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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Logik, die ihm einreden wollte, dass jenseits der Schwärze nur das Nichts auf ihn wartete? Alaska achtete kam darauf. Eine ungeheure Faszination hielt ihn im Griff.
    Nur noch wenige Meter trennten ihn von der Schwärze. In diesem Moment hätte ihn nichts und niemand mehr aufhalten können. Es war seine Bestimmung, den Spezialisten der Nacht durch das Black Hole zu folgen. Darauf hatte ihn das Schicksal vorbereitet.
    Die drohende Ausstrahlung, die er noch in den Korridoren wahrgenommen hatte, wich endgültig der grenzenlosen Verlockung. Alaska brauchte nur den Arm auszustrecken, um das Nichts zu berühren.
    Weit riss er die Augen auf, als er den letzten Schritt tat. Nur die Maske behinderte seine Wahrnehmungen und ließ das vage Gefühl wachsen, ihm bleibe manches noch vorenthalten.
    Wärme umspülte ihn. Da war keine alles vernichtende Schwerkraft, sondern eine unglaubliche Leichtigkeit.
    Ein einziger Schritt brachte Alaska Saedelaere auf die andere Seite. Die Schwärze blieb.
     
     
    Der inneren Anspannung folgte die Erleichterung auf dem Fuß. Die Schwärze, die jetzt noch seinen Pulsschlag beschleunigte, entpuppte sich als nächtliche Finsternis. Fünf kleine, fahle Monde standen am Firmament. Auch ohne mehr als den Himmel über sich zu sehen, wusste Alaska Saedelaere sofort, dass er nicht mit den Spezialisten der Nacht angekommen war. Sein Durchgang durch das Black Hole war von'irgendetwas beeinflusst worden, vielleicht sogar vom Anzug der Vernichtung.
    Alaska lauschte in die Nacht hinaus. Nur ein leises Säuseln des Windes war zu vernehmen, ansonsten schwieg diese Welt, deren fremde Sternbilder ihm unbekannt waren. Ein Hauch von Anspannung hing in der Luft, wie nach einem reinigenden Gewitter. Tief sog der Maskenträger die würzige Atmosphäre in seine Lungen. In seinen Augen brannte der Schweiß. Er blinzelte, nahm die Maske aber nicht ab, als er sich langsam um sich selbst drehte.
    In geringer Distanz gähnte eine große, dunkle Öffnung im Boden. Im Mondschein konnte Alaska keine Grubenwände erkennen. Aber der Schacht wirkte ohnehin seltsam, wie aus dem Boden herausgestanzt oder — dieser Gedanke irritierte Saedelaere — wie eine alles Licht absorbierende Scheibe, die jemand hier niedergelegt hatte.
    Rund um die »Grube« ragten Statuen auf. Alaska hatte ähnliche Steinbilder schon gesehen. Auf der Erde, erinnerte er sich, im ehemaligen südamerikanischen Bundesstaat Bolivien. Nahe Tiahuanaco existierten geheimnisvolle Ruinen, deren Herkunft niemals wirklich geklärt worden war.
    Augenblicke später kniete er am Rand des seltsamen Schachtes. Die Grenze war so scharf wie mit einem Messer gezogen. Hier spürte er noch den Boden zwischen den Fingern, dort tauchte seine Hand widerstandslos ein — und verschwand. Ruckartig zog er den Arm zurück.
    Eine optische Sperre, ein Deflektorfeld? Anders ließ sich das Phänomen nur schwer erklären. Sekundenlang schloss Saedelaere die Augen. Da waren Fetzen einer verschwommenen Erinnerung, die er festhalten wollte. Lange lag jener Augenblick zurück, beinahe schon ein Menschenleben. Vielleicht blieb das Bild vor seinem inneren Auge deshalb unscharf und verschwommen. Red Question Mark II hatten sie jene Welt getauft, die wieder in den Schwarm aufgenommen worden war. Hatte er dort wirklich zwischen den Bohlen eines halb verfallenen Steges hindurch eine ähnliche Grube gesehen? Oder bildete er sich dieses Déjà-vu-Erlebnis nur ein?
    Jäh richtete er sich auf.
    Die Grube mit den Statuen lag an einem Hang. In wenigen Kilometern Entfernung entdeckte Saedelaere eine Stadt. Aus der Distanz wirkte sie gedrungen, ein Konglomerat dicht gedrängter und schlanker Türme. Die Gassen waren selbst aus der Höhe nicht einzusehen, jedoch hing über ihnen der flackernde Widerschein Tausender Fackeln.
    Die Stadt war an der Schleife eines breiten Flusses errichtet, Segelboote dümpelten auf den Wellen. Darüber hinaus gab es nirgends Anhaltspunkte für eine fortgeschrittene technische Zivilisation. Auf gewisse Weise gewann Saedelaere sogar den Eindruck eines zu groß geratenen Puppenhauses. Der Vergleich, so absurd er schien, ließ sich nicht mehr vertreiben.
    Hangaufwärts zeichnete sich eine halb verfallene Hütte gegen den Himmel ab. Ein Hauch von Zeitlosigkeit haftete ihr an und irritierte Alaska ebenso wie die Stille der nachtschlafenden Stadt. Alles Leben im Tal schien zu ruhen.
    Es ist ausgeschaltet!, durchzuckte es Saedelaere. Wie in einer Spielzeugstadt. Er schauderte. Es war

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