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PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull

Titel: PR Kosmos-Chronik 01 - Reginald Bull Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Fettnäpfchen bereitgehalten, aber die Milchstraße war in der Hinsicht um vieles heikler. Ich brauchte nur an die Delikatesse der Unither zu denken, den heißen Grats-Drink. Möglicherweise reinigten sie mit der Brühe ihren Rüssel, oder sie empfanden bei der Grats-Jagd in den kochenden Geysiren von Unith eine besondere Selbstbestätigung, jedenfalls hatte ich das dampfende Zeug in die Kategorie Suizidhilfsmittel eingereiht.
    Fünf Minuten erst? Sollte ich mein Leben von A bis Z Revue passieren laßen, um auch die noch ausstehenden fünfundfünfzig Minuten einigermaßen passabel über die Runden zu bringen? Für einen Augenblick wurde ich abgelenkt, weil ich unter meinem Steißbein eine leichte Bewegung spürte. Die Matratze formte sich um und bildete eine flache Kuhle. Mal abwarten, wie groß die Vertiefung am Ende der Stunde sein wurde.
    Reine Schikane war das, sonst nichts. Hatte ich Claudrin geheißen oder Krefenbac oder meinetwegen auch Frigg, kein Mediziner hätte ein solches Theater veranstaltet. Wahrscheinlich war das der Preis des Ruhms.
    Massagefelder begannen meinen Nacken zu stimulieren. Das Prickeln war sogar angenehm. Der Mediziner hatte mir erklärt, daß für das Schiff keine Gefahr mehr bestand und daß die Crew unter Hochdruck herauszufinden versuchte, wo wir uns befanden. »Herrliche« Aussichten waren das. Vermutlich hatte der weiße Zwergstern den Linearraum beeinflusst und uns vom Kurs abgebracht. Aber gerade diese Sonne war unser Etappenziel gewesen, weil die Springer in unmittelbarer kosmischer Nachbarschaft das Beiboot der EX-411 entdeckt hatten. Oder vielmehr Wrackstücke, die angeblich zu einer Kaulquappe gehörten.
    Ich schloß die Augen und mußte wohl eingeschlafen sein. »Großonkel Reginald«, wisperte eine markante Stimme, »ich hatte gehofft, daß du kommen würdest — nur eher, als noch Zeit für uns war ... «
    Eine vielfältige Geräuschkulisse irritierte mich. Dieses Fauchen, Blubbern und Zischen schien von überall her zu kommen, ich konnte es nicht einordnen.
    »Michael!«, hörte ich mich rufen. »Wo bist du, Junge?«
    Keine Antwort.
    Dafür wich der dichte Dunst, der mich umwaberte. Für einen Augenblick sah ich brodelnden, dampfenden Dschungelboden, Baumriesen und, hinter treibenden Nebelfetzen für Sekunden im Sonnenlicht aufblitzend, zwei schlanke Felsnadeln.
    Jemand räusperte sich verhalten. Als ich die Augen aufschlug, lachte mich der Mediziner an. »Sehen Sie, Solarmarschall, es war doch gar nicht so schlimm.« Er desaktivierte die letzten Körpersensoren.
    »Was haben Sie mit mir angestellt?«, herrschte ich ihn an.
    »Nichts, Sir. Trotzdem haben Sie tief und fest geschlafen Ihr Körper hatte die Erholung einfach nötig.«
    »Erzählen Sie mir keinen solchen Unfug, Doc. Ihre Fürsorge in allen Ehren, aber Sie übertreiben. Ich kann endlich gehen?«
    »Natürlich, Sir. Sie sind absolut wiederhergestellt.«
    »Das war mir von vornherein klar.« Ich setzte mich am Rand der Liege auf. »Nur ihr Mediziner wollt immer alles ganz genau wissen.«
     
     
    Der Hauptbildschirm zeigte ein dichtes Sternenmeer, eine schier undurchdringliche Mauer flammender Sonnen, farbiger Gasnebel und Dunkelwolken, deren Ausläufer wie Krakenarme um sich griffen. Einige Sonnen standen bestenfalls Lichttage entfernt.
    Nahezu im Zentrum des Schirms zeichnete sich ein großer Stern ab, der seine Protuberanzen weit in den Raum spie. Von der lodernden Materie stürzte nur wenig in die Korona zurück. Ein weitaus kleinerer, aber massereicher dunkler Begleiter wirbelte die flammenden Gase in enger Spiralbahn mit sich. Es war ein faszinierender Anblick von unglaublicher Schönheit.
    Die Männer und Frauen der Zentralebesatzung nahmen Haltung an, ich winkte mürrisch ab. »Weitermachen!«,  kommandierte ich, blickte knapp um mich und wandte mich an den jungen Funker, der im Augenblick etwas gelangweilt wirkte. »Bitte Meldung, Leutnant Reich!«
    »Äh, Sir, Solarmarschall … «. Nach einem tiefen Atemzug wirkte der junge Leutnant — ich wußte, daß er erst zwei Wochen vor dem Start sein Patent erhalten hatte — schon deutlich gefasster. »Kein Hyperfunkempfang, Sir!. Das Schiff steht in einer Zone erhöhter Turbulenzen.«
    »Die Frequenzscanner zeichnen auf?«
    »Selbstverständlich, Sir. Nur, mir persönlich wäre es wohler, wenn wir endlich aus der Störzone raus wären.«
    Ich zog die Brauen hoch und gab mir Mühe, nicht allzu amüsiert zu wirken. »Ihnen persönlich also, Leutnant Reich?«,

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