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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Raum. Das waren keine Raucherstäbchen. Französisches Parfüm, stellte ich überrascht fest.
    Und dann sah ich sie — gekleidet in einen Hauch von seidigem Nichts, rot wie die personifizierte Verführung. Ein Sektkühler stand auf der Ablage neben dem Bett, dazu zwei Gläser.
    »Suzy, Sie … «
    »Komm«, hauchte ihr Mund »Darauf habe ich lange gewartet.« Sie streifte einen Träger über die Schulter und entblößte ein weiteres Stück makelloser Haut.
    »Vermutlich haben Sie sich im Zimmer geirrt.« Meine Stimme sollte abweisend klingen, sie tat es nicht. Deutlich spürte ich das Vibrieren, die Erregung, die sich meiner bemächtigte. Von Miriam hatte ich nichts mehr gehört, die einzige Frau, die ständig in meiner Nähe lebte, hieß Thora und hatte, ganz im Gegensatz zu der Chinesin, auf mich die Wirkung einer kalten Dusche. Irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein nagte jedoch die erschreckende Feststellung, daß ich die Arkonidin möglicherweise ganz attraktiv fand, es mir nur nicht eingestehen wollte, der Alkohol verdrehte die Tatsachen.
    Der zweite Träger rutschte über den Arm.
    Bully, du Idiot, greif zu! schoss es mir durch den Sinn. Du bist Diplomat, und das gehört zum Geschäft.
    »Zeichnen die Kameras schon auf, Miss Marei?« fragte ich statt dessen verärgert. .Was gedenken Ihre Auftraggeber mit dem Filmmaterial zu erpressen?«
    Sekundenlang ließ ihr Porzellangesicht Enttäuschung erkennen, als hätte sie sich wirklich auf die Nacht mit mir gefreut. Dann öffnete sie mit schnellen Handgriffen den Champagner und schenkte ein.
    »Kommen Sie, Mr.Bull. Trinken wir auf alles, was das Leben lebenswert macht.«
    Was hatte ich dafür gegeben, ihre Gedanken lesen zu können. So wie John Marshall und einige der anderen Männer und Frauen, deren besondere geistige Fähigkeiten zur Gründung des Mutantenkorps geführt hatten. Ihre Unterstützung konnte gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sooft ich darüber nachdachte, erschien es mir, als hätte das Schicksal in Person zu unseren Gunsten eingegriffen, doch die Wurzeln des Geschehens reichten zurück bis in jene Zeit, als die erste Atombombe über Hiroshima abgeworfen worden war und die Epoche der Massenvernichtungswaffen begründet hatte, zugleich aber auch der Forschung bis hin zu den kleinsten Bausteinen der Materie, die der Entwicklung der Menschheit auch ohne das Zusammentreffen mit den Arkoniden auf dem Mond die Richtung in den Weltraum gewiesen hatte.
    Mit dem verführerischsten Lächeln, seit Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis gepflückt hatte, hielt Suzy mir ein Glas entgegen. »Diese Nacht gehört uns beiden«, flüsterte sie.
    Meine Müdigkeit war wie weggeblasen. Suzy Marei war mehr als eine Sünde wert. Aber ich traute dem Frieden nicht. Als Modell hätte die Frau im Westen eine Blitzkarriere hinlegen und sich dumm und dämlich verdienen können; daß sie ausgerechnet auf mich wartete, konnte nur einen knallharten politischen Hintergrund haben.
    »Was erhoffen Sie sich von dieser Farce?«, fragte ich zögernd, immer noch das Glas ignorierend. »In Wahrheit halten Sie mich doch für einen typisch amerikanischen Holzfäller, der die Feinheiten Ihrer Kultur niemals begreifen wird. Was bietet die Partei dafür, daß Sie mit mir ins Bett steigen? Beförderung, ungehinderte Auslandsreisen, ein Stück Land?«
    Ihr Lächeln veränderte sich. Ich glaubte eine Mischung aus Ärger und Verwirrung zu erkennen, hatte aber einige Probleme damit, meinen Blick wirklich auf ihr Gesicht zu konzentrieren. Ich schwitzte. Jemand mußte die verdammte Heizung angestellt haben.
    Sanft glitten Suzys Finger über meinen Nacken, ihr Parfüm hüllte mich in eine Wolke verführerischer Dufte, und mir brach endgültig der Schweiß aus allen Poren.
    Ich war auch nur ein Mensch und weiß Gott kein Eunuch. Daß ich seit Monaten keine Frau angefasst hatte, war nicht gerade auf meinen eisernen Willen zurückzuführen, sondern auf einen Mangel an Gelegenheiten. Was hatte die Chinesin verbrochen, daß ich sie derart kalt abblitzen ließ? Ich war stets bereit zu einem kleinen Wagnis, und im Grunde suchten wir alle nach menschlicher Wärme und dem Gefühl der Geborgenheit.
    »Wer hat Sie beauftragt ... ?«
    Zwei Finger legten sich auf meine Lippen. »Sprich jetzt nicht davon, Mr. Bull. Das würde den Zauber zwischen uns zerstören.«
    Sie reichte mir ein Glas, der Hauch von Seide glitt endgültig zu Boden. Ich hätte mich ohrfeigen können für das, was ich jetzt tat, aber ich

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