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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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meinem Lieblingskind, dem konstanten Aufbau der Solaren Explorerflotte, zu widmen, war eine weiträumige gläserne Kuppel im Entstehen begriffen gewesen, in der inzwischen einige zehntausend Kakteen eine neue Biosphäre gefunden hatten. Amalie war das Areal getauft worden. In memoriam Tante Amalie und ihre einzigartige Kakteenzucht. Wenn sie das noch hatte erleben dürfen, ich glaube, in ihrer überschwänglichen Freude hatte sie mich mit ihrer Leibesfülle halb erdrückt. Vielleicht war ich sogar erblich belastet. Auf jeden Fall erinnerte ich mich noch immer gerne an die Besuche bei ihr zurück, obwohl in ihrer kleinen Wohnung eine gewisse Vorsicht stets angebracht gewesen war.
    Mein Bedarf an Überraschungen war für diesen Tag bereits gedeckt. Doch als der Summer des Visitphons erklang, ahnte ich, daß es noch schlimmer kommen würde. Perry Rhodan war der Anrufer. Ich brauchte ihn nur anzusehen, um zu wissen, daß er eine Hiobsbotschaft überbrachte.
    »Vor fünf Minuten kam ein verstümmelter Hyperfunkspruch herein«, sagte er. »Ein Notruf. Über mehrere Relaisstationen und ziemlich schwach. Wir müssen davon ausgehen, daß die EX-411 in einer Sonne verglüht ist.«
    »Verdammt!«
    Ich stand da und schnappte nach Luft und drosch mit der zur Faust geballten Rechten in die linke Handfläche. Für einen Moment wünschte ich mir den alten mit Sand und Splitt gefüllten Kartoffelsack zurück, um mich daran abzureagieren.
    Die EX-411. Nach der aktuell gültigen Bezeichnung stand die 4 für die Serie, ein 500-Meter-Raumer, und die 11 war schlichtweg die fortlaufende Nummerierung, also das elfte in Dienst gestellte Schiff.
    Ihr Ziel hatte in der galaktischen Zentrumsregion mit ihrer überaus dichten Population gelegen. Vor Jahren war die STARLIGHT, das erste Passagierschiff mit dem neuen Linearantrieb, im Sternendschungel verschollen. Nur wenige Überlebende, unter ihnen der Chef der Solaren Abwehr Allan D. Mercant, waren zur Erde zurückgekehrt. Mercant hatte von einer eigenwilligen Sternenkonstellation aus sechs blauen Riesensonnen gesprochen, die zusammen die Eckpunkte eines geometrisch exakten Sechsecks bildeten. Ein monströser Transmitter, der Raumschiffe bis in die Nachbargalaxie Andromeda versetzen konnte — das hatte zumindest ein Galaktischer Mediziner behauptet.
    Egal ob es sich um eine Legende, um Hirngespinste oder sonst was handelte, mehrere Explorer hatten den Auftrag, die Wahrheit herauszufinden. Besonders intensiv wurde die Suche jedoch nicht betrieben. Zum einen waren die Koordinaten verlorengegangen, zum anderen gab es Wichtigeres, als Gerüchten nachzujagen.
    Der Weg nach Andromeda — das klang verlockend, aber auch allzu phantastisch. Ich hoffte auf einen Zufallstreffer. Um das galaktische Zentrumsgebiet zu kartographieren, hätte die gesamte Explorerflotte Jahrhunderte benötigt. Solch ein Gewaltakt war in keiner Weise vertretbar. Bevor wir von Andromeda träumen durften, mußten wir die Milchstraße besser kennenlernen. Terranische Schiffe hatten erst einen verschwindend kleinen Bruchteil des endlosen Sternenmeeres erkundet, und selbst die auf jahrtausendelanger Erfahrung basierenden arkonidischen Sternenkataloge bestanden genaugenommen aus einem Labyrinth weißer Flecke.
    Mir ging jede Verlustmeldung eines Schiffes an die Nieren, und das würde sich nie ändern. Hinter jedem Raumschiffsnamen standen menschliche Schicksale, Hunderte Familien waren jedes Mal betroffen. Wie konnte man das in nüchternen und, in meinen Augen, kalten Statistiken ausdrücken. Vernichtet im Kampf, keine Überlebenden, lasen sich die Anmerkungen. Oder: Verschollen. Offizielle Todeserklärung der Besatzung nach dreißig Jahren. Darunter jeweils die Namen in alphabetischer Reihenfolge.
    Achthundert Männer und Frauen hatten an Bord der EX-411 Dienst getan, und jeder einzelne hatte die Risiken gekannt. Niemand wurde gegen seinen Willen oder seine Überzeugung zur Explorerflotte versetzt. Aber der Reiz des Neuen und Unbekannten war stärker als alle Warnungen.
    Ich holte mir das Flottenarchiv auf den Monitor.
    Vor fünfeinhalb Monaten hatte die EX-411 das Sonnensystem verlassen. Sie gehörte zu einer neuen Baureihe mit modifizierten Linearkonvertern. Zudem hatte das Schiff eine überwiegend astronomische und astro-physikalische Ausrüstung mitgeführt. Die Mannschaftsliste las sich schon bei flüchtigem Überfliegen wie ein »Who is who« wissenschaftlicher Kapazitäten. Knapp ein Viertel der Besatzung besaß mindestens

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