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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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glaubte ich nach wie vor. »Sie kennen das Tai Ark'Tussan nicht«, hatte sie Perry entgegengeschleudert. »Wir verlieren an jedem Tag Raumschiffe. Das ist nichts Besonderes! «
    Lediglich ein 60-Meter-Beiboot war Crest und ihr geblieben — für uns Quasi-Neandertaler immer noch ein monströses Schiff, aber eben nur ein Abklatsch des Forschungskreuzers.
    Drei Uhr war es, als ich die Hotelbar endlich verließ und mit dem Lift nach oben fuhr. Ein rotfleckiges Stoppelgesicht starrte mir in der vorspiegelten Kabine entgegen. Die dunklen Schatten unter den Augen wollten mir absolut nicht gefallen.
    »Die versuchen, dich morgen über den Tisch ziehen«, sagte ich zu meinem Spiegelbild »Unsere Dritte Macht hat keinen Geldscheißer, oder?«
    Ich hatte mehr getrunken als beabsichtigt. Meine Beine fühlten sich schwammig an. Als der Lift ruckartig hielt, taumelte ich nach vorne und gleich darauf hinaus auf den breiten Korridor mit seinen Übermannshohen Vasen und den vergoldeten Drachenskulpturen.
    Trotz Thoras Protest hatte Crest Perry und mich einer hypnotischen Schulung am Indoktrinator des Beibootes unterzogen. Wir verfügten über Kenntnisse, die von den fähigsten irdischen Wissenschaftlern bestenfalls erst in Ansätzen diskutiert worden waren, eine neue und phantastische Welt hatte sich aufgetan. Ich beherrschte die Reinheitsformeln für die Erzeugung von Arkonstahl zur Schiffspanzerung ebenso wie die Erweiterung thermodynamischer Leitsätze. Ohne besondere Mühe hatte ich zu sagen vermocht, wie viel Energie sich aus einem Kubikzentimeter der Masse eines Braunen Zwerges gewinnen ließ — rein theoretisch natürlich, denn noch fehlten die Grundlagen, die eine solche Massengewinnung überhaupt erst ermöglichten.
    Obwohl mein Hirn vollgestopft war mit abgehobenen Theorien, schien immer noch ausreichend Platz für ein leichtes Schwindelgefühl. Und das lästige Summen unter der Schädeldecke gab es ebenfalls weiterhin. Insgeheim war meine größte Sorge gewesen, daß der arkonidische Apparat mich veränderte, daß ich mich in einen knöchernen, trockenen Professor verwandelte, dessen Zerstreutheit die schönen Dinge des Lebens schlichtweg ignorierte. Nein, ich konnte mir den Reginald Bull nicht vorstellen, der über Formeln brütete, den Tag in Büros oder Labors verbrachte, mittags in der Kantine aß und sich nach achtzehn Uhr in die vollgestopfte U-Bahn quetschte. Das war nicht mein Leben, ich wollte keine eingefahrenen Geleise, die mit jedem Tag tiefer wurden.
    Ich brauchte Abwechslung, mußte mir den Wind um die Nase wehen lassen und das Gefühl haben, ich konnte alles hinter mir lassen. Frau und Kinder, ein trautes Heim womöglich, mit Meerschweinchen, Hund und Goldfischen im Teich, das war bestenfalls fürs Alter geeignet. Aber vorher ... ?
    Schritte folgten mir, verhielten hinter der nächsten Abbiegung. Schlagartig war ich nüchtern. Eine Nachlässigkeit durfte ich mir nicht erlauben. Es gab genug Leute, die nach dem Besitz arkonidischer Machtmittel strebten. Andererseits konnten Perry Rhodan und ich uns nicht in einem gläsernen Käfig verkriechen. Wenn wir die Dinge bewegen wollten, mußten wir raus.
    Ich hörte, daß jemand mit einem Schlüssel über ein Türschloss kratzte. Gespielte Hilflosigkeit? Gleich darauf wurde eine Tür geöffnet, fiel dumpf klappend wieder ins Schloss.
    Ich lauschte in die nachfolgende Stille und stand unvermittelt im Dunkeln. Es war ein Fehler gewesen, den Psychostrahler nicht mitzunehmen, doch ich hatte die Grundstücksverhandlungen ohne faule Tricks über die Bühne bringen wollen. Das war ich mir und der Dritten Macht schuldig.
    Schatten huschten heran. Drei, vier Personen mußten es sein. Ich stand mit dem Rücken zur Wand, die Fäuste halb erhoben und bereit, die Angreifer mit wilden Hieben zu Boden zu schicken.
    Urplötzlich flammte das Licht wieder auf. Die Schemen zerflossen, entpuppten sich als Dekorationsgegenstände, und ich beschloss, nie wieder Reisschnaps und Whisky durcheinander zu trinken, denn die Mischung beeinträchtigte das Sehvermögen kolossal.
    Sekunden später betrat ich meine Suite: ein fast schon luxuriöses Bad, ein großer Wohnbereich und das Schlafzimmer mit französischem Bett und reich verziertem Deckenspiegel. Die hinter dem Spiegel verborgene Miniaturkamera und die Mikrophone hatte ich dank meiner Ausrüstung rasch entdeckt und unschädlich gemacht. Was aber bestimmt nicht bedeutete, daß keine neuen Wanzen vorhanden waren.
    Ein dezenter Duft hing im

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