rockefeller, Mister Bull«, sagte Roon nachsichtig.
    Und Wong, Mitglied des Politbüros, fügte hinzu: »Ihr Angebot ist lächerlich gering. Ich bedauere.«
    »Dann bedauere ich ebenfalls. Meine Herren ... «
    Ich war wütend. Was glaubten diese Halsabschneider, wen sie vor sich hatten? Krösus? Der Preis, den sie für lumpige 160 Quadratkilometer Wüste verlangten, war Irrsinn. Dafür hatte ich halb Manhattan kaufen können, aber nicht taubes und staubiges Brachland.
    »Morgen ist ein neuer Tag, Mister Bull.« Wong erhob sich geschmeidig und verneigte sich knapp in meine Richtung.
    »Sagt das Konfuzius?« fragte ich, ohne meinen Ärger länger zu verbergen.
    »Das sagt die Partei.« Roons Blick durchbohrte mich wie ein kraftvoll geschleuderter Wurfstern. Mein Freund war der Marschall gewiss nicht. Die Dritte Macht hatte seinem Ansehen geschadet. Zumindest sah er das so. Ich spürte es an seinen Gesten, seinen Worten, seinen giftigen Blicken. Aber ich konnte mir meine Verhandlungspartner nicht aussuchen. Wenn Perry und ich unsere Ideen endgültig etablieren wollten, brauchten wir das Land.
    Ich dachte an die blamable Show, die Roon beim Angriff auf die STARDUST geboten hatte — vor allem, als Perry seinen Hubschrauber wegen unerlaubter Landung auf dem Gebiet der Dritten Macht konfisziert hatte.
    Meine zweite Begegnung mit dem Marschall war auf dem Rückweg von Australien gewesen. Unter dem Einfluss des Psychostrahlers hatte er mir trotz seines beachtlichen Truppenaufmarsches in Hongkong Fahrzeuge und freies Geleit beschafft.
    »Selbstverständlich sind Sie heute Abend unser Gast, Mister Bull«, sagte Wong gepresst. »Die besten Plätze in der Staatsoper sind reserviert.«
    Den bevorstehenden Abend verband ich mit stilisierter Schauspielkunst, schriller Fünftonmusik und grellbunten Kostümen, alles Dinge, die mir persönlich nicht sonderlich viel gaben. Andererseits würde es mir schwerfallen, bei diesen Darbietungen einzuschlafen und meine Gastgeber tödlich zu beleidigen.
    Der Abend ging doch schneller vorbei als befürchtet. Mir dröhnte der Schädel. Sobald ich die Augen schloss, sah ich immer noch die akrobatischen Verrenkungen der Tänzer und ihre kalkweißen Gesichter im Scheinwerferlicht.
    »Wir sind durchaus gewillt, der Dritten Macht das Land mit fünfzig Kilometern Radius um den Landeplatz der STARDUST als souveränes Territorium zu verkaufen«, begann Suzy Marei völlig unerwartet in ebenso akzentfreiem Englisch, wie es die anderen Gesprächspartner sprachen. »Nur müssen Sie einsehen, daß wir die Seele unseres Reiches nicht für ein Butterbrot verramschen können. Zumal wir ein abschreckendes Beispiel vor Augen haben. Für uns ist ein Teil von New York auf gestohlenem Boden gewachsen.«
    »Lernt man das in der Kulturrevolution?«, konnte ich mir nicht verkneifen.
    »Wohl nur im Kapitalismus«, konterte die Chinesin.
    Sie komplimentierten mich in die Hotelbar und ließen mich unmissverständlich wissen, daß sie eine Ablehnung meinerseits als Beleidigung empfunden hätten.
    Wong erwies sich als ebenso trinkfreudig wie Marschall Roon. Nach dem vierten Whisky entledigte ich mich endlich der Krawatte, die mir schon den ganzen Abend über lästig gewesen war. Wie Diplomaten sich mit so einem Strick um den Hals wohl fühlen konnten, würde mir ewig ein Rätsel bleiben. Lieber ölverschmierte Hände bis hinauf zu den Ellbogen, das zeugte von Arbeit, auf die man stolz sein durfte.
    Halb zwei Uhr morgens war es, als Suzy sich verabschiedete. Ich hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken, wobei es mir völlig gleichgültig war, in welches Fettnäpfchen ich damit trat. Ein klein wenig, zumindest hinsichtlich Große und Statur, erinnerte mich Suzy an Thora. Dabei hatte ich gar nicht an die arrogante Ziege denken wollen.
    Ihre Überheblichkeit hatte die Arkonidin den Forschungskreuzer gekostet. Mehr als Schrott war nach der Explosion der Meso-Katalyse-Bombe von dem stolzen 500-Meter-Raumer nicht geblichen. Drei lausige Mondraketen der unterentwickelten Menschen hatten es geschafft, Thoras Weltbild anzukratzen.
    Ihre starre Gleichgültigkeit war gespielt gewesen, das

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