PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
der relativen Unsterblichkeit, doch der Roboter hatte nicht mich, sondern Perry aufgefordert. Würde er der einzige sein, oder kamen auch andere an die Reihe?
Laß dich nicht verrückt machen, Bully, mahnte ich mich. Entweder gilt das auch für dich, dann hast du es möglicherweise verdient, obwohl du keine Ahnung hast, warum, und wenn nicht was ändert sich dann an deinem bisherigen Leben? Du wirst älter werden, irgendwann Kinder in die Welt setzen und eines Tages auf dein Leben zurückblicken und feststellen, daß es trotzdem aufregender war als alles, was man dir an der Wiege prophezeit hat. Hast du nicht schon heute mehr gesehen und erlebt als alle Generationen vor dir?
Ich konzentrierte mich wieder auf den Roboter, der mit Perry redete. » … es ist Ihre Angelegenheit, diesen Planeten zur richtigen Zeit wieder zu finden. Ich stehe Ihnen unbegrenzt mit allen Einrichtungen zur Verfügung, nur müssen Sie mich aufsuchen. Darf ich nun bitten? Ihre Zeit wird knapp werden.«
Ich starrte beiden hinterher, bis sie zwischen den bizarren Aggregaten verschwanden.
»Wir warten, Leute.« Was sollte ich sonst sagen? Keiner redete, jeder hing seinen ganz persönlichen Empfindungen nach. Ich ahnte, was in ihnen vorging, und sie glaubten vermutlich zu wissen, was ich dachte. Der eine oder andere starrte zu Boden, John Marshall, immer der korrekte Banker, der er einmal gewesen war, ließ sich nach einer Weile im Schneidersitz nieder. Meditierte er mit geschlossenen Augen, oder versuchte er, sich in Perrys Gedanken einzuklinken.
Crest schien um Jahre gealtert zu sein. Ich erschrak, als ich seine matten und müden Augen sah. Sein Leben lang war er einer Hoffnung nachgejagt, und nun, da sich sein Paradies als wahr erwiesen hatte, blieb es ausgerechnet für ihn verschlossen. Eine solche Enttäuschung zu überwinden, dazu gehörte menschliche Größe.
»Es ist gut, wie es ist, Mr. Bull«, sagte er leise „Einige Jahre habe ich dank des Serums noch zu leben. Und wenn ich sterbe, dann in der Gewissheit, daß das Imperium nicht zerfallen wird. Die Menschen werden uns beerben, auch wenn Thora das noch nicht verstehen will.«
»Sie werden es erleben, Crest«, antwortete ich. »Ich wünsche es Ihnen.«
Thora wirkte weiterhin unnahbar. Die Lippen fest zusammengepresst, starrte sie wortlos durch mich hindurch. Die menschliche Ader, die sie kurz offenbart hatte, entsprach doch nicht ihrem Naturell.
Wie lange war Perry schon weg? Zehn Minuten oder länger? Würde er verändert zurückkommen? Jünger, ohne die Lachfalten um die Augen und die kleine Narbe auf dem rechten Nasenflügel. Erst allmählich wurden mir die vielen offenen Fragen bewusst. Unsterblichkeit für zweiundsechzig Jahre — schön und gut, doch bezog sich das auch auf Krankheiten? Menschen hängen am Leben, denn alles andere wäre kaum im Sinne der Evolution, und sie klammern sich umso fester daran, je länger dieses Dasein von der Natur programmiert war. Bedeutete das aber zugleich, daß wir — daß Perry — künftig schon bei jedem harmlosen Schnupfen in Panik geraten würden? Und dann die Gefahr eines schwerwiegenden Unfalls. Wer unsterblich war, würde wahrscheinlich stundenlang am Straßenrand stehen, bevor er es wagte, eine stark frequentierte Straße zu überqueren, und setzte sich dabei unwissentlich dem Risiko eines herabfallenden Dachziegels aus. Also lieber erst gar nicht aus dem Haus gehen? Von solchen kleinlichen Gedanken mußte ich mich losreißen. Unsterblichkeit war nichts für Menschen mit Ängsten, sie erforderte ein neues Denken und eine wesentlich veränderte Sicht des Lebens, ungefähr so wie der Witz mit dem Astronauten und dem Mondwürmchen.
Gucky grinste mich mit seinem blitzenden Nagezahn an. Sein Biberschwanz klatschte im Takt auf den Hallenboden.
Hast du wieder in meinen Gedanken spioniert, du kleine Kröte? Das ist geheim, klar? Wenn ich dich noch einmal erwische, werfe ich sämtliche Erdbeeren aus dem Schiff.
Der Mausbiber grinste immer noch. Entweder hatte ich mich geirrt, oder er war der hartgesottenste Halunke, den ich kannte.
Endlich kam Perry in Homunks Begleitung zurück. Der Reihe nach schaute er uns an. Vergeblich versuchte ich, eine Veränderung an ihm zu entdecken. Er sah aus wie immer, keine Spur junger.
»Mir wurde freigestellt, auch anderen Personen die Zellkonservierung zu ermöglichen«, sagte er bedeutungsschwer. »Das gilt leider nicht für Arkoniden.«
Sein Blick brannte sich an mir fest. Spürte er, daß ich
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