PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull
U-L-Kondensatoren gewesen, jene für die Antiflex-Brillen wichtigen Bauteile. Wir hatten sie in Millionenstückzahl gebraucht, um der Laurin-Gefahr begegnen zu können.
»Sie haben Beweise?«
Myers zog einen flachen Schaltblock aus einer Tasche seines Overalls hervor und reichte ihn mir. Das war ein Bauteil, wie sie sich zu Hunderten in modernen Raumschiffen fanden, hauptsächlich in der Steuerung der Impulstriebwerke oder für die Beschickung der Speicherbänke. Anzusehen war dem Ding herzlich wenig.
Abschätzend wog ich den Block in der Hand. »Seit wann werden die Fehlschaltungen eingebaut?«
»Es handelt sich um eine völlig neue Lieferung, Sir. Bisher sind drei Einheiten davon betroffen, zwei Flottenneubauten und ein Explorer.«
»Gut.« Ich nickte knapp. »Vielmehr ... Aber den Ausdruck erspare ich uns. Sie werden mit der Solaren Abwehr zusammenarbeiten, Myers. Kein Wort zu irgendwem; ich nehme an, das muß ich nicht erst betonen. Auf jeden Fall danke ich Ihnen für Ihre Feststellung. Wir werden herausfinden, was dahintersteckt. Und ich kann Ihnen versichern, daß die Administration sich dankbar erweisen wird. Wann werden Sie wieder in der Werft erwartet?«
Mein Vorzimmerengel streckte den Kopf zur Tür herein. Erst sah ich nur das graue, zu einem Nest aufgesteckte Haar, dann Miriam Wasteland Unschuldsmiene.
»Verzeihung, ich dachte nur, der Besucher ... «
»Wir haben uns schon bekannt gemacht«, sagte ich und fügte rasch hinzu, ehe sie sich dezent zurückziehen konnte: »Miss Wasteland, beordern Sie einen Teleporter zu mir und schalten eine Visiphonverbindung zu Mercant.«
Nach nicht einmal einer halben Minute hatte ich Allan D. Mercant in der Leitung. Er hörte wortlos zu und nickte knapp. »Ich setze meine besten Agenten darauf an. Sie schicken mir den Mann rüber?«
»Sobald ein Teleporter da ist.«
Sam Myers gab sich merklich Mühe, das Gespräch zu überhören. Mir war es vor meinem ersten Teleportersprung ähnlich ergangen. Intensiv widmete er sich den Kakteen.
Er schaute erst auf, als ich das Gespräch mit Mercant beendet hatte. »Der Säulenkaktus, Sir, wird bald üppig blühen. In meiner Unterkunft auf der Mondbasis pflege ich einige kleinere Exemplare, sie sind genügsam, aber längst nicht so saftig grün. Gibt es einen speziellen Dünger?«
»Nichts Besonderes«, antwortete ich. »Nur jeden Morgen eine Tasse heißen Abspülkaffee.«
»Den Kaffee kriegen die, die sich nicht wehren können, den Schnaps trinkt er selbst«, erklang hinter mir eine piepsige, respektlose Stimme. »Wissen Sie, Sam — Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie Sam nenne, nicht wahr? Schließlich hüpfen wir beide gleich ein wenig durch die Gegend — wissen Sie, eigentlich ist Reginald Bull ganz umgänglich. Er will Sie bestimmt nicht erschrecken.«
»Gucky!«, platzte ich heraus. »Ich habe dich nicht rufen lassen, damit du Konversation machst. «
Er teleportierte und trat Myers fast auf die Füße. Der Techniker stieß ein erschrecktes Gurgeln aus und taumelte rückwärts. Nur Guckys telekinetischer Zugriff verhinderte noch, daß er ziemlich unsanft mit dem bewunderten Kaktus Bekanntschaft schloss.
»Hopsa«, grinste der Mausbiber und griff mit seiner Rechten nach Myers' Hand. Der Mann fiel ins andere Extrem. Sein Gesicht war plötzlich kreidebleich. »Sir, Mr. Bull, vielleicht sollte ich lieber einen Transmitter ... «
»Das ist doch Quatsch!«, stieß Gucky schrill hervor. »Jeder teleportiert irgendwann zum erstenmal.« Er reckte mir seinen Nagezahn entgegen. »Mercant, stimmt's? Sind schon unterwegs.«
Natürlich hatte er die Gedanken des Technikers gelesen. Mit einem dumpfen Geräusch stürzte die Luft in das entstandene Vakuum, das die beiden in Sekundenbruchteilen verschwundenen Körper hinterlassen hatten.
Ich preßte die Lippen aufeinander, vergrub mein Gesicht in den Händen und fuhr mir dann mit den Fingern durchs Haar. Myers hatte Recht, der Säulenkaktus war wirklich eine Pracht. Eine Carnegiea gigantea mit mehreren seitlichen Austrieben, die mich seit Jahrzehnten in den wechselnden Büros begleitete. In meiner Zeit als Vizeadministrator auf Arkon und Oberbefehlshaber der ehemals arkonidischen Schlachtflotte war das Prachtstück wie ein Stück Heimat gewesen. Seither gediehen auf Arkon I, der Kristallwelt mit ihren prächtigen Parklandschaften und dem Regierungszentrum, viele dornige Botschafter Terras.
Als ich von Arkon weggegangen war, um mich allen anderen Aufgaben zum Trotz
Weitere Kostenlose Bücher