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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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konnte nicht anders. Ich trank den Champagner in einem Zug und ging zurück zur Tür. »Ich bin in Peking, um über den Kauf eines nahezu wertlosen Wüstenareals zu verhandeln«, erinnerte ich sie. »Was mich behindern konnte, muß hintanstehen. Weder Konfuzius noch Rockefeller haben den Spruch geprägt: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Aber ich lebe nun mal danach. Vielleicht, Miss Marei, sehen wir uns unter anderen Umständen wieder.«
    »Wo gehen Sie hin? Mr. Bull ... ?«
    Auf gewisse Weise floh ich vor mir selbst. Vor allem versuchte ich mir einzureden, ich sei ein Riesenrindvieh. Leider hinderte mich das nicht daran, mit dem Aufzug nach unten zu fahren. Die Bar war verlassen und dunkel, ich suchte mir eine gemütliche Sitzecke, legte die Beine hoch und war kurz darauf eingeschlafen.
    Seltsamerweise träumte ich nicht von bildhübschen Chinesinnen, sondern von John Marshall, den ich um seine Fähigkeit des Gedankenlesens beneidete. Bis vor kurzem war er Angestellter der Zentralbank in Brisbane gewesen, bis seine besondere Fähigkeit bei einem Überfall publik geworden war. Marshall hatte Alarm ausgelöst, als zwei bewaffnete Bankräuber noch in der Reihe der Kunden gestanden hatten, und die Polizei war frühzeitig genug eingetroffen, um Schlimmeres zu verhindern. Schon in der Schule, so hatte er mir erzahlt, hatte er stets alle Antworten gewusst, damals aber eher instinktiv, ohne sich seiner besonderen Begabung wirklich bewusst zu sein.
    Ich wachte auf, als eine Putzkolonne anmarschierte. Draußen dämmerte erst der Morgen, ein wolkenverhangenes, trübes Grau hing über der Metropole. Keiner der dienstbaren Geister bekam mich zu Gesicht, als ich mich dezent über das Treppenhaus zurückzog.
    Meine Suite war verlassen, das Bett scheinbar unberührt. Die Orchideenblüte auf dem Kopfkissen begann bereits zu welken. Ich nahm mir Zeit, mich nach Wanzen oder Kameras umzusehen, fand jedoch absolut nichts.
    Daß ich nur zwei Stunden Schlaf abbekommen hatte, warf mich nicht um. In der Hinsicht war ich einiges gewohnt. Abwechselnd heiß und kalt geduscht, danach zehn Minuten Konzentrationstraining, und ich war fast wieder der alte.
    Ein Hoteldiener ließ mich wissen, daß der ursprünglich für elf Uhr angesetzte Termin auf den Nachmittag verschoben worden sei. Keine Begründung, nichts. Mir blieb gar keine andere Wahl, als abzuwarten, Perry Rhodan und ich waren auf das Wohlwollen der Chinesen angewiesen. Wo sonst waren die Voraussetzungen für die Hauptstadt einer geeinten Erde ähnlich günstig gewesen wie in der Wüste Gobi? Keine Region in den Staaten kam dafür in Betracht. Europa war zu dicht besiedelt, die Sahara hatte für meinen Geschmack zuviel Sand und war obendrein mit ihrer Äquatornähe zu heiß.
    Über mein arkonidisches Bildfunkgerät, das ich am Handgelenk trug und das nicht größer als eine Armbanduhr war, informierte ich Perry.
    »Du brauchst Verstärkung?« wollte er wissen.
    »Quatsch. Ich brauche Geld.«
    »Wenn es weiter nichts ist. Halte die Chinesen für eine Weile hin, dann sind zumindest solche Probleme aus der Welt geschafft.«
    »Sag das noch mal!« Ich glaubte, mich verhört zu haben. »Die Halsabschneider wollen nur läppische zehn Milliarden Dollar, das sind mehr als 60 Dollar für den Quadratmeter Felswüste. Fünf Cent waren schon überbezahlt.«
    Perrys Lachen klang mir in den Ohren. »Ich denke, das bekommen wir auf die Reihe«, behauptete er großspurig. »Der britische Innenminister ist zur Begnadigung von Homer G. Adams bereit. Na ja, ein klein wenig Nachhilfe durch arkonidische Psychotechnik war erforderlich.«
    »Adams?« Ganz folgenlos schien die Nacht doch nicht an mir vorübergegangen zu sein. Offensichtlich hörte ich schlecht. Der Name Adams war mir jedenfalls nicht geläufig. »Homer Gershwin Adams«, erläuterte Perry in schulmeisterlichem Tonfall. »Der wohl erfolgreichste Börsenspekulant und Finanzmakler überhaupt. Er muß ein Genie sein.«
    »Das wage ich anzuzweifeln. Sagtest du nicht eben, er sitzt im Knast? Mann, Perry, haben wir es nötig, so tief nach unten zu steigen?«
    »Zwanzig Jahre wegen illegaler Transaktionen. Adams ist kein Krimineller, er hatte schlichtweg Pech.«
    »Wortklauberei.« Ich konnte nicht anders, ich mußte hell auflachen. »Aber niemand soll von mir behaupten, ich wäre ein Gegner der Resozialisierung. Also, was ist mit diesem Adams?«
    »Viele Berichte über ihn schreiben ihm ein fotografisches Gedächtnis zu. Es sieht so aus, als

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